Angelika Reitböck zeigt auf
Hausärztemangel droht – den Kassenarzt wieder aufwerten

Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, und Angelika Reitböck, Präsidentin des österreichischen Hausärzteverbands. | Foto: Weymayer
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Mehr als die Hälfte der Kassenärzte in Österreich geht in den nächsten fünf bis zehn Jahren in Pension.

KLAUS, BEZIRK KIRCHDORF. Dass seit Jahren ein Mangel an Hausärzten besteht, ist nicht neu. Die Situation verschärft sich in nächster Zeit unter anderem dadurch, dass 50 Prozent der Kassenärzte in den kommenden fünf bis zehn Jahren in Pension geht. "Wir befinden uns mitten in einer großen Pensionierungswelle", verdeutlicht die Allgemeinmedizinerin Angelika Reitböck aus Steyrling. Sie ist nicht nur seit 15 Jahren Kassenärztin in der Gemeinde Klaus an der Pyhrnbahn, sondern auch Präsidentin des österreichischen Hausärzteverbands.

Von knapp 4.000 Kassenstellen in Österreich sind derzeit 111 Stellen unbesetzt, 31 allein in OÖ. Im Bezirk Kirchdorf ist momentan jene in Inzersdorf im Kremstal betroffen. Auf den verbleibenden 24 Kassenstellen im Bezirk sind 29 Ärzte aktiv tätig.

Ausbildung muss sich ändern

Um gegenzusteuern, müsse sich bereits bei der Ausbildung einiges ändern, so Reitböck. Sie nennt ein Beispiel aus dem Bezirk. "Früher gab es im Krankenhaus Kirchdorf 25 Turnusärzte, die alle die Ausbildung zum Allgemeinmediziner begonnen haben. Aktuell sind es fünf. Wir haben zu wenig Ausbildungsstellen, die Anzahl müsste deutlich erhöht werden", formuliert sie ihren Wunsch an die Politik. Auch die Honorierung der Allgemeinmediziner müsse an ihre Facharztkollegen angeglichen werden.

"Die ÖGK hat vernünftigerweise österreichweit die Leistungen für alle Patienten harmonisiert. Dies sollte auch für Ärzte gelten, da wir signifikante Einkommensunterschiede zwischen den verschiedenen Bundesländern zu verzeichnen haben."
Angelika Reitböck

Reitböck geht es auch um die "Aufhebung sämtlicher völlig leistungsfreier Honorarlimits". Damit würde es auch gelingen, viele Wahlärzte wieder ins Kassensystem zurückzubringen. "Sollte es nicht zu drastischen Verbesserungen und Richtungsänderungen kommen, werden die Hausärzte weiterhin eine aussterbende Spezies bleiben."

Gesundheit als Mannschaftssport

Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, ergänzt: "Für das Gesundheitssystem sind die Hausärzte unglaublich wichtig, sie sind die ersten Ansprechpersonen für die Patienten. Unser gemeinsames Anliegen ist es, die Hausärzte zu stärken. Gesundheit ist für mich Mannschaftssport. Als Industriebundesland wissen wir: Der Fachkräftemangel ist ein Thema in allen Branchen, er betrifft genauso die Medizin. Der Beruf des Allgemeinmediziners muss wieder attraktiv werden. Wir als Sozialversicherung sind gefordert, die versprochene Harmonisierung durchzusetzen." Aktuell sei man dabei, das E-Rezept auszurollen. "Die vielen Regulative, die es gibt, machen es für einen praktischen Arzt oft nicht einfach. Uns muss es durch Digitalisierungsschritte gelingen, Dinge einfacher zu machen. Das sehe ich als wesentliche Aufgabe."

Fakten rund um die Hausärzte

Bei neun Millionen Einwohnern in Österreich ist ein Hausarzt im Durchschnitt für 2.300 Menschen zuständig.
In den vergangenen zehn Jahren nahm die Bevölkerung zwar um 6 Prozent zu, die Anzahl der Kassenärzte für Allgemeinmedizin verringerte sich jedoch im selben Zeitraum um 5 Prozent. Dies führte zu einer Leistungsverdichtung von elf Prozent für die aktiv praktizierenden Ärzte.

Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, und Angelika Reitböck, Präsidentin des österreichischen Hausärzteverbands. | Foto: Weymayer
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