Unser Osterfest
Diese Intensivstation ist immer belegt

Pfarrer Anton Opetnik: "Es macht keinen Sinn, sich darüber aufzuregen, dass viele nur zur Speisensegnung kommen." | Foto: MeinBezirk.at
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  • Pfarrer Anton Opetnik: "Es macht keinen Sinn, sich darüber aufzuregen, dass viele nur zur Speisensegnung kommen."
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Ein Gespräch mit Grafensteins Pfarrer, Anton Opetnik, über Raser, den Osterspeisen-Segnungs-Marathon und was wahren Glauben ausmacht. Ostern ohne Osterspeisensegnung: So feiern die evangelischen Christen in unserer Region das Osterfest.

GRAFENSTEIN, KÄRNTEN. Keine Fleischweihe im ersten Jahr der Pandemie – für die Kärntner war das eine wahre Katastrophe. Nur nicht in Grafenstein: Deren findiger Pfarrer, Anton Opetnik, streamte vor zwei Jahren die Fleischweihe. "Die Segnung der Osterspeisen war ein Wunsch vieler, dafür haben wir ein paar Körbe aufgestellt und diese via Facebook-Stream gesegnet", erinnert sich der Seelsorger von Grafenstein und Poggersdorf. Ob es nicht heuchlerisch ist, dass bei der Fleischweihe die Kirche voll ist, doch bei den Messen im restlichen Jahr die Menschen ausbleiben? "Mit Säure gewinnt man keine Menschen", sagt Opetnik freundlich, vielmehr helfe es "den Segen für die Menschen auszusprechen", um neue Gesichter in der Kirche zu sehen.

Geheiligte Öle

Am Gründonnerstag kommen dreizehn Seelsorger aus dem Dekanat Tainach/Tinje zum Morgengebet und Frühstück nach Grafenstein, dabei erhalten sie die heiligen Öle, die bei Taufen und Krankensalbungen eingesetzt werden. Der Abend des Gründonnerstags steht in der Autobahnkirche Dolina ganz im Zeichen der Demut. "Das Wort Demut stammt vom Begriff Dienmut – Mut zum Dienen. Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts mehr", sagt Opetnik. In der Kirche findet nämlich eine Fußwaschung, die einst Jesus praktiziert hat, statt. "Die Fußwaschung war ein Dienst, den sonst nur Sklaven gemacht haben, ein großes Zeichen der Demut", erklärt Opetnik.

Drehpunkt des Glaubens

Der Karfreitag steht im Zeichen der Feier und Sterben von Jesu mit der Kreuzwegandacht. Ist es nicht zynisch, den Tod und die Leiden eines Menschen zu feiern? "Die Auferstehung wurde ja vorausgesagt. So begegne ich dem Leben und dem Tod mit einer ganz anderen Haltung", erklärt Opetnik. Am Karfreitag sagt man im Volksmund, dass die Glocken nach Rom fliegen, jedenfalls bleiben die Glocken an diesem Tag still. "Das Sterben gehört zum Leben, ohne Auferstehung ist alles leer, die Auferstehung ist der Angelpunkt des Glaubens", führt der Seelsorger weiter aus. Gerade dieser Glaube fehle viele Menschen, verzweifelt versuchen viele dies mit Materialismus oder Hedonismus zu füllen. "Wenn jemand mit 200 Stundenkilometern mit dem Auto rast, macht mir das zu schaffen, hier fehlt der Glaube", sagt Opetnik ernst.

