Epilepsie: „Manche Vorurteile halten sich hartnäckig“
Epilepsie lässt sich heute gut behandeln. Viele Patienten bleiben sogar langfristig ohne Anfälle. Unwissenheit über diese neurologische Erkrankung und Vorurteile gegenüber Betroffenen seien aber nach wie vor weit verbreitet, bedauert der Neurologe Joachim von Oertzen von der Landesnervenklinik Linz.
BEZIRK (wey). Epileptische Anfälle sind Störungen des Gehirns aufgrund von vermehrten kurzen Entladungen der Nervenzellen. Bei weitem nicht alle sind mit heftigen Zuckungen, Krämpfen oder Bewusstlosigkeit verbunden, wie viele glauben. Es gibt auch Anfälle, welche die Betroffenen gar nicht als solche erkennen. Die Ursachen für Epilepsie sind vielfältig. „Möglich sind z. B. eine Schädigung des Hirngewebes bei der Geburt, Stoffwechselstörungen, Hirnentzündungen, Tumore oder Unfälle, bei denen das Gehirn verletzt wird. In vielen Fällen lässt sich gar keine konkrete Ursache finden“, erklärt Joachim von Oertzen, Leiter der Abteilung Neurologie in der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg in Linz und ausgewiesener Experte für Epilepsie. Etwa fünf Prozent der Menschen erleiden im Laufe ihres Lebens einmal einen epileptischen Anfall. Nur bei einem kleinen Teil von ihnen wiederholen sich die Anfälle, sodass Epilepsie diagnostiziert wird. Mit vier bis acht Betroffenen pro tausend Einwohner ist Epilepsie aber trotzdem eine der am weitesten verbreiteten neurologischen Erkrankungen..
„Menschen mit Epilepsie sind normal intelligent und leistungsfähig“
Medizinisch sei Epilepsie heute gut behandelbar, so Primar von Oertzen: „Ein großer Teil der Patienten lebt anfallsfrei und kann ein Leben ohne wesentliche Einschränkungen führen. Epilepsie ist eine ganz normale neurologische Erkrankung. Trotzdem halten sich Vorurteile teilweise hartnäckig, z .B. der Mythos, dass Epilepsie eine Geisteskrankheit ist oder Epileptiker nicht arbeitsfähig sind. Das ist Unsinn. Menschen mit Epilepsie sind normal intelligent und leistungsfähig. Viele von ihnen leiden aber an der Angst vor einem Anfall und vor sozialer Ausgrenzung oder gar Jobverlust. Das ist oft schlimmer als die Krankheit selbst.“
Soziale Ausgrenzung oft schlimmer als Krankheit selbst
„Die Diskriminierung von Menschen mit Epilepsie ist heute zwar nicht mehr so radikal wie noch vor ein paar Jahrzehnten. Trotzdem bekommen sie im Sozial- und Berufsleben oft auf subtile Art Vorurteile zu spüren, ohne dass der Grund dafür offen ausgesprochen wird. Das ist sehr kränkend. Nach wie vor investieren viele Betroffene Energie, alles geheim zu halten. Mehr Wissen über Epilepsie würde den gesellschaftlichen Umgang damit viel entspannter machen“, so Dr. Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich.
Informationsabend in Linz am 8. Oktober
Am Montag, 8. Oktober, findet in der Landesnervenklinik Wagner Jauregg in Linz (Mehrzwecksaal 1) von 18 bis 19.30 Uhr ein Informationsabend zur Epilepsie statt, der sich an Betroffene, Angehörige und alle Interessierten richtet. Themen sind u. a. Ursachen, Symptome, Diagnostik und Behandlung durch Medikation bzw. Operation. Der Eintritt ist frei.
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