Heimische Seen im Gesundheitscheck

Gleinkersee - aktuell (November 2014) ist sein Zustand "gut", allerdings mit Tendenz zur Verbesserung. | Foto: TVB Pyhrn-Priel/Sulzbacher
  • Gleinkersee - aktuell (November 2014) ist sein Zustand "gut", allerdings mit Tendenz zur Verbesserung.
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BEZIRK, OÖ. Nach mehr als 20-jähriger Unter­brechung hat der Gewässerschutz beim Amt der Oö. Landesregierung im Jahr 2007 wieder mit einem eigenen systematischen Untersuchungs­programm für die natürlichen Seen im Bundesland begonnen: Vergleichbar mit einer vorsorgenden Gesundenuntersuchung aus dem medizinischen Bereich werden hier die wichtigsten Kennparameter und Entwicklungen zum ökologischen Zustand dargestellt – im Gegensatz zu den saisonalen Untersuchungen der Badewasserqualität, die eine Momentaufnahme der Keimbelastung an den häufigst frequentierten Badestellen zum Ziel hat – im medizinischen Vergleich sozusagen auf "aktuelle Erkrankungen/Entzündungen" hinweisen soll.

Erfreuliches Ergebnis der Kontrollmessungen:
Überwiegend sind unsere Seen auch ökologisch auf höchstem Niveau! Aktuell befindet sich die Mehrzahl der Seen im sehr guten oder guten Zustand!

Darüber hinaus gibt der 120 Seiten umfassende Bericht eine umfangreiche Beschreibung sowie anschauliche Bilder und Diagramme zu den untersuchten Seen. So wird dieses Werk nicht nur für Seenexperten interessant, sondern ist auch ein wichtiges Nachschlagewerk für die Tourismusverantwortlichen, Interessensgruppen wie Fischer oder interessierte Bürger.

Seen im Blickpunkt des öffentlichen Interesses

Die Seen Oberösterreichs stehen unverändert im Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Sie sind wichtiges Aushängeschild für den Fremdenverkehr und Anziehungspunkt für die erholungssuchenden Oberösterreicher/innen. Darüber hinaus erfüllen unsere Seen Funktionen im Naturhaushalt und sind ökologischer Rückzugsraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Durch die umfassenden Maßnahmen zur Seenreinhaltung (Ringkanalisationen) in den 1970er Jahren ist es gelungen, übermäßige Nährstoffeinträge so weit zu reduzieren, dass vielerorts wieder eine ausgezeichnete Seen-Qualität erreicht wurde:

Gleinkersee aktuell in "gutem" Zustand

Aktuell befinden sich Attersee, Hinterer Langbathsee, Irrsee, Offensee, Vorderer Gosausee und Vorderer Langbathsee im sehr guten Zustand. Almsee, Gleinkersee, Hallstättersee, Höllerersee, Imsee, Laudachsee, Nussensee, Schwarzensee, Seeleithensee und Traunsee kommen auf einen guten Zustand. Lediglich der Heratinger See, Holzöstersee und Mondsee haben einzelne Probleme.

Durch die EU-Wasserrahmenrichtlinie und deren nationale Umsetzung hat in den letzten zehn Jahren die ökologische Betrachtung und Überwachung der Gewässer noch einmal an Bedeutung gewonnen. Im Rahmen des 2007 wieder aufgenommenen Seenmonitorings des Landes werden die Qualitätsparameter regelmäßig überprüft und die ökologische Zustandsbewertung veröffentlicht. Im neuen Seenbericht beleuchten die Expert/innen des Gewässerschutzes mit aufwendigen Beprobungen und Laboranalysen die Jahre von 2010 – 2012 näher.

Seenaufsicht in Oberösterreich

In den 1960er und 1970er Jahren kam es aufgrund der erhöhten Nährstoffeinträge zu „Algenblüten“ an unseren Seen. Stellenweise drohten die Gewässer sogar zu „kippen“ – das heißt sie verwandelten sich aufgrund des dadurch hervorgerufenen Sauerstoffmangels teilweise zu stinkenden Kloaken. Die darauf folgenden Sanierungen mittels Ringkanalisationen und Kläranlagen zählen bis heute zu den erfolgreichsten und ersten durchschlagenden positiven Umweltprojekten! In den 1980er Jahren verlagerten sich die Gewässerschutzbemühungen auf die Fließgewässer und die amtliche Seenaufsicht wurde eingestellt.

