"Psychische Belastungen nehmen zu"
Mehr als 1000 Arbeitnehmer suchten im Vorjahr ein persönliches Beratungsgespräch in der Arbeiterkammer Kirchdorf
KIRCHDORF (sta). Das letzte Jahr war in Oberösterreich geprägt von traurigen Rekorden. Die Arbeitslosigkeit stieg weiter und die Arbeitszufriedenheit rutschte zwischenzeitlich auf ein noch nie dagewesenes Tief. Franz Molterer, stellvertretender Direktor der AK Oberösterreich: "Der Zukunftsoptimismus der Arbeitnehmer ist dramatisch eingebrochen, Zukunftsängste nehmen zu und der Trend setzt sich leider fort. Unnötige Standort-Debatten der Unternehmen tragen ihres dazu bei. Dabei präsentieren große Unternehmen bei ihren Bilanz-Pressekonferenzen ein Rekordjahr nach dem anderen. Da passt vieles nicht zusammen, auch wenn man es schon differenziert betrachten muss".
Beratungen steigen drastisch an
Hannes Stockhammer, Leiter der AK Kirchdorf: "Es ist keine Seltenheit mehr, dass bei Beratungen Tränen fließen. Die psychische Belastung der Arbeitnehmer steigt. Ein großes Problem ist es auch, dass die Mitarbeiter sehr oft keine Dienstverträge haben, sondern nur mündliche Absprachen – da wird es dann schwierig".
5797 Mitglieder der AK Kirchdorf wandten sich im vergangenen Jahr mit arbeits- und sozialrechtlichen Fragen an die Experten der AK Kirchdorf. Das ist eine Steigerung um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zu einem persönlichen Beratungsgespräch sind 1.026 Arbeitnehmer gekommen. "87 Prozent der Rechtsfälle betreffen Firmen ohne Betriebsrat", so Stockhammer, der die Abschaffung der Verfallsfristen fordert. "Oft kommt es vor, dass Mesnchen jahrelang unterentlohnt werden, aber aufgrund der kollektiv-oder einzelvertraglichen Verfallsfristen ihre Ansprüche nur wenige Monate zurück einfordern können – und das erst nach Beendigung des Arbeisverhältnisses, weil die Beschäftigten zuvor aus Angst um ihren Job auf das Einfordern der Ansprüche verzichten".
Durch außergerichtliche Interventionen wurden im Vorjahr 23.318 Euro an vorenthaltenem Entgelt eingebracht. Durch Rechtsvertretung vor dem Arbeitsgericht wurden 26.710 Euro von der Arbeiterkammer Kirchdorf erkämpft.
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