Seltene Baumarten im Nationalpark Kalkalpen
Von Liebesbäumen und Saustallbrettern

Nationalparkförster Bernhard Sulzbacher mit dem Zweig eines Mehlbeerbaums | Foto: Weymayer
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  • Nationalparkförster Bernhard Sulzbacher mit dem Zweig eines Mehlbeerbaums
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Seit seinem 20. Lebensjahr beschäftigt sich Bernhard Sulzbacher, Förster beim Nationalparkbetrieb der österreichischen Bundesforste, mit seltenen Baumarten.

MOLLN, BEZIRK KIRCHDORF. Über die Jahrzehnte hat er zahlreiche Leute im Rahmen von Führungen durch den Nationalpark begleitet. Eine dieser Führungen nennt sich "Liebesbäume und Saustallbretter – seltene Baumarten im Nationalpark". Sulzbacher hat dafür nicht nur naturwissenschaftliche Fakten zusammengetragen, sondern auch viele Geschichten, die sich um diese Bäume und Sträucher ranken.

Die größte Linde auf dem Gebiet des Nationalparks Kalkalpen | Foto: Weymayer
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Linde – Baum des Jahres 2021

Eine dieser Geschichten rankt sich um den "Baum der Liebe", die Linde. Sie wurde zum Baum des Jahres 2021 erkoren. Bernhard Sulzbacher erzählt: "Ein Mädchen wurde einst von einem armen und einem reichen Bauernsohn umworben. Sie entschied sich für die vermeintlich bessere Partie, also für den reichen. Der arme Bauernsohn kletterte daraufhin auf eine Linde und riss aus allen Blättern die Form eines Herzens. Dadurch gewann er das Herz seiner Liebsten, die sich daraufhin doch noch für ihn entschied."

Kein Baum ist so prägend und typisch für die mittelalterliche Geschichte wie die Linde. Sie galt früher als besonderer Kommunikationsort. Unter der Dorflinde und ihrem tief beschattenden Blätterdach tanzte man den Reigen und es wurde darunter Gericht gehalten. "Der betörende Duft der Lindenblüten sollte den Richter vermutlich milde stimmen", so Sulzbacher. Auch heuer war der Duft der Linden deutlich wahrnehmbar. "Sie haben sehr stark geblüht. Mit ihren bis zu 60.000 Einzelblüten sind sie zudem eine tolle Bienenweide."

Im Nationalpark kommt die Linde selten vor, weit unter einem Prozent. Sie wurde meist in der Nähe von Gebäuden gesetzt. Ihr Laub verrottet binnen eines Jahres, sie ist daher sehr gut für die Boden- und Humusbildung. Der Baum kann bis zu 1.000 Jahre alt werden. "Man sagt im Volksmund: Linden kommen 300 Jahre, stehen 300 Jahre und vergehen 300 Jahre."

Wir haben gemeinsam mit Förster Bernhard Sulzbacher bei der größten, mehrere hundert Jahre alten Linde auf Nationalpark-Gebiet vorbeigeschaut und das Ganze in diesem Video festgehalten:

Reger Handel mit Eibenholz

Eine weitere seltene Baumart im Nationalpark Kalkalpen ist die Eibe. Manche Bäume sind hier bis zu 1.000 Jahre alt. Ihr Holz ist besonders hart und zugfest. Die Briten bauten daraus Langbögen, mit denen sie in der Lage waren, besonders weit zu schießen und sogar Rüstungen zu durchbohren. "Daher wurde mit Eibenholz ein reger Handel betrieben", weiß der Nationalparkförster.

500 Jahre alter Wacholder

Auf der Sengsengebirgs-Südseite hat Bernhard Sulzbacher vor einigen Jahren einen uralten Wacholder gefunden. Normalerweise kommt dieser als Strauch vor. "Ich habe allerdings eine Baumform gefunden, diese hatte einen Brusthöhendurchmesser von 25 Zentimeter." Damals wuchs der Wacholder schon schräg, "im Vorjahr habe ich ihn wiedergefunden, aber der Schnee hat ihn zu Boden gedrückt und jetzt stirbt er ab. Ein Kollege hat mir gesagt, dass er an diesem Standort bis zu 500 Jahre alt sein kann." Die Wacholderbeeren werden bei uns vielfältig verwendet, zum Beispiel als Zutat im Sauerkraut oder beim Selchen – und auch Queen Mum war für ihre Vorliebe für Gin bekannt, der ja aus Wacholder erzeugt wird.

Salweide, im Vordergrund Faulbaum | Foto: Weymayer
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Salweide: "natürliches Aspirin"

Die Salweide – auch als Palmkätzchen bekannt – blüht früh und ist für Bienen wertvoll. Aber nicht nur das: Man hat die Salweide früher genutzt, um die Salicylsäure daraus zu gewinnen. Sie ist die Grundlage für das bekannteste Schmerzmittel der Welt, die Acetylsalicylsäure, besser bekannt als Aspirin. "Angeblich kauen in Nordamerika die Indianer Salweide, um Kopfweh zu verhindern."

Faulbaum für Schießpulver

Auch den Faulbaum findet man auf der Südseite des Sengsengebirges häufiger. Welche spannende Geschichte sich dahinter verbirgt, erklärt Nationalparkförster Bernhard Sulzbacher im Video

Bricht man einen Zweig ab, nimmt man einen fauligen Geruch wahr. | Foto: Weymayer
  • Bricht man einen Zweig ab, nimmt man einen fauligen Geruch wahr.
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Zähes Holz der Mehlbeere

Der Mehlbeerbaum ist ein typischer Kalkanzeiger, er kann bis zu 80 Jahre alt werden. Hornissen verwenden das absterbende Holz gerne, um ihre Nester daraus zu bauen. Das Holz der Mehlbeere ist sehr zäh, es wurde früher auch in Mühlen verwendet. "Man hat es dort eingesetzt, wo ein hoher Reibeverlust zu erwarten war – zum Beispiel dort, wo die Deichsel im Rad steckt." Die roten Früchte haben innen ein Samenblättchen, "das hat man gemahlen und damit das Mehl gestreckt".


Mehr wird jetzt aber nicht mehr verraten! Die Führung "Liebesbäume und Saustallbretter – Seltene Baumarten im Nationalpark" kann man in den Nationalpark-Infozentren buchen. Hier geht´s zu den buchbaren Touren im Nationalpark Kalkalpen

Die Linde – ein Ort zum Richten, Tanzen und Feiern
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