Barbie feiert Geburtstag
Ein schlechtes Vorbild?
Die weltweit wohl bekannteste - und am meisten umstrittene - Puppe, die Barbie-Puppe begeht am 9. März ihren 63. Geburtstag. Erfunden wurde die Puppe bereits 1955 in Deutschland, damals bekannt als Bild-Lilli. Diese Puppe diente für die US-Firma Mattel als Vorlage der Barbie. Von da an startete das 29,2 cm große und 206 Gramm schwere Plastikspielzeug seinen weltweiten Siegeszug.
KLAGENFURT. Von Beginn an orientierte sich das Erscheinungsbild der Barbie an dem Zeitgeist der aktuellen Modetrends. Doch gerade ihr Erscheinungsbild sorgte seit ihrem Entstehen für heftige Kritik. Die unrealistischen „Barbie-Gardemaße“ 99-46-84 zeigen nämlich nicht ein realistisches Abbild des weiblichen Körpers, sie stellen ein unerreichbares Klischee dar. Somit – so der Kern der anhaltenden Kritik an der Puppe – bestünde die Gefahr, dass das Spielzeug das Selbstbild bzw. Selbstbewusstsein der Mädchen eher vermindern und so mitverantwortlich für die zunehmenden Zahlen an Essstörungen bei Mädchen und weiblichen Teenagern sei.
Welchen Beruf hat Barbie?
Christine Erlach, Geschäftsführerin des Vereines EqualiZ, sieht die Barbie-Puppe als Vorbild sehr kritisch: „Man muss sich nur die eine Frage stellen: Welchen Beruf hat Barbie? Niemand weiß das und eigentlich stellt sich niemand die Frage. Barbie wird rein auf ihr Äußeres reduziert, es ist nicht wichtig, was sie gelernt hat oder welchen Beruf sie ausübt. Sie muss nur hübsch, perfekt gestylt und adrett sein. Das ist die gefährliche Botschaft, die diese Puppe den jungen Mädchen übermittelt. Und dagegen muss man ankämpfen, denn es sind fatale und falsche Signale, die gesendet werden.“
Aussehen ist alles
Solche Geschlechterstereotype, die Barbie „vorlebt“, können auch große Auswirkungen auf das Leben junger Erwachsener haben. „Wir werden fast täglich mit der Ansicht junger Frauen konfrontiert, die genau dieses Klischee widerspiegeln“, meint EqualiZ-Geschäftsführerin Erlach. „Arbeit - wenn überhaupt, dann in Teilzeit - ist für diese Frauen eine Nebensache. Im Fokus ihrer Interessen stehen ihr Äußeres und ihre Wirkung auf ihr Umfeld – egal ob digital oder in der realen Welt.“ Hier kritisiert Christine Erlach aber nicht nur die Barbie-Puppe, sondern auch andere Globalplayer in der Spielzeugbranche. Lego oder Playmobil sind ebenfalls für die weitere Verbreitung und Festigung solcher klischeehaften Bilder mit verantwortlich.
Eltern leben vor
Doch sind es die Eltern, die über die Wahl des „richtigen“ Spielzeuges für Mädchen und Buben entscheiden. Und hier sieht Christine Erlach eine Wurzel des Problems: „Bereits Babys lernen durch Beobachten und Nachahmen. Wenn nun Kindern bereits von Beginn an die Trennung ihrer Welt in eine „Mädchen-“ und in eine „Buben-Welt“ vorgelebt bekommen, so werden auch sie diese unreflektiert in ihr weiteres Leben übernehmen.“ Die Auffassungen, welche Spielzeuge eher für Mädchen oder eher für Burschen geeignet sind, gehen sehr eng mit klassischen Geschlechterstereotypen einher. Die Expertin rät daher den Eltern, Kindern ein möglichst breites Angebot an Spielzeug zur Verfügung zu stellen. Dabei sollte sowohl klassisches „Mädchen-“, als auch „Bubenspielzeug“ vertreten sein. „Man muss als Elternteil auch darauf achten, wie man selbst darauf reagiert, wenn zum Beispiel ein Bub mit einer Puppe spielt“, meint Erlach. „Kinder sind sehr sensibel auf diese Reaktionen und würden daher auch ihren Eltern zuliebe mit den „richtigen“ Spielzeug spielen.“
Instagram, Tik Tok und Co
Während Kinder von Barbie, Lego und Playmobil durchaus beeinflusst werden können, so sind Instagram, Tik Tok und Co für Jugendliche und junge Frauen Begleiter ihrer Entwicklung zum Erwachsenen. Der Einfluss der digitalen Welt auf die Menschen ist ohne Zweifel sehr beträchtlich. Daher sind gerade junge Menschen, die mitten in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit stehen, besonders anfällig für alle Einflüsse von außen. „Früher orientieren sich die Jugendlichen an einigen wenigen Vorbildern. Dieses EINE Vorbild hat es zwar auch schon damals nicht gegeben, doch heutzutage orientieren sich die Jugendlichen an vielen Vorbildern, zumeist aus dem digitalen, virtuellen Raum, also an Menschen, zu denen man keinen tatsächlichen persönlichen Kontakt hat. Eines haben diese „Vorbilder“ aber alle gemeinsam: sie sind schön, makellos und erfolgreich“, meint Christine Erlach. Hier tut sich ein großes Gefahrenpotential auf: Mädchen wachsen zum Beispiel mit einem gänzlich falschem Körperbild auf. Castingshows wie „Germany’s next Topmodel“ führen zu einer Verstärkung dieses Bildes. „Die Social-Media-Anwendungen Instagram, Tik Tok, Facebook, Youtube und Co schaffen eine Art Messwerkzeug einer vermeintlichen Beliebtheit der Jugendlichen“, kritisiert Erlach. „Die Anzahl von digitalen Freunden und Likes zeigt ihnen, wie beliebt sie sind. Das ist sehr bedenklich.“
Medienkompetenz fördern
Die Sozialen Medien dürfe man, so Erlach, nicht grundsätzlich und in ihrer Gesamtheit verteufeln. „Um die positiven Aspekte der Sozialen Medien nutzen zu können, müssen wir den Kindern und Jugendlichen Medienkompetenz beibringen und dafür Sorgen tragen, dass sie die Medien und ihre Inhalte den eignen Bedürfnissen entsprechend nutzen.“
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