Bestandsstützung
Luchs Janus aus Thüringen im Nationalpark Kalkalpen ausgewildert
- Luchs Janus aus Thüringen wurde im Nationalpark Kalkalpen ausgewildert. Auf ihm ruhen große Hoffnungen, weil er ein Luchs mit Karpaten-DNA ist.
- Foto: John Crusius, Wildtierland Hainich gGmbH
- hochgeladen von Martina Weymayer
Seit einigen Jahren hängt das Luchsbestandsstützungprojekt im Nationalpark Kalkalpen am seidenen Faden. Die zu geringe genetische Vielfalt der aktuellen, kleinen Luchspopulation hinterlässt bereits ihre Spuren. Die eng verwandten Luchse zeugen keinen Nachwuchs. Aus diesem Grund wurde nun der junge Luchskuder Janus im Nationalpark Kalkalpen ausgewildert.
MOLLN. Er ist ein Luchs mit Karpaten-DNA und soll in den kommenden Jahren für Nachwuchs sorgen. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler dazu: „Luchs Janus tritt seinen Weg in die Freiheit an – ein junger Luchs aus der Karpatenregion, der zur dringend benötigten genetischen Vielfalt im Nationalpark Kalkalpen beitragen soll. In einem empfindlichen Ökosystem, in dem jede Art eine wichtige Rolle spielt, hilft er dabei, das natürliche Gleichgewicht zu bewahren.“
Luchs Janus ist ein reinrassiger Karpatenluchs. Er wurde am 22. Mai 2023 geboren und wuchs in einem naturnahen Gehege im Wildkatzendorf Hütscheroda in der Gemeinde Hörselberg-Hainich in Thüringen auf. Die letzten Monate verbrachte er in einem abgeschirmten Auswilderungsgehege. Dort wurde er ohne Menschenkontakt auf ein Leben in der freien Wildbahn vorbereitet. Nachdem er die letzten Verhaltenstests bravourös bestanden hatte, wurde Janus von der international tätigen Linking Lynx Sourcing Working Group an den Nationalpark Kalkalpen vermittelt. Linking Lynx ist ein Expertinnen- und Experten-Netzwerk, das sich mit der Erhaltung, dem Monitoring und dem Management des Karpatenluchses beschäftigt. Das europäische Zuchtprogramm für den Luchs wird von der EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) geleitet.
Nach eingehenden Untersuchungen und einem einwandfreien Blutbefund wurde Jungluchs Janus in einer Nachtfahrt nach Österreich geholt. Begleitet wurde er von Katrin Vogel vom Wildkatzendorf Hütscheroda, Tierärztin Szilvia Kalogeropoulu vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien sowie Christian Fuxjäger und Josef Schürhagel vom Nationalpark Kalkalpen.
„Mit der Nachbesetzung Luchs Norik ist ein weiterer Teilschritt im Dreistufenplan zur dauerhaften Sicherung eines nachhaltigen Luchsbestandes im südlichen Oberösterreich getan“.
Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner
Katrin Vogel (Geschäftsführerin vom BUND-Wildkatzendorf Hütscheroda): „Ich freue mich sehr, dass Janus nun die Luchspopulation der Kalkalpen verstärkt und hoffentlich dazu beiträgt, den Luchsbestand Europas weiter zu vernetzen. Er ist inzwischen das siebte Tier, welches aus unserer Nachzucht in Deutschland, Österreich und Italien ausgewildert wurde.“
Nationalparkdirektor Josef Forstinger bedankt sich speziell bei dem seit 2008 tagenden Arbeitskreis LUKA, in dem alle Interessentengruppen an einem Tisch sitzen. Seine Arbeit war ein wichtiger Beitrag, um diese Bestandsstützung zu ermöglichen.
Umfangreiche Artenschutzmaßnahmen
Durch Österreichs Wälder streifen insgesamt etwa 35 Tiere. Um langfristig eine sich selbst erhaltende Population in Österreich zu ermöglichen, haben mehrere Partnerinstitutionen (Österreichische Bundesforste, Stadt Wien, Naturschutzbund und WWF) im LE-Projekt Aktionsplan Luchs in Österreich seit 2022 Vorarbeiten für umfangreiche Artenschutzmaßnahmen für Europas größte Katzenart geleistet. Das im Projekt untersuchte Gebiet – nördliche Kalkalpen Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark – hat sich als eines der am besten geeigneten Gebiete für Luchse in ganz Mitteleuropa und als wichtiges Bindeglied für die Vernetzung der anderen Vorkommen in den Alpen und darüber hinaus erwiesen. Innerhalb der nächsten Jahrzehnte kann im Projektgebiet nur durch eine Bestandsstützung eine Luchspopulation im günstigen Erhaltungszustand erreicht werden. Experten gehen aber von mindestens 20 Luchsen aus, die freigelassen werden müssen, um Inzucht zu vermeiden.
Seit 2024 läuft das vom Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie geförderte Projekt "Auffangnetzwerk für den Luchs in Österreich". Das Projekt mit einer Laufzeit von knapp zwei Jahren hat es sich zum Ziel gesetzt, ein starkes Netzwerk aus relevanten Stakeholdern für die Koexistenz mit dem Luchs zu schaffen, um Konflikten (z. B. im Vorfeld von zukünftigen Bestandstützungsmaßnahmen, bei weiterer natürlicher Ausbreitung) effektiv vorzubeugen oder diese konstruktiv handhaben zu können.
Demnächst wird außerdem eine im Österreichzentrum Bär Wolf Luchs angesiedelte Arbeitsgruppe Luchs ihre Arbeit aufnehmen und sich intensiv mit den notwendigen Maßnahmen für einen gesunden Luchsbestand in Österreich auseinandersetzen. Die Ergebnisse des Aktionsplans fließen ebenfalls in die Arbeit der AG ein.
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