Wildfleisch vom Bauern wird immer beliebter

Foto: LK OÖ/Hager

OÖ. Viele Nebenerwerbsbetriebe, in denen heute noch Milchkühe gehalten werden, stellen sich die Frage nach einem Umstieg in andere, weniger arbeitsintensive Formen der Grünlandnutzung. Eine Möglichkeit, die gute Chancen am Markt bietet, ist die Haltung von Dam-, Rot-, Sika- oder Muffelwild.

„Der durchschnittliche pro-Kopf-Verzehr an Wildfleisch liegt momentan in Österreich nur bei wenigen Deka pro Kopf und Jahr. Der Markt ist daher durchaus noch aufnahmefähig. Engagierte Direktvermarkter haben beste Absatzmöglichkeiten. Die landwirtschaftliche Wildhaltung ist also eine gute Alternative, um gerade auf weniger günstig gelegenen Grünlandstandorten hochwertige Lebensmittel zu erzeugen. Die Wildhaltung leistet dadurch auch einen wichtigen Beitrag zum Natur- und Umweltschutz“, erörtert Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ.

Nachfrage ist ungebrochen

Die Nachfrage nach Wildprodukten ist nach wie vor ungebrochen, einerseits in der Gastronomie, andererseits in der Direktvermarktung. Farmwild auf bäuerlichen Betrieben wird in erster Linie für die Erzeugung von jungem, hochqualitativem Fleisch gehalten. Der Verkauf von Zuchttieren spielt meist eine untergeordnete Rolle. „Landwirte, die in die Farmwildhaltung einsteigen wollen, brauchen vor allem eine zusammenhängende Grünlandfläche für das Gehege, die bei Damwild mindestens einen Hektar groß sein sollte, bei Rotwild mindestens zwei Hektar. Die Betreiber sollten Interesse an der Direktvermarktung haben“, so Reisecker. Je Hektar Gehegefläche können – abhängig davon wie gut das Futter auf dem jeweiligen Standort wächst – bei Dam-, Sika und Muffelwild ca. sechs bis zehn, bei Rotwild ca. drei bis sechs weibliche Zuchttiere sowie deren Nachzucht gehalten werden.

Haltungsweise von Farmwild

Die landwirtschaftliche Wildhaltung ist österreichweit gesetzlich in der 1. Tierhalteverordnung geregelt. Die Tiere benötigen keinen Stall, sie sind also ganzjährig im Freien. Somit entstehen auch keine Kosten für Um- oder Neubauten für Stallgebäude. Wenn keine Büsche oder kein Wald vorhanden sind, muss zum Schutz vor extremen Witterungsverhältnissen ein einfacher Unterstand errichtet werden. Die tägliche Arbeit im Sommer während der Weidevegetationszeit beschränkt sich auf einen Kontrollgang im Gehege. Wenn ab dem Spätsommer der Futterwuchs nicht mehr ausreicht, ist ein- bis zweimal pro Woche die Vorlage von Heu und geringen Mengen Getreide erforderlich.

„Je Hektar sind für Zäunung, Tierbesatz und Fütterungseinrichtung etwa 3.000 bis 6.000 Euro Investitionskosten zu veranschlagen. Bei geringer Stückanzahl empfiehlt sich die gemeinsame Nutzung eines Schlachtraums mit anderen Betrieben oder die Kooperation mit einem Fleischhauer. Erst bei größeren Gehegen wird sich der Einbau eines eigenen Schlachtraums wirtschaftlich rechnen“, erläutert Reisecker.

In Oberösterreich werden vor allem folgende Wildarten gehalten:

■ Damwild: Damwild stellt zahlenmäßig die größte Gruppe dar. Es gehört zu den im Körperbau kleineren Hirscharten und ist ideal für Steilflächen im Grünland. Beim ausgewachsenen Hirsch liegt das Lebendgewicht bei ca. 80 kg, beim weiblichen Tier bei 40 bis 45 kg.
■ Rotwild: Rotwild ist etwa doppelt so schwer wie Damwild. Es bevorzugt ein strukturiertes Gelände mit Rückzugsmöglichkeiten, Busch- und Baumgruppen. Im Unterschied zum Damwild braucht das Rotwild unbedingt eine Möglichkeit zum „Suhlen“.
■ Sikawild: Sikawild ist eine relativ kleine Gruppe beim Farmwild. Es kommt in verschiedenen Varianten und Größen vor und hat seine Ursprünge in China, Japan und der Mandschurei.
■ Mufflon = Wildschaf: Das Mufflon als Wildschaf stammt von den Inseln Korsika und Sardinien. Widder können bis zu 50 kg schwer werden, weibliche Tiere haben bis zu 40 kg Lebendgewicht.
Wildfleisch ist gesund

Die ganzjährige Lebensweise des Wildes in freier Natur ergibt ein fett- und cholesterinarmes Fleisch, das zudem reich an Eiweißstoffen und speziell an Eisen ist. Dam- und Rotwild ist sehr feinfasrig, leicht verdaulich und hat einen besonders feinen Geschmack. Das Wildbret aus bäuerlichen Gehegen stammt ausschließlich von jungen Tieren von 14 bis zu maximal 18 Monaten. Die behördlich genehmigten Gehege unterliegen der ständigen Kontrolle durch den Amtstierarzt. Ebenso wird das Fleisch vor dem Verkauf einer genauen Kontrolle durch den Tierarzt unterzogen. Ende Mai bis Anfang Juli kommen die Hirschkälber zur Welt. Im Herbst des darauffolgenden Jahres (meist August bis Dezember) erfolgt der Abschuss dieser dann knapp eineinhalb Jahre alten Jungtiere im Gehege.

Infos unter www.wildhaltung.at oder beim Landesverband der landwirtschaftlichen Wildtierproduzenten Oberösterreichs, Telefon: 050/6902-1526

Kochkurse für Wildfleisch im LFI der Landwirtschaftskammer OÖ

In Wild-Kochkursen zeigen erfahrene Seminarbäuerinnen im Ländlichen Fortbildungsinstitut der Landwirtschaftskammer OÖ viele Tipps und Tricks, wie Wildfleisch in der Küche genussvoll zubereitet werden kann. Neben vielen Wildgerichten wird auch die Herstellung von Wildfond, Wildgewürzmischungen, raffinierten Beigaben und Beilagen zu Wild gezeigt. Informationen und Termine unter: www.lfi-ooe.at

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