Weizelsdorf
Die Geister, die wir riefen, bekommen wir nicht mehr los

Die moderne Frankenstein-Adaption stellt sich den Problemen des menschlichen Strebens nach Perfektion. | Foto: Dominik Achatz
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  • Die moderne Frankenstein-Adaption stellt sich den Problemen des menschlichen Strebens nach Perfektion.
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Das vom Menschen gemachte und nie gewollte Monster erwacht in der neuen Frankenstein-Bühnenadaption zum Leben. Eine eindrückliche Vorführung, wie hilflos wir der Technik ausgeliefert sind. Heute mehr denn je zuvor.

WEIZELSDORF. In hochgradig aktuelle Sphären schreitet die moderne Auslegung des Frankensteinstoffes mit dem Titel "Schmutzige Schöpfung - Making of Frankenstein", die bis 22. August täglich im Garten der Schlossanlage Ebenau zu sehen ist. Das auf Mary Shelleys klassische Gruselgeschichte basierende Bühnenstück erhält einen modernen Anstrich und verwehrt sich gesellschaftlichen Fragen der Zukunft nicht. Durch die Gegenwärtigkeit kann sich der Zuschauer auch nicht mehr so ohne weiteres entziehen. Ob ihm nach dieser ironisch anmutenden Vorstellung noch zum Lachen zu Mute ist, bleibt abzuwarten.

Hochaktuelles Thema

Wer wagt, gewinnt, lautet ein bekanntes Sprichwort, das in der Neuinterpretation des Frankenstein-Klassikers vom Theaterverein "WalTzwerk" zum Programm wird. Durchaus frech und herausfordernd inszenieren Regisseurin Sarah Kühl und Co den Frankenstein, womit sie in gewisser Weise mit dem Nagel auf den Kopf treffen und Probleme unserer Zeit in einem über hundert Jahre alten Stoff wiedererkennen. Die Frankensteingeschichte bleibt jedenfalls mehr als nur zeitlos und veraltet nicht, wie uns Kühl erfindungsreich und experimentell vorführt. Dafür nimmt sie Thomas Melles Bühnenadaption des geschichtsträchtigen Stoffes und verleiht dieser einen noch frischeren Wind. Ohne jedoch grundlegend in den Plot eingreifen zu müssen, schließlich kann die Story auch gut in die heutige Zeit umgemünzt werden. In parodistischer Manier wird das Perfektionsstreben des Menschen herausgefordert, um gerade jene Kraft der immer weiter schreitenden und dem Menschen überlegen werdenden Technik zu hinterfragen. Der Mensch ist nicht mehr Herr über seine selbst hervorgerufenen Geister. In Zeiten wie diesen, wo die künstliche Intelligenz immer stärker am Kommen ist, andererseits aber auch mehr und mehr Probleme und Ängste aufwirft, scheint der Schauerroman Frankenstein passender denn je zu sein. Jedenfalls nimmt das Stück Bezug auf diese "schmutzige Schöpfung" und geht auf den Zwist zwischen menschlichen Werten und technischen Fortschritten ein. Wie weit wollen wir uns noch optimieren und wo sind die Grenzen des ethisch Zumutbaren? Was sind die Aufgaben des Menschen, wenn er sich roboterhaft selbst perfektioniert und alle Grundleiden auslöscht? Um nicht zuletzt zur grundsätzlichen Frage zu kommen, was der Mensch im Universum eigentlich ist und was er sich hingegen anmaßt zu sein. All diesen Themen stellt sich Sarah Kühl mit ihrem Team, während sich die Regisseurin persönlich eine Zukunft wünscht, in der man stärker auf die Optimierung von Mitmenschlichkeit und Empathie setzt, als auf den niemals endenden technischen Fortschritt: „Ich persönlich würde mir wünschen, dass wir eine diverse Zukunftsvision entstehen lassen, wo es darum geht, dass wir uns eher menschlich weiterentwickeln“, lässt uns die Theaterexpertin wissen. Nach dem Bühnenstück kann jeder seine Antwort auf diese Fragen selbst formulieren.

Moderne Auslegung

Für die Neuinszenierung nahmen die Theatermacherin und ihr Team das Gerüst des Klassikers auf, verschieben dieses aber in die gegenwärtige Zeit und lassen die Geschichte im modernen Gewande erstrahlen. Nebenstränge wie bei Melle werden bewusst weggelassen, auch weil es sich um eine "One-Man-Show" auf der Bühne handelt, wodurch sich ein sehr reduzierter, auf das Hauptgeschehen konzentrierter Raum auftut: „Die Geschichte ist 1:1 dem Original entlehnt, die Sprache und das Setting jedoch dem Heute angepasst“, betont Kühl. Nicht ohne ein gewisses Risiko einzugehen, dass in diesem Falle die Authentizität des Gespielten intensivieren sollte: „Vom Look her haben wir uns für eine grelle, zeitgemäße Farbgestaltung entschieden, die stark mit dem Ambiente des Schlossanwesens bricht. Es handelt sich um einen krassen Kontrast zwischen dem, was auf der Bühne passiert und dem Setting rundherum, wo alles sehr romantisch und idyllisch wirkt. So steht das Bühnengeschehen für sich.“

Neues Genre

Dabei haben die "WalTzwerker" mit dem Hörspiel als eine für sie bis dato unberührte Form experimentiert, wobei mit Markus Achatz der Inhaber des Theatervereins selbst auf der Bühne steht. Eine sehr herausfordernde Aufgabe, schließlich muss er alle Figuren gewissermaßen selbst in sich repräsentieren. Unterstrichen wird der Performance-Akt durch Livemusik von Mathias Krispin Bucher. Ein Schreiten in andere Sphären, wo der Besucher immer wieder eingeholt wird von ihm bekannten, fragwürdigen Entwicklungen. Kein Zweifel, die "WalTzwerker" werden wohl mit ihrer modernen Auslegung ins Schwarze treffen. Denn schlussendlich kann den Zuschauer gar nicht anders, als sich die Frage zu stellen, inwieweit er selbst in diesem Kreis der bedingungslosen Optimierung verwickelt ist. Ein Abend, der möglicherweise zurück zur Erkenntnis des wirklich Wichtigen im Leben führt.

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