Ein erster Bericht über die Ergebnisse des Seenmonitorings wurde nach dem Vorliegen der Ergebnisse der Jahre 2007 und 2008 im Rahmen des Gewässerschutzberichtes 43 „Seenaufsicht in Oberösterreich“ veröffentlicht. Schwerpunkt dieses Berichtes war neben einer allgemeinen Beschreibung der einzelnen Seen und einer ersten aktuellen Standortbestimmung ein Vergleich mit früheren Zustandserhebungen (Amtlicher oberösterreichischer Wassergüteatlas Nr. 10 aus dem Jahr 1987 und Gewässerschutzbericht Nr. 20 aus dem Jahr 1998). Da sich im Lauf der Zeit Bewertungs- und Untersuchungsmethoden verändern, gestalten sich aber Vergleiche mit älteren, methodisch teilweise anders durchgeführten Untersuchungen mitunter schwierig. Daher ist es ein wesentliches Anliegen des jetzt vorliegenden Berichtes, der sich auf sechs Untersuchungsjahre mit weitgehend gleichbleibender Methodik stützt, erste Abschätzungen der zeitlichen Entwicklung vorzunehmen.

regelmäßige ökologische Überwachung unverzichtbar

Für Wasser-Landesrat Anschober ist die regelmäßige ökologische Überwachung unserer Gewässer ein unverzichtbares Instrument der Umweltkontrolle: „Dadurch können wir rechtzeitig auf geänderte Umwelteinflüsse reagieren und versuchen, diese sensiblen Ökosysteme funktionsfähig zu erhalten. Anders als bei den Untersuchungen zur Badewasserqualität, bei denen vor allem die hygienischen Aspekte für die Badenutzung im Vordergrund stehen, geht es hier um die langfristige Lebensraumqualität unserer Naturjuwele.“

Amtliches Seenmonitoring: So wird der Gewässerzustand bewertet
Im Rahmen dieses amtlichen Seenmonitorings werden folgende Seen regelmäßig beprobt: Almsee, Gleinkersee, Heratinger oder Ibmer See, Hinterer Langbathsee, Höllerersee, Holzöstersee, Imsee, Laudachsee, Nussensee, Offensee, Schwarzensee, Seeleithensee, Vorderer Gosausee und Vorderer Langbathsee.

Attersee, Hallstättersee, Irr- oder Zellersee, Mondsee und Traunsee werden im Rahmen der Gewässerzustands-überwachungsverordnung (GZÜV) durch den Bund überwacht.

Aufgrund besonderer Problemstellungen wurden der Traunsee und seit 2013 auch der Mondsee parallel zu den Messungen des Bundes ebenfalls in das landeseigene Untersuchungsprogramm eingebunden, um über eine noch größere Datendichte verfügen zu können.

Die Seen werden in der Regel fünf Mal pro Jahr untersucht, die Probennahme erfolgt an der tiefsten Stelle eines Sees. Die Zeitpunkte dafür werden nach limnologischen Gesichtspunkten ausgewählt, die Befahrungen erfolgen Mitte Jänner bis Mitte Februar (Winterstagnation), Ende März bis Ende April (Frühjahrszirkulation), Mitte Juni bis Mitte Juli (frühe Sommerstagnation), Mitte September bis Mitte Oktober (Endphase der Sommerstagnation) und schließlich Mitte November bis Mitte Dezember (Herbstzirkulation).

Die Proben aus den unterschiedlichen Tiefenbereichen werden chemisch-physikalisch und hinsichtlich der vorkommenden Algen (=Phytoplankton) untersucht. Als Ergebnis wird einerseits der Trophiezustand (=Nährstoffsituation) berechnet und die aktuelle Situation in Relation zur natürlichen Hintergrundbelastung gesetzt, so dass man eine "ökologische Zustandsklasse" in 5 Stufen – von 1 = sehr gut bis 5 = schlecht – erhält.

Trendabschätzung

Eine mehr oder weniger ausgeprägte Tendenz zur Verbesserung zumindest bei einzelnen Indikatoren ist in erster Linie beim Gleinkersee und beim Irr- oder Zellersee, in geringerem Ausmaß aber auch beim Hallstätter See, beim Hinteren Langbathsee und beim Offensee zu bemerken.

Etwas zur Verschlechterung neigen in erster Linie der Höllerersee, der Holzöstersee und der Schwarzensee sowie in geringerem Maße der Almsee, der Attersee und der Mondsee. Zum Schwarzensee, Almsee und Attersee muss aber festgestellt werden, dass es sich dabei um kleine Veränderungen auf einem sehr hohen Niveau handelt.

Sonderfall Traunsee

Nach dem Ende der Sodaproduktion in Ebensee im September 2005 kam es schlagartig zu einer Verringerung des Salzeintrages. Dadurch wurde das über Jahrzehnte mit Salzen angereicherte und spezifisch schwerere Wasser des Traunsees mit salzärmerem und spezifisch leichterem Wasser überschichtet. Die dadurch beeinträchtigte Durchmischung reduzierte den Sauerstoff im Tiefenwasser auf ein Minimum (Sommer 2012: 1,9 mg/l in 190 m Tiefe).

Der aktuelle Seenbericht kann kostenlos auf der Website des Landes OÖ und auf www.anschober.at/politik/wasser/seen-und-fluesse heruntergeladen werden.

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Foto: Cityfoto
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