Neue Initiative
Forschungsprojekt nimmt den Mehrwert der Berglandwirtschaft ins Visier

Stefan Kirchweger aus Molln, wissenschaftlicher Leiter des Studienzentrums für internationale Analysen "Studia" in Schlierbach. | Foto: Bio Austria
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Anfang Juni 2022 fiel in der Region der Startschuss für das Forschungsprojekt "Mehrwert Berglandwirtschaft". Die offizielle Kick-off-Veranstaltung ist für den 27. Juli geplant.

REGION STEYR-KIRCHDORF. Mehr als die Hälfte der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in den Bezirken Kirchdorf und Steyr befinden sich im Berggebiet. Die ARGE Mehrwert Berglandwirtschaft beschäftigt sich seit einiger Zeit mit einem innovativen Ansatz, wie man diese absichern kann. Die Leader-Region Nationalpark Kalkalpen und der Verein "Nahtur" haben sich in einem österreichweiten Ausschreibeverfahren des BMLRT erfolgreich um das 500.000 Euro schwere EU-Forschungsprojekt beworben. Die offizielle Kick-off-Veranstaltung ist für 27. Juli geplant.

Strukturen stärken

Leader-Manager Felix Fößleitner erklärt: "Die Berglandwirtschaft steht ziemlich unter Druck. Aufgrund der Weltmarktpreise, der benachteiligten Produktionsbedingungen und nur bedingt vorhandener alternativer Einkommensstandbeine gehen immer mehr Betriebe und Flächen verloren. Damit brechen Strukturen im ländlichen Raum weg, die Selbstversorgung und Krisenfestigkeit werden geschwächt." Langfristig vermindern sich dadurch wichtige Umweltleistungen wie Artenvielfalt, Kohlenstoffbindung, gute Wasserqualität, bienenschonende Bewirtschaftung, ökoeffiziente Produktion und vieles mehr. "Es braucht daher Maßnahmen, um die Berglandwirtschaft – und damit auch die Region – zu stärken", so Fößleitner. Das Projekt soll die erwähnten Umweltleistungen sichtbar machen und den Bauern künftig Zusatzeinnahmen ermöglichen.
Wichtig sei, ein Bewusstsein in der Gesellschaft zu schaffen, welche Bedeutung diese Ökosystemleistungen haben, fügt Projektkoordinatorin Anita Haider hinzu. "Es soll ein echter Mehrwert für unsere Region geschaffen werden." Es gehe weiters um Möglichkeiten, diese Ökosystemleistungen finanziell abzugelten, "gerade auch im Hinblick auf Zusammenarbeit mit Unternehmen und Endabnehmern.

Mehrleistungen der Berglandwirtschaft quantifizieren

Einer der Projektpartner ist auch das Studienzentrum für internationale Analysen "Studia" in Schlierbach. Der wissenschaftliche Leiter Stefan Kirchweger informiert: "Das Projekt hat mit 1. Juni begonnen und sich zum Ziel gesetzt, die Mehrleistungen der Berglandwirtschaft in der Nationalpark OÖ. Kalkalpen Region im Bereich der Ökosystemleistungen zu quantifizieren. Da diese Leistungen unzureichend über bestehende Förderungen und Märkte abgegolten werden, sollen umsetzbare Möglichkeiten der Vermarktung erarbeitet und entwickelt werden." Im Speziellen gehe es dabei um die Entwicklung eines marktfähigen Geschäftsmodells in Form von strategischen Partnerschaften zwischen Wirtschaftsunternehmen und Berglandwirtschaftsbetrieben der Region. Dadurch soll ein Beitrag zur betriebswirtschaftlichen Stabilisierung bzw. eine Möglichkeit zur Generierung eines alternativen Einkommens für die landwirtschaftlichen Betriebe geschaffen werden. Kirchweger: "Die Ziele sollen durch eine nachvollziehbare, transparente und wissenschaftlich fundierte Herangehensweise erreicht werden. Dafür sorgen die wissenschaftlichen Projektpartner. Dieses Projekt trägt maßgeblich zur Erhaltung und Förderung sowohl der kleinstrukturierten Landwirtschaft als auch des wertvollen Ökosystem in der Nationalpark OÖ. Kalkalpen Region bei und stellt somit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung dieser ländlichen Region dar."
Studia beschäftigt sich dabei vor allem mit den Potenzialen und Auswirkungen auf den landwirtschaftlichen Betrieben, berechnt die durch die Erbringung der Ökosystemleistung entstehenden Mehrkosten und diskutiert mit den Betrieben die Umsetzbarkeit der Vermarktungsmöglichkeiten.

Landwirtschaft als systemkritische Infrastruktur

Bezirksbauernkammer-Obmann Andreas Ehrenhuber und Gabriele Hebesberger, die Dienststellenleiterin der Bezirksbauernkammer Kirchdorf-Steyr, ergänzen: "Die Pandemie hat gezeigt, dass die Landwirtschaft eine systemkritische Infrastruktur ist. Der Ukrainekrieg beweist, dass wir mit grünen Wiesen und ertragreichen Ackerflächen unsere Eigenversorgung sicherstellen. Die Absicherung einer wirtschaftlichen Berglandbewirtschaftung hat einen hohen Wert für unsere Gesellschaft. Durch das Projekt `Mehrwert Berglandwirtschaft´ sollten neue Einkommens- und Entwicklungsmöglichkeiten für die Landwirtschaft im Berggebiet erforscht werden. Landwirte, Unternehmen mit Umweltverpflichtungen und schlussendlich die gesamte Bevölkerung könnte davon profitieren."

Zur ARGE Mehrwert Berglandwirtschaft:

Die ARGE besteht aus Vertretern des Vereins „nahtur“, von landwirtschaftlichen Betrieben, der Wissenschaft  und der landwirtschaftlichen Verbände. Die ARGE ist auch der Träger dieses EIP-Projektes und Förderwerber. LAbg. Regina Aspalter, Leopold Ahrer (Obmann nahtur) und Felix Fößleitner waren „die“ treibenden Kräfte für dieses zukunftsweisende Projekt. Die Stärkung der Berglandwirtschaft und das Aufzeigen der Potenziale im Bereich der Ökosystemleistungen in unserer Region sind wesentliche Antriebsfedern für dieses Projekt.

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