Bundesforste Waldbilanz 2021
Zwischen Borkenkäfer und Wetterextremen

ÖBf-Forstfacharbeiter bei der Aufarbeitung von Schadholz. | Foto: ÖBf-Archiv/W. Simlinger
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  • ÖBf-Forstfacharbeiter bei der Aufarbeitung von Schadholz.
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Die Klimakrise hinterlässt auch 2021 in der Waldbilanz der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) ihre Spuren. "Erneut haben Wetterextreme und der Borkenkäfer das vergangene Waldjahr bestimmt. Die Schadholzmenge bleibt mit rund 1,1 Millionen Festmetern weiterhin auf sehr hohem Niveau“, fasst Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager – ein gebürtiger Leonsteiner – zusammen.

BEZIRK KIRCHDORF. Der ungewöhnlich trockene und kühle Frühling setzte dem Wald zu: „Von der Niederschlagsarmut war vor allem der Osten Österreichs betroffen. Die Vegetation begann daher erst später zu wachsen“, erläutert Freidhager. Trotz eines regional eher nassen Sommers mit vielen Starkregenereignissen liegt der durchschnittliche Jahresniederschlag in Österreich 10 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Die anhaltende Trockenheit schwächt die Wälder und begünstigt Insekten wie den Borkenkäfer. Durch den Klimawandel breitet sich Österreichs größter Waldschädling bereits auch bis zur Waldgrenze auf rund 2.000 Meter Seehöhe aus.

„Rund die Hälfte des Schadholzes war 2021 Käferholz, der Rest stammt von Schäden durch Stürme und Schneebruch.“
Rudolf Freidhager

Die Schwerpunkte der Käferschäden verlagerten sich aus dem nördlichen Waldviertel in die Obersteiermark und das südliche Niederösterreich. Durch Schneebruch fielen etwa 210.000 Festmeter an – davon mehr als die Hälfte in Oberösterreich. Stürme verursachten rund 270.000 Festmeter Schadholz.

Rudolf Freidhager, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz | Foto: ÖBf-Archiv/Mark Glassner
  • Rudolf Freidhager, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz
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Elf Millionen für klimafitte Wälder

Nur vitale und gesunde Wälder können im Klimawandel bestehen. Daher wurden auch 2021 zahlreiche Waldpflegemaßnahmen gesetzt. 2021 flossen 11 Millionen Euro in die Waldpflege, davon allein rund vier Millionen Euro in Käferprävention und -bekämpfung. Hinzu kommen Aufwendungen von mehr als fünf Millionen Euro in den Erhalt der Schutzwälder über die gesetzlichen Vorgaben hinaus.

Naturnahe Waldbewirtschaftung

Die Bundesforste haben für jedes ihrer 120 Forstreviere in ganz Österreich neue Zukunftskonzepte erstellt und die Waldbewirtschaftung bis 2100 bereits an zukünftige Klimabedingungen angepasst. 160.000 Waldstandorte wurden dafür gemeinsam mit Wissenschaftlern und Forschern, unter anderem von der Wiener Universität für Bodenkultur, genau untersucht. Unter dem Szenario einer globalen Erderwärmung von plus zwei Grad laut Pariser Klimaabkommen wurden anschließend individuelle Bewirtschaftungspläne für die jeweiligen Regionen erstellt. „Damit wissen wir schon heute, welche Bäume im Wald der Zukunft am besten wachsen werden, weil sie die besten Voraussetzungen für die veränderten Bedingungen mitbringen. So können wir unser Wälder klimafit machen“, erläutert Rudolf Freidhager.

"Wir wollen die Wälder weiterhin nachhaltig nützen, aber gleichzeitig auf denselben Waldflächen die Artenvielfalt schützen und fördern.“
Rudolf Freidhager

Mischwald mit Käfernest - vom Borkenkäfer befallene Bäume sind an der typisch rötlichen Färbung zu erkennen | Foto: ÖBf-Archiv
  • Mischwald mit Käfernest - vom Borkenkäfer befallene Bäume sind an der typisch rötlichen Färbung zu erkennen
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Die Bundesforste betreuen 850.000 Hektar Naturfläche in Österreich, rund neun Prozent davon stehen bereits heute unter strengem Naturschutz (z. B. Nationalparke und Wildnisgebiete), für weitere 40 % der ÖBf-Flächen gelten darüber hinaus naturschutzfachliche Bestimmungen. „Strenger Naturschutz auf bestimmten Flächen ist wichtig, eine zusätzliche flächendeckende Außernutzung-Stellung sehen wir aber nicht als sinnvolle Herangehensweise. Vielmehr plädieren wir dafür, Naturschutz in die Waldarbeit zu integrieren. Wälder sind wichtige Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise – sie speichern CO2, liefern uns den nachwachsenden Rohstoff Holz, der in der Bioökonomie intelligent eingesetzt wird. Wälder schützen vor Naturgefahren, sind Lebensraum und gleichzeitig auch Freizeit- und Erholungsraum. Alle diese Leistungen können sie nur für uns Menschen erbringen, wenn wir sie mit Blick auf die kommenden Generationen nachhaltig und naturnah bewirtschaften. Dafür setzen wir uns mit aller Kraft ein. Wichtig ist und bleibt dabei aber, dass wir alle zusammenhelfen und unseren CO2-Ausstoß deutlich reduzieren – denn sonst kann uns auch der Wald nicht mehr retten“, betont Freidhager abschließend.

Dissertation über gesellschaftliche Auswirkungen

Martin Thalhammer erforscht im Rahmen seiner Dissertation an der Central European University die gesellschaftlichen Auswirkungen von Borkenkäferausbrüchen in Oberösterreich. Sein besonderer Fokus liegt unter anderem auf dem Umfeld des Nationalparks Kalkalpen. Das Projekt dreht sich darum, wie Menschen mit Waldbezug den Borkenkäfer wahrnehmen, wie sie mit diesem umgehen und welche Konflikte zwischen verschiedenen Akteuren mit Borkenkäferbefällen einhergehen.

Um diese Fragen beantworten zu können, ist Thalhammer auf die Mitarbeit von Waldbewirtschaftern angewiesen. Wer einen Wald in den Nationalpark-Gemeinden Großraming, Molln, Reichraming, Rosenau, Roßleithen, St. Pankraz, Weyer-Land und Windischgarsten besitzt oder in einem Forstbetrieb in der Region arbeitet, ist herzlich eingeladen, sich an der Erhebung zu beteiligen. Wer abseits der genannten Gemeinden einen Wald in Oberösterreich besitzt bzw. im Forstsektor und/oder in der Säge-, Papier- und Plattenindustrie in Oberösterreich tätig ist, wird ebenfalls eingeladen, den folgenden Fragebogen auszufüllen:

Link zum Online-Fragebogen

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