Menschen wollen mitgestalten: Regionale Entwicklung durch engagierte Bürger
Interview mit Landtagsabgeordnetem Bürgermeister Christian Dörfel, Obmann des Regionalforums Steyr-Kirchdorf
BEZIRK (wey). Im Herbst startet der dritte "Ge(c)ko"-Lehrgang im Bezirk. Wir baten Christian Dörfel zum Gespräch.
Herr Dörfel, Sie sind Obmann des Regionalforums Steyr-Kirchdorf. Wie viele Gemeinden sind daran beteiligt und hat sich deren Kooperation bewährt?
Dörfel: 44 Gemeinden und die Stadt Steyr haben sich 1995 freiwillig als Regionalforum Steyr-Kirchdorf zusammen gefunden, um die Region für eine erfolgreiche Zukunft weiter zu entwickeln. Seither wurden viele Innovationen gesetzt und beachtliche Fördermittel in die Region geholt. Gleichzeitig unterstützen wir zahlreiche Basisaktivitäten, die aus der Bevölkerung heraus entstanden sind. Eine besondere Anerkennung ist für uns, dass Teile des Nationalparks kürzlich von der Unesco zum Weltnaturerbe erhoben wurden. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass Natur schützen und Natur nützen gut miteinander in Einklang gebracht werden kann.
Das Wort "Nachhaltigkeit" verwendet man heute gerne, um damit ein Image "aufzupolieren". Was steckt aber wirklich dahinter?
Nachhaltigkeit fordert dazu heraus, Zukunftsaufgaben mit Weitblick und Verantwortung zu lösen. Dazu gehört, die Interessen der Wirtschaft, die Erfordernisse der Ökologie und die sozial-kulturellen Bedürfnisse der Menschen als Einheit zu sehen. Oder anders gesagt: was wirtschaftlich sinnvoll ist, zugleich ökologisch verantwortbar, kulturell tragfähig und sozial ausgewogen, das tut uns allen gut.
Ihnen ist besonders auch die sozial-kulturelle Nachhaltigkeit ein Anliegen. Was kann man darunter verstehen?
Jede Gemeinde und Region braucht zeitgemäße soziale und kulturelle Angebote und Infrastrukturen. Gerade im ländlichen Raum ist es aber auch die Arbeit der Freiwilligen, die das Leben entscheidend mit prägt und bereichert. Was diese täglich leisten, ist unbe-zahlbar und unverzichtbar.
Nun hört man aber, dass das freiwillige Engagement zurück geht. Stimmt das?
Ich sehe es anders. Die Aufgaben und der Umfang der Freiwilligenarbeit haben sich sehr erweitert. Auch in kleineren Gemeinden finden heute kulturelle Aktivitäten mit hoher Qualität statt. Ähnlich ist es bei den sozialen Initiativen. Deshalb kann ich nicht vom Rückgang des Ehrenamtes sprechen, allerdings kommen viele an natürliche Belastungsgrenzen. Enga-gierte soll man jedoch nicht überfordern.
Gibt es Bemühungen in der der Region, Freiwilligenarbeit zu unterstützen und zu fördern?
Traditionsvereinen stehen in den meisten Gemeinden gute Infrastrukturen zur Verfügung, sie erhalten auch finanzielle Förderungen und die Funktionäre sind versichert. Eine solche Verankerung braucht es auch für die zahlreichen Gruppen, Initiativen und Projekte, die beispielsweise in der Familienarbeit oder im bürgerschaftlichen Engagement zu finden sind.
Ist das der Grund, weshalb sich die Region entschlossen hat, auch in die Weiter-bildung von Freiwilligen zu investieren?
Im Oktober startet in unserer Region bereits der dritte Ge(c)ko-Lehrgang. Ge(c)ko steht für "Gestaltungskompetenz", die in dieser zehnteiligen Fortbildung vielfältig, praxisnah und kreativ vermittelt wird. Bei den feierlichen Zertifikatsverleihungen am Ende der beiden voran gegangenen Lehrgänge war ich jedes Mal von der persönlichen Entwicklung und den span-nenden Praxisprojekten der Teilnehmer sehr beeindruckt. Ich würde mir wünschen, dass es in allen Regionsgemeinden zwei bis drei Personen gäbe, die eine solche Fortbildung absolviert haben. Deshalb hat sich die Region entschlossen, die Kosten möglichst niedrig anzusetzen, damit jeder die Möglichkeit hat, daran teilzunehmen.
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