Zivilschutztag
Selbstschutz ist der beste Schutz – Stresstest im Haushalt

Ein krisenfester Haushalt zahlt sich aus. Zehn Tage lang sollte man mit Lebensmitteln und Getränken auskommen. | Foto: monticello/panthermedia
  • Ein krisenfester Haushalt zahlt sich aus. Zehn Tage lang sollte man mit Lebensmitteln und Getränken auskommen.
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Am Samstag, den 2. Oktober 2021, findet wieder ein bundesweiter Zivilschutz-Probealarm statt.

BEZIRK KIRCHDORF. Österreich ist als eines von wenigen Ländern in der Lage, eine flächendeckende Warnung über mehr als 8.200 Sirenen auszustrahlen. Am Zivilschutztag – immer am ersten Samstag im Oktober – findet zwischen 12 und 12.45 Uhr ein Probealarm statt. Neben der Überprüfung der technischen Einrichtungen wird die Bevölkerung mit den verschiedenen Signalen vertraut gemacht.

Der oö. Zivilschutz weist in diesem Zusammenhang einmal mehr auf die Bedeutung von Selbstschutzmaßnahmen und Eigenvorsorge hin. „Die extremen Wettersituationen im heurigen Jahr wie Stürme und Starkregen haben gezeigt, wie schnell Katastrophensituationen entstehen können", unterstreicht Zivilschutz-Bezirksleiter Dieter Goppold. "Es ist enorm wichtig, sich darauf vorzubereiten."

Er empfiehlt, den eigenen Haushalt einem „Stresstest“ zu unterziehen. Dabei geht es darum, den Lebensmittel-Vorrat und die Sicherheitseinrichtungen in den eigenen vier Wänden zu überprüfen. Vor allem ein ausreichender Grundvorrat an Produkten, die mindestens ein Jahr lang haltbar sind, sowie Getränke für mindestens zehn Tage sind die Grundlage der Eigenvorsorge. Im Zuge des Stresstests sollen diese Lebensmittel überprüft und wenn notwendig ausgetauscht werden (siehe unten).

Telefonnetz kann ausfallen

"Gerade bei einem flächendeckenden Krisenfall wie beispielsweise bei einem Blackout funktionieren die meisten Systeme, die selbstverständlich sind, nicht mehr", fügt Bezirkspolizeikommandant Franz Seebacher hinzu. "Gerade dann fallen aber eine Unmenge von Notfällen und Hilfeleistungen für die verschiedenen Einsatzorganisationen an." Diese werden je nach Dringlichkeit abgearbeitet, was dazu führt, dass manche Betroffenen mitunter längere Zeit auf sich alleine gestellt sind. Eigenständigkeit und Koordinierung bekommen in diesem Fall zur Überbrückung dann eine besondere Bedeutung. "Auch die Telefon- bzw. Handynetze können zusammenbrechen. In diesem Fall ist dann eine telefonische oder computermäßige Erreichbarkeit der Einsatzorganisationen nicht mehr garantiert", so Seebacher.

Absprache noch in "funktionierenden" Zeiten

Um diesem bedeutenden Punkt in einem Krisenfall vorzubeugen, bedarf es einer Absprache und Koordination in noch ruhigen, also funktionierenden Zeiten. Seebacher: "Zum Beispiel wäre der rasche Zusammenschluss von Familie, Bekannten, Nachbarn etc. in unmittelbarer Umgebung im Ernstfall so eine Möglichkeit. Dieser bereits vordefinierte und bekannte Personenkreis kann sich dann im Bedarfsfall sofort gegenseitig unterstützen."

"Nichts wird selbstverständlich sein und vieles wird nach einer Improvisation verlangen. Der Selbstvorsorge und rechtzeitigen Organisation im persönlichen Umfeld kommt daher eine große Bedeutung zu. Die schlechteste Variante wäre jene, dieses Thema zu unterschätzen. "
Franz Seebacher

Wichtig: sich selbst helfen können

Alex Kaineder, Bezirksgeschäftsleiter des Roten Kreuzes, ergänzt: "Im Fall einer Katastrophe muss das Rote Kreuz vor allem seine Führungs- und Kommunikationsstrukturen aufrechterhalten, um seinen Aufgaben, wie etwa dem Rettungsdienst, nachkommen zu können. Nur dann funktionieren die allgemeinen Notfallpläne für derartige Ereignisse. Eine wichtige Rolle spielt die Notstromversorgung der einzelnen Dienst- und Leitstellen sowie eine individuelle Unterstützung für Mitarbeiter und deren engste Angehörige. Sich in einer Notfalllage selbst helfen zu können, sollte regelmäßig bedacht werden – ein Erste Hilfe Kurs lohnt sich nicht nur in diesem Fall zu 100 Prozent. Zusätzlich sollte man sich mit Familie, Freunden und Nachbarn für den Ernstfall zur gegenseitigen Unterstützung abstimmen."

