Ende des Fastenmonats im Bezirk
So feierten Kirchdorfer Muslime heuer das Ramadan-Fest

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BEZIRK. Am 12. Mai endete für zahlreiche Muslime im Bezirk der Fastenmonat Ramadan. "Der Monat Ramadan ist der neunte Monat im Mondkalender und kommt jedes Jahr ungefähr um 10 bis 12 Tage früher", erklärt Pembe Özdemir, die an der NMS Pettenbach islamische Religion unterrichtet. "Das Hauptziel des Fastens ist die Selbstfindung und die Selbstverwirklichung. Man versucht gottesbewusster zu werden und somit Dankbarkeit, Willenskraft, Geduld und Hilfsbereitschaft zu zeigen. Der Ramadan, somit auch das Fasten, soll gute Veränderungen in unser Leben bringen." Das bestätigt auch die Sachbearbeiterin Rabia Ceylan aus Ried: "Wir wollen etwas Abstand zu allem Weltlichen bekommen und in dem Monat die Religion mehr in den Mittelpunkt stellen."

Fokus auf die Religion

Von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang verzichten Muslime vollständig auf Essen und Trinken. Zum abendlichen Essen werden in einem Jahr ohne Pandemie-Einschränkungen nahe Verwandte eingeladen. "Oft wird es so dargestellt, dass die Muslime den ganzen Tag über nichts essen und am Abend dann sozusagen 'hineinhauen'. Das sollte aber nicht so sein. Man sollte im Ramadan am Abend nur essen, bis man satt ist. Die Tische werden zwar festlich gedeckt, aber man sollte dabei nicht übertreiben. Im Gegenteil: In diesem Monat wird besonders an die anderen gedacht und gespendet, damit ärmere Familien beim Fest auch etwas haben", sagt Rabia Ceylan.
Das Fasten ist eine der fünf Säulen des Islam und für gläubige Muslime somit Pflicht und Selbstverständlichkeit. Kinder gelten als noch nicht "mukallaf" (vor Allah verantwortlich). Sie sind vom Fasten ausgenommen, dürfen aber je nach Alter versuchen, das Fasten mitzumachen. Besonders Jugendliche zwischen zehn und vierzehn Jahren fasten an einzelnen Tagen. "Manche Schülerinnen und Schüler versuchen an den Wochenenden zu fasten, da es in der Schulzeit nicht für alle gleich machbar ist. Sie erzählen sich auch untereinander, wie viele Tage sie schon gefastet haben", weiß die NMS-Lehrerin Pembe Özdemir. Nicht nur Kinder sind vom Fastengebot ausgenommen. Beispielsweise wer gerade stillt, bei Hitze schwer arbeitet, krank oder auf einer Reise ist, die mehr als 90 km umfasst, ist vom Fasten ausgenommen. Soweit möglich sollten Muslime aber versuchen, die Fastentage so schnell wie möglich nach dem Ende des Ramadan nachzuholen.

Fest des Fastenbrechens

Am Ende des Ramadan findet das Fest des Fastenbrechens (Eid al-Fitr aber auch Bayram, Zuckerfest oder Ramadan-Fest genannt) statt. Drei Tage lang dauern die Feierlichkeiten. "Das Fest ist kein Fest der Freude darüber, dass das Fasten vorbei ist. Sondern wir feiern, dass wir den Monat so gut geschafft haben und unsere Seelen von den weltlichen Dingen etwas zurückgehalten haben", erklärt die junge Mutter Rabia Ceylan. An den Festtagen werden besonders ältere Familienmitglieder besucht. Die Kinder erhalten Geschenke, Geld und Süßigkeiten. "So ähnlich wie am Weihnachtsfest der Christen. Sie sollen merken, dass es besondere Tage sind", so Ceylan. Gegessen werden unterschiedliche Spezialitäten, aber vor allem gibt es an diesen Tagen Süßes wie etwa Baklava. "Es ist normalerweise Tradition, dass Kinder und junge Erwachsene den Älteren einen Kuss auf den Handrücken geben und die Hand dann an die eigene Stirn legen. Damit zeugen wir unseren Respekt vor den Älteren", erzählt Rabia Ceylan. 

Corona trübten die Feiern

Wegen Corona konnten solche Besuche nicht stattfinden und die Feier war stärker auf die Kleinfamilie beschränkt. "Bevor das Fest in der Familie beginnt, wird das Festgebet normalerweise in der Gemeinschaft, also in der Moschee praktiziert", erklärt Pembe Özdemir. Im Bezirk übernimmt der Emir Sultan Talebe Yurdu Kultur Verein u.a. diese Funktion. Er befindet sich im ehemaligen Gasthaus Kremstal an der B138 in Schlierbach und ist einer von 46 islamischen Vereinen und Moscheen in Oberösterreich. Damit hat Oberösterreich, laut Statistik Austria, nach Wien die meisten islamischen Einrichtungen Österreichs. Ähnlich wie christliche Kirchen entwickelte auch die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreichs Corona-Präventionskonzepte und gab einen Leitfaden für den heurigen Ramadan heraus. "Die Familien im Bezirk mussten beim Zusammenkommen auf die Maßnahmen Rücksicht nehmen", sagte Pembe Özdemir. "Wir hoffen für die nächsten Jahre, dass wieder Normalität einkehrt und das Fest mit Familie, Verwandten, Freunden und Mitmenschen gefeiert werden kann", so die Religionslehrerin.

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