2022 unter Top 5 in der Messgeschichte
Wärmeres Klima ist spürbar

Die Wetterstation Kremsmünster kann im Zuge der Führungen in der Sternwarte besichtigt werden. Infos: specula.at | Foto: P. Amand Kraml, Sternwarte Kremsmünster
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  • Die Wetterstation Kremsmünster kann im Zuge der Führungen in der Sternwarte besichtigt werden. Infos: specula.at
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2022 geht zu Ende und erreicht eine traurige Auszeichnung: Es gehört zu den bislang wärmsten fünf Jahren. 

BEZIRK KIRCHDORF. In einer ersten Abschätzung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wird sich 2022 mit sehr großer Wahrscheinlichkeit unter den Top Fünf der heißesten Jahre der Messgeschichte einordnen.

Der Micheldorfer Othmar Gattringer, Gründer des euorpaweit größten privaten Wettermessnetzwerks "Awekas", bestätigt: "Es geht ziemlich auf und ab, aber grundsätzlich ist es in den letzten Jahren tendenziell immer wärmer geworden. Mit Stichtag 16. Dezember liegen wir etwa acht Prozent über der Durchschnittstemperatur. Natürlich fehlt hier noch die vollständige Dezemberauswertung, aber ich schätze, das Jahr 2022 wird sich auf den ersten fünf Plätzen in der Messgeschichte einordnen. Auch Platz eins ist möglich."

"2022 wird sich auf den ersten fünf Plätzen einordnen, auch Platz eins ist möglich."
Othmar Gattringer

Betrachtet man die vergangenen zehn Jahre, habe es heuer die wenigsten Eistage, also Tage mit Temperaturen unter null Grad Celsius, gegeben. Auch im Bezirk Kirchdorf spüre man die Auswirkungen der Klimakrise: "Am meisten fällt mir auf, dass sich die Unwettersituation verändert hat. Als ich noch ein Kind war, kamen die Gewitter zum Großteil vom Westen her über den Ziehberg. Heute ziehen sie aus dem Süden heran, über die Kremsmauer. Dadurch sind sie in Micheldorf angekommen viel schwächer, weil sich die meiste Spannung schon über dem Gebirge entleert. Außerdem gibt es weniger Gewitter als früher."

"Kuh ist kein Klimakiller"

Die wärmeren Temperaturen bekommen auch die heimischen Landwirte mit. Andreas Ehrenhuber, Bezirksobmann des Bauernbundes, erklärt, dass durch die lange Trockenheit im Sommer Ernteverluste entstanden sind: "Vor allem im Grünland bemerkten die Landwirte ein wärmeres Klima, das Gras wurde dürr." Im Ackerbereich wachse einerseits das Saatgut zwar besser, andererseits bleibe zum Teil aber der Regen aus. In der Forstwirtschaft verbreiten sich Schädlinge, wie der Borkenkäfer, bei Trockenheit schneller. "Bei uns ist die Situation sicher noch nicht so spürbar wie in anderen Teilen Österreichs. Doch die zunehmenden Klimaveränderungen fallen auch hier gravierend auf." Die Folgen der Erwärmung halte die Bauern dazu an, Tierbestände zu verkleinern, weil schlichtweg Futter fehle. Mit diversen Strategien, wie beispielsweise die Gülle möglichst bodennah auszutragen, versuchen die Landwirte dagegen anzukämpfen.

"Die Kuh ist kein Klimakiller. Vielmehr sind es die Flugzeuge, Autos und dergleichen."
Andreas Ehrenhuber

Ehrenhuber verweist auf die neu vorgeschlagene Berechnungsmethode des Weltklimarates IPCC, in der pauschale Vorwürfe zur Klimawirkung durch das Halten von Wiederkäuern entschärft werden: "Wie kürzlich bewiesen wurde, ist die Kuh kein Klimakiller. Vielmehr sind es Flugzeuge, Autos und dergleichen."

Kremsmünster erreicht mit Oktoberwerten Platz sechs

Mehr als 230 Jahre werden im "Wetterkammerl" der Sternwarte Kremsmünster schon meteorologische Beobachtungen angestellt. Pater Amand Kraml, zuständig für die Wetterbeobachtungen, ist stolz auf die lange Geschichte: "Als eine von nur zwei Wetterstationen in Österreich wurde der Standort nie gewechselt." Dreimal täglich dokumentiert er für die Klimaforschung und fünfmal pro Tag für die Wettervorhersage. Mit den heurigen Oktoberwerten hat Kremsmünster Platz sechs erreicht. Klimatologe Alexander Orlik von der ZAMG bestätigt: "In Kremsmünster war es, so wie im Rest von Österreich, deutlich zu warm."

„In Kremsmünster war es, so wie im Rest von Österreich, deutlich zu warm. 2022 ist aktuell gemeinsam mit 2020 das fünfwärmste Jahr, mit einem Jahresmittel von wahrscheinlich 10,5 Grad."
Alexander Orlik

In Summe gab es in Kremsmünster heuer 17 Hitzetage, also Tage mit Temperaturen von 30 Grad oder mehr. In den vergangenen 30 Jahren waren es durchschnittlich nur 10,5 Hitzetage. "Die Temperatur ist in den letzten 50 Jahren um 2 bis 2,5 Grad angestiegen", so Orlik.

Zur Sache: Awekas ist ein Netzwerk von inzwischen weltweit rund 15.000 privaten Wetterstationen. Es werden Daten gesammelt und Gattringer und sein Team erstellen Analysen und Karten von den Wetterdaten, die man schließlich online auf der Website stationsweb.awekas.at kostenlos ansehen kann. Gattringer gründete das Unternehmen 2001 mit seiner eigenen Wetterstation in Micheldorf: "Ich wohne in einer ziemlich windigen Gegend, da hat mich das Wetter eigentlich schon immer interessiert." Inzwischen ist Awekas der europaweit größte Anbieter für das private Wettermessnetz.

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