Die Gründerzahlen sprechen für sich
Der Drang in die Selbstständigkeit ist groß.

BEZIRK KIRCHDORF (sta). Im ersten Halbjahr 2019 gab es laut Wirtschaftskammer jeden Tag in Österreich 133 Neugründungen - mehr als jemals zuvor. Gründen ist auch im Bezirk Kirchdorf mit 129 Neugründungen "in". "Das ist ein sehr guter Wert", sagt dazu WKO-Bezirksstellenleiter Siegfried Pramhas. "Ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort braucht den frischen Wind in Form von Neugründungen. Junge Unternehmer bringen neue Sichtweisen, Vorgangsweisen und Produkte. Damit entsteht eine wichtige Dynamik für eine gesamte Region. Selbstständig sein hat viele persönliche Vorteile, es sind aber gleichzeitig viele Herausforderungen zu meistern."
Warum der Drang in die Selbstständigkeit derzeit so groß ist, weiß Strategieexperte und Startup-Coach Mario Pramberger aus Schlierbach. Er hat 20 Jahre Erfahrung in diesem Bereich, war Gründerberater bei der WKO. Jetzt ist er selbstständiger Unternehmensberater. Er sagt: "Freiheit und Eigenverantwortung waren meine zentralen Antriebsfedern. Ich wollte mein eigener Chef sein, meine eigenen Ideen realisieren und natürlich den Erfolg alleine einfahren. Ich empfehle jedem, der sich selbstständig machen möchte, auf seine Stärken zu achten, hartnäckig zu bleiben und seinen Weg zu verfolgen." Einen bestehenden Betrieb in Kirchdorf hat Ralf Schauflinger übernommen, diesen komplett neu ausgerichtet und sich auf Biomenüs spezialisiert. Der Jungunternehmer sagt: "Ich arbeite 60 Stunden in der Woche für die Firma. Der emotionale Druck ist groß, bis die ersten finanziellen Hürden geschafft sind. Trotzdem überwiegen bei mir die Freude am Gestalten sowie die Zufriedenheit, etwas Eigenes wachsen zu sehen."

"Mehr ist mehr"

Seit vielen Jahren hegte auch Nina Briendl den Wunsch, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. "Ich habe ein sehr breit gefächertes Interessensgebiet. Als Angestellte wird man zumeist auf einzelne Aufgabengebiete beschränkt. Das war mir zuwenig. 'Mehr ist mehr' lautete meine Devise und machte mich selbstständig." Die junge Schlierbacherin gründete eine Werbeagentur und unterstützt Unternehmen bei ihrem Werbeauftritt. "Die Aufgaben sind vielfältig und somit genau das Richtige für mich. Freies Arbeiten, wann und wo man will – das ist wohl eine romantische Phantasie. Denn – ich arbeite dann, wenn meine Kunden mich brauchen. Und das dort, wo ich gerade bin. Das muss man mögen – und ich mag es", hat Briendl den Weg in die Selbstständigkeit bisher nicht bereut.

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Strategieexperte und Startup-Coach Mario Pramberger aus Schlierbach im BezirksRundschau-Interview:

BezirksRundschau: Freiheit, Eigenverantwortung aber auch Belastung, hört man oft, wenn man über Unternehmensgründung spricht. Was aber steckt wirklich dahinter?
Pramberger: Ja das stimmt. Freiheit und Eigenverantwortung waren auch zwei meiner zentralen Antriebsfedern. Ich wollte mein eigener Chef sein, meine eigenen Ideen realisieren und natürlich auch den Erfolg alleine einfahren, um nicht immer teilen zu müssen. Darüber hinaus war es nach 10 Jahren in Steyr für mich wichtig, auch beruflich wieder vor Ort in meiner Heimatgemeinde Schlierbach tätig zu sein. Es spielen also viele Gründe eine Rolle.

Ist es wirklich so, dass man selbst und ständig arbeitet?
Ich glaube das wird oft missverstanden. Dahinter steckt das Thema der Flexibilität. Man ist ja in der Lage sich die Zeit selber ein zu teilen. Man kommt aus dem JOB, wo man es gewohnt ist Arbeitszeiten ein zu halten. Nach der Gründung gibt es diesen Rahmen nicht mehr. Man kann ihn komplett frei gestalten. Ich bin zum Beispiel jetzt oft tagsüber auch bei meiner Familie, dafür sitze ich abends oder auch am Wochenende im Büro. Ich für mich hab da ein paar Wochen gebraucht um rein zu kommen. Wenn es einem aber gelingt, seine Idee zu realisieren arbeitet man sowieso liebend gerne, da spielt die Uhrzeit oder der Wochentag keine große Rolle.

Was braucht die Gründerszene aus deiner Sicht künftig?
Es gibt unendlich viele Angebote für Startups. Wettbewerbe, Inkubatoren, Akzeleratoren, Beratungsangebote, es gibt tatsächlich auch viel Geld, dass in der Startup-Szene kursiert. Aus meiner Sicht konzentriert sich das nur leider sehr oft auf die Landeshauptstädte. Es wäre gut und wichtig, wenn es uns gelingt, da noch mehr Angebote in die Region zu bekommen. Generell finde ich auch, dass der Gründungsprozess weiter vereinfacht werden sollte. Da gibt es noch immer so viele Dinge die vorher nicht absehbar und kalkulierbar sind. Da darf sich Österreich schon noch anstrengen! Und es braucht zahlreiche Gründungsvorhaben die langfristig angelegt sind. Der Beweggrund nach kurzer Zeit einen Exit (Anmerkung: Unternehmensverkauf) zu schaffen ist für mich der Falsche – ist aber zur Zeit an der Tagesordnung.

Was empfiehlst du Personen die sich selbständig machen wollen?
Orientiert euch an den erfolgreichen Beispielen. Wie haben die es gemacht. Schaut, auf eure Kernkompetenz. Wo liegt die persönliche Stärke? Wo kann ich der Beste in einer Branche oder in einer Region werden? Es ist absolut nicht notwendig der erste auf einem Markt zu sein. Das zeigen zahlreiche Beispiele. Wenn man seine Kernkompetenz gefunden hat ist der nächste Schritt die Definition der Zielgruppe. Also mein Tipp: Ausprobieren – dabei hartnäckig bleiben – seinen Weg verfolgen, aber wenn notwendig den Weg auch anpassen können!

145 neue Unternehmen

Insgesamt 145 neue Unternehmen wurden im ersten Halbjahr im Bezirk Kirchdorf registriert. „Von Jänner bis Juni wurden 129 Unternehmen neu gegründet und 16 bestehende Unternehmen übernommen“, so WKO-Bezirksstellenobmann Klaus Aitzetmüller und WKO-Leiter Siegfried Pramhas. Die meisten Gründungen gab es in der Sparte Gewerbe und Handwerk mit 70, dahinter liegen die Sparten Handel (34), sowie Information und Consulting (13). Acht Gründungen gab es in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft.

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Foto: Cityfoto
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