Übertriebene Hygiene nicht immer von Vorteil

Primar Gerhard Pöppl, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im LKH Kirchdorf | Foto: gespag
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KIRCHDORF. Primar Gerhard Pöppl, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im LKH Kirchdorf, warnt jedoch davor: „Unser Immunsystem ist heute aufgrund unserer hohen medizinischen Standards, unseren teils falschen Hygienevorstellungen und andererseits vieler Umwelteinflüsse schlichtweg unterfordert, ja sogar fehlgeleitet“, informiert der Spezialist für Kindererkrankungen, „harmlose Stoffe wie beispielsweise Gräserpollen, Kuhmilchproteine oder harmlose Darmbakterien, werden ohne ersichtlichen Grund, als feindlich eingestuft und aggressiv bekämpft. Daraus resultieren Pollenallergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder chronische Darmerkrankungen.“

Übertriebene Vorsicht kann sich negativ auswirken

Experten gehen heute davon aus, dass ein Grund für dieses unberechenbare Verhalten darin liegt, dass das Immunsystem in den ersten Lebensmonaten nicht ausreichend gefordert wurde. Eine übertriebene Vorsicht und ein Übermaß an Hygiene wirken sich dementsprechend oft sogar negativ auf das Immunsystem aus, das gerade in den ersten Lebensjahren erst in Schwung kommen muss. „Der Mensch kommt nicht mit einer voll ausgeprägten Immunabwehr zur Welt“, erklärt der Experte, „er muss im Laufe der Zeit gegen die meisten, ihm noch unbekannten Krankheitserreger Antikörper bilden und eine effiziente Abwehr aufbauen.“

Zudem lassen sich die Billionen von Bakterien, die den menschlichen Körper besiedeln, trotz intensiver Körperhygiene oder übermäßigem Desinfizieren nicht eliminieren. Das Gegenteil ist der Fall – viel zu oft wird durch besonders steriles Verhalten ein viel schädlicheres Umfeld erzeugt. „Keime und Bakterien sind nicht immer negativ für unseren Organismus“, so der Leiter der Kinder- und Jugendheilkunde des LKH Kirchdorf, „im Magen-Darm-Trakt befinden sich beispielsweise bis zu 500 Arten von Bakterien, die den Stoffwechsel unterstützen, die Abwehr stärken und sogar Einfluss auf unsere emotionale Verfassung haben können.“

"Vernünftiger Mittelweg"

Gerhard Pöppl: "Wie immer gilt auch hier ein vernünftiger Mittelweg: Spielen im Freien stärkt auf unterschiedliche Weise das Immunsystem, auch durch den Kontakt mit Keimen. Gegen gefährliche Erreger wie Tetanus ist man ohnehin durch die Schutzimpfung immunisiert, daher darf und soll sich ein Kind sogar öfters schmutzig machen. Händewaschen vor dem Essen und nach der Toilette bzw. nach intensivem Tierkontakt ist wichtig, aber in der Regel auch ausreichend. Sogenannte `Hygienereiniger´ oder antimikrobielle Waschmittel haben im normalen Haushalt nichts verloren!"

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