Gloria erklingt wieder

Um 6 Uhr kommen die Ersten am Karsamstag, um das gesegnete Feuer zu holen. Obwohl kaum noch Herde zum Kochen genutzt werden, kommen viele in die Pfarren, um sich das gesegnete Feuer – gerne auch mit einem Baumschwamm – zu holen. Einst wurden die Osterspeisen mit dem heiligen Feuer zubereitet. Um 9.30 Uhr beginnen in Grafenstein die Speisensegnungen, 30 Segnungen sind es insgesamt. Mit einem Segensleiter schafft Opetnik den Speisensegen-Marathon. Während für die meisten mit der Osterspeisensegnung das Kirchenjahr vorbei ist, beginnt am Abend für streng Gläubige der Höhepunkt der Katholiken. "Bei der Abendandacht ist die Kirche zuerst noch dunkel, dann wird die Osterkerze entzündet. Es folgen die ersten Lesungen, mit der Gloria wird es wieder hell und die Glocken und Orgel ertönen wieder, dann ist die Zeit zum Fröhlichsein angebrochen", freut sich Opetnik. In dieser Nacht wird auch das Taufwasser gesegnet, früher wurden auch viele Erwachsene getauft.

Gottes Gnade auch ohne zu fasten

Wie gut kennen Sie den evangelischen Glauben? Die Woche hat Pfarrer Lutz Lehmann von der Johanneskirche drei Fragen zur Karwoche gestellt.

Welchen Stellenwert hat der Karfreitag für einen evangelischen Christen?
Lehmann:
Der Karfreitag hat für uns Evangelische zwei Seiten: Einerseits ist er ein Tag der Trauer über das Leiden und den Tod von Christus und von so vielen anderen unschuldig gemordeten Manschen. Andererseits ist es ein Tag der Dankbarkeit. Am einfachsten lässt sich das wohl mit dem Gospellied "Oh Happy Day" und der Zeile "When Jesus washed my Sins away" erklären. Der Karfreitag weist darauf hin, dass der Tod von Jesus nicht umsonst war. Er hat mit seinem Tod stellvertretend für uns die Strafe für die Sünden der Welt auf sich genommen – und mehr, als für uns zu sterben, kann Gott nicht tun. Wenn wir darauf vertrauen, müssen wir Gott keine persönlichen Opfer, wie zum Beispiel Fasten, mehr bringen, um seiner Gnade gewiss zu sein. Das könnte so ankommen, als ob wir uns die Gnade Gottes verdienen müssten. Wenn wir auf etwas verzichten, dann aus Dankbarkeit für diese uns geschenkte Gnade und um Anderen mit dem Ersparten zu helfen.
Am Karfreitag finden in der Johanneskirche am Lendhafen in Klagenfurt drei Gottesdienste statt. Zu diesen Gottesdiensten kommen traditionell sehr viele Menschen in die Kirche. Bei der Feier des Heiligen Abendmahles kommt Jesus uns ganz nah. Es ist ein Tag, der für unsere Gemeinde eine große Bedeutung hat.

Bei den Evangelischen gibt es ja keine Speisensegnung?
Die Segnung ist den Menschen vorbehalten und nicht dem Materiellen. Wenn wir beispielsweise eine Motorradsegnung durchführen, segnen wir die Fahrer, nicht die Motorräder. Das wichtigste Fest in der Osterzeit für uns ist die Auferstehungsfeier in der Osternacht, zu der wir am Ostersonntag um 4.30 Uhr in die Johanneskirche einladen.

Wie gut fühlt sich evangelische Gemeinschaft in Kärnten aufgenommen?
Die ökumenische Gemeinschaft funktioniert prima. Das Klima ist wirklich sehr gut, es finden viele gemeinsame Veranstaltungen statt, im Juni beispielsweise eine ökumenische Schifffahrt am Wörthersee. Auch in diesem Jahr schmerzlich ist die Aufhebung des Karfreitag als Feiertag für die Evangelischen. Eingeführt wurde dieser besondere Feiertag ja als eine Art Anerkennung dafür, dass Protestanten 200 Jahre lang von den Habsburgern verfolgt wurden. Der Satz des damaligen Bundeskanzlers Sebastian Kurz "Wegen drei Prozent der Bevölkerung werden wir keinen allgemeinen Feiertag einführen", ist bei vielen nicht besonders gut angekommen.

Zur Sache
Die zwei evangelischen Gemeinden in Klagenfurt umfassen etwa 6.500 Gläubige. Der Großraum Klagenfurt, zählt man St. Veit und Völkermarkt dazu, umfasst etwa 11.000 Gläubige.

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