Kirchdorfs Bezirksfeuerwehrkommandant Helmut Berc macht auf die Wichtigkeit von Heim-Rauchmeldern aufmerksam. "Brände entstehen nicht von selbst, sie werden verursacht – in den meisten Fällen durch Unachtsamkeit und dem Nichteinhalten von Vorschriften und Regeln. Heimrauchmelder, die bereits bei einer Rauchentwicklung durch einen akustischen Alarm die Bewohner auf diese gefährliche Situation aufmerksam machen, haben sich bewährt." Diese Geräte sind bereits Standard im Wohnbau und sollten auch in älteren Gebäuden nachgerüstet werden.
"Sie sind kostengünstig und können Leben retten", so Berc, der fortfährt: "Eine leider sehr oft unterschätzte Gefahr ist Kohlenmonoxid (CO), ein farb-, geruch- und geschmackloses sowie toxisches Gas. Es entsteht unter anderem bei der unvollständigen Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Stoffen bei unzureichender Sauerstoffzufuhr. Dies kann bei Holz, oder kohlenbefeuerten Öfen austreten. Geräte, ähnlich wie Rauchmelder, erkennen dieses Gas und warnen mittels lautem Pfeifton die Bewohner."

Rasches Handeln notwendig

Nach dem Erkennen eines Brandes, so Helmut Berc, ist rasches Handeln notwendig. Handfeuerlöscher sind hier das Mittel der ersten Löschhilfe. "Wichtig ist, dass man weiß, wo der nächste Feuerlöscher angebracht ist." Mit der Handhabung eines Feuerlöschers sollte man sich rechtzeitig vertraut machen, denn wenn es einmal brennt, wird dafür keine Zeit mehr sein. Und: Feuerlöscher sind alle zwei Jahre durch einen Sachkundigen zu überprüfen.


Krisenfester Haushalt – den Stresstest machen

Nutzen Sie den Tag des Zivilschutz-Probealarms und führen Sie in Ihrem Haushalt einen Stresstest durch. Denn wer vorsorgt, muss seinen „krisenfesten Haushalt“ auch überprüfen. Die Überprüfung des Lebensmittelvorrates und die Kontrolle der Sicherheitsgeräte und Sicherheitseinrichtungen sind die Bestandteile dieses Stresstestes.

Ziel ist, durch die Vorsorge mit ausreichenden Lebensmitteln, technischen Hilfsgeräten sowie Medikamenten/Hygieneartikel mindestens zehn Tage autark leben zu können, das heißt, das Haus nicht verlassen zu müssen und nicht auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.

Der OÖ Zivilschutz empfiehlt Lebensmittel zu lagern, die mindestens ein Jahr lang haltbar sind. Damit braucht der Bürger nur einmal im Jahr an seinen Vorrat denken und ihn (im Zuge des Stresstests) erneuern. Mehl, Zucker, Reis und Teigwaren, Haferflocken, Dosen- und Fertiggerichte sind daher ideal für den Notvorrat geeignet. Die Vorrats-Menge richtet sich nach der Anzahl der Familienmitglieder und deren Essgewohnheiten. Auch auf die Haustiere darf dabei nicht vergessen werden.

Information ist im Katastrophenfall besonders wichtig: Dafür sollte jeder Haushalt über ein Notfallradio verfügen. Der ORF ist verpflichtet, im Krisenfall die Anordnungen der Behörden zu publizieren (aber auch die anderen Radiosender werden informieren). Das Notfallradio soll strom- und batterieunabhängig sein, Geräte mit einem Dynamo- bzw. Kurbelantrieb ersparen die Batterie-Bevorratung. Wenn verlässliche Informationsquellen fehlen, dann vertrauen die Bürger immer mehr den sogenannten Fake News – was schwerwiegende Folgen haben kann.

Der OÖ Zivilschutz rät zu kurbelbetriebenen Kombigeräten, die sowohl Radio als auch die Notbeleuchtung integriert haben. Umfragen haben heuer wieder bestätigt, dass die Bürger bei einem Blackout (Stromausfall) zuallererst daran denken, dass sie ohnehin Kerzen zu Hause haben – und dass das völlig ausreicht. Kerzen als Beleuchtung sind jedoch als Vorsorge weder ausreichend, noch geeignet. „Bei den Beratungsgesprächen weisen wir immer darauf hin, dass Kerzen die Brandgefahr massiv erhöhen und da auch alle Einsatzorganisationen vom Blackout betroffen sind, werden diese rasch an ihre Grenzen stoßen und nicht mehr die gewohnte Leistung bieten können“, so Goppold.

Empfohlen werden stattdessen praktische LED-Alternativen mit einer langen Leuchtdauer– batteriebetrieben oder mit Dynamo (kurbelbetrieben).

Auch eine Notkochstelle zum Kochen bei Stromausfall ist Bestandteil des notwendigen Krisen-Equipments. So manch einer hat dafür noch ein altes, stromunabhängiges Fondueset zu Hause. Auch Campinggaskocher sind eine Alternative – werden aber aufgrund des Gas(-geruchs) und der unsicheren Handhabung vom OÖ Zivilschutz nicht empfohlen. Die Zivilschutz-Notkochstelle funktioniert stattdessen mit Brennpasten in der Dose und hat auch eine eigene Ablöschhilfe für die offene Flamme. Damit lassen sich einfach und stromlos in den eigenen vier Wänden Speisen zubereiten.

Am Zivilschutztag sollen sowohl die Notbeleuchtung, als auch das Notfallradio und die Notkochstelle einem Funktionstest unterzogen werden.

Auf die Vollständigkeit und das Ablaufdatum müssen die Hausapotheke inklusive rezeptpflichtiger Medikamente, der Verbandskasten und die vorrätigen Kaliumjodidtabletten beim Stresstest überprüft werden.

Auch der Test der Rauchmelder und CO-Warnern darf nicht fehlen – dafür ist bei den Produkten ein Prüfknopf angebracht. Auch der Überprüfungstermin des Feuerlöschers, mittels Plakette daran aufgedruckt, soll an diesem Tag in Erinnerung gerufen werden. Ebenfalls mit Prüfknopf-Test soll der Elektro-FI-Schutzschalter im Sicherungskasten kontrolliert werden.

Fahrzeug-Check
Auch das eigene Auto kann einem persönlichen Stresstest in Sachen Sicherheit unterzogen werden: Verbandszeug, Feuerlöscher, Warndreieck, Warnweste und Lifehammer gehören auf Zustand, Vollständigkeit, Ablaufdatum bzw. den nächsten Überprüfungstermin kontrolliert.

Notgepäck und Dokumentenmappe
Es gibt Katastrophenfälle, die eine Evakuierung notwendig machen. Situationsbedingt kann es eine längere Zeit dauern, bis der Bürger wieder zurück in seine Wohnung darf. Tritt einmal eine Notsituation ein, kann nicht lange nachgedacht werden, was mitgenommen werden muss. Ein Notgepäck mit warmer Kleidung, festen Schuhen, Regenschutz, Hygieneartikel, Bargeld, Medikamenten und anderen Produkten hilft, die ersten Tage außer Haus zu Recht zu kommen.

Ein Rucksack ist praktischer als ein Koffer, da man damit beide Hände frei hat. Eine Dokumentenmappe (Dokumenten-Kopien) samt Eigentumsverzeichnis ist dabei besonders wichtig, da im Falle einer Evakuierung die Plünderung verlassener Gebäude nicht ausgeschlossen werden kann. Empfehlenswert ist es, die Dokumente auch elektronisch abgespeichert zu haben bzw. Fotos der Wertgegenstände anzufertigen. Der Zivilschutztag sollte dementsprechend genutzt werden, auch das Notgepäck inklusive Dokumentenmappe und Eigentumsverzeichnis auf Vollständigkeit zu überprüfen.

www.zivilschutz-ooe.at

Probealarm – was die Sirenensignale bedeuten
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