Seltenes Brauchtum
Nach dem Fastentuch kommt das Ostertuch

Eine von zwei Kirchen in Kärnten: Pfarrer Herbert Salzl vor dem imposanten Ostertuch in der Pfarrkirche St. Josef Siebenhügel.
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  • Eine von zwei Kirchen in Kärnten: Pfarrer Herbert Salzl vor dem imposanten Ostertuch in der Pfarrkirche St. Josef Siebenhügel.
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Im Jahre 1933, als Waidmannsdorf noch ein kleines Bauerndorf im Westen von Klagenfurt war, wurde an dem Standort eine Notkirche gebaut. Da die Glaubensbrüder der Salesianer Don Boscos 1934 in St. Ruprecht ihre Arbeit aufnahmen, betreuten sie auch die Gläubigen in St. Josef. 1951 erfolgte der Spatenstich für einen Neubau der Kirche. Ein Jahr später erfolgte schließlich die Weihe der Kirche. Aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel, wurde noch vieles improvisiert. So wurden – mangels ordentlicher Sitzgelegenheiten – alte Bänke aus Postbussen dafür verwendet. In den kommenden zehn Jahren wurde die Inneneinrichtung Schritt für Schritt komplettiert und fertiggestellt.

KLAGENFURT. Betritt man die Kirche, wird man von Beginn an von markanten Kunstwerken bzw. Kunstinstallationen in den Bann gezogen. Die acht Kirchenfenster aus farbenfrohen Glasscheiben, gefasst in Beton und 1962 von den beiden Meistern Staudt und Spielmann geschaffen, stellen das Gebet „Vaterunser“ eindrucksvoll bildlich dar.

Fastentuch

Normalerweise fesselt den Besucher beim Eintritt in die Kirche vor allem die Abendmahlszene an der Stirnwand des Altarraumes. Eigentlich – denn in der Fastenzeit wird diese bildliche Darstellung vom Fastentuch verhüllt. Das Tuch der Pfarre St. Josef/Siebenhügel wurde nach einem Entwurf des Malers Karl Bauer von den Schülerinnen der Nähschule in St. Marienheim unter der Leitung von Schwester Bernadette Wagner angefertigt und im März 1961 erstmals aufgehängt. 2020 wurde das Fastentuch umfassend saniert und gereinigt.

Ostertuch

Am Karsamstag dann, nach der Abnahme des Fastentuches, wird der Anblick aber wiederrum verhüllt, und zwar mit einem sogenannten Ostertuch. Zentraler Bestandteil des Ostertuches ist das „Lamm Gottes“. Als Osterlamm, gekennzeichnet mit der Siegesfahne, ist es ein Symbol für die Auferstehung Jesu Christi. Der Entwurf stammt von dem angesehenen Innsbrucker bildenden Künstler Max Spielmann, der auch – wie bereits erwähnt – die Glasfenster und den Tabernakel gestaltet hat. Ebenfalls von den Näherinnen der Nähschule St. Marienheim, Sr. Martha, wurde dieser Entwurf 1964 in vielen Arbeitsstunden umgesetzt. „Über das Wann und Wer findet man in unseren Chroniken einige Informationen. Über das Warum“, so der Pfarrer Herbert Salzl, „findet man wenige bis gar keine Unterlagen. Aber wir sind Salesianer Don Boscos und verkündigen nicht primär das Leiden Christus, sondern das Leben, weil wir zur Jugend berufen sind. In Don Boscos Gründerkirche gibt es keinen Kreuzweg, keine Via Crucis, sondern die Via Lucis, den Lichtweg. Und daher drückt das Ostertuch weithin sichtbar die frohe Botschaft, das Lebensbejahende aus. Wir wollen dem Leben mehr Gewicht geben als dem Leiden.“ Das war vermutlich auch der Gedanke, der hinter der Schaffung des Ostertuches stand. Die grundsätzliche Überlegung vom damaligen Pfarrer Franz Penz war es, was man tun könnte, um Ostern auch für das Auge lebendig darzustellen.

Osterbotschaft

„Die positive Osterbotschaft auch für das Auge sichtbar zu machen, ist eine großartige Sache. Ostern braucht Zeit, immerhin dauert Ostern zehn Tage länger als die Fastenzeit. Heutzutage ist Ostern für viele mit der Fleischweihe auch schon wieder vorbei“, erklärt Pfarrer Salzl. In vielen Kirchen stellen die Bilder hinter dem Hauptaltar den leidenden Christus dar. Nicht so in der Pfarre St. Josef. Dort befindet sich hinter dem Altar die Abendmahlszene. „Verdeckt durch das Fasten- und danach durch das Ostertuch, soll unser Altarbild mit Jesus, der für uns das Brot bricht, das Glaubensbekenntnis stärken.“ In Kärnten gibt es nur sehr wenige vergleichbare bildliche Darstellungen in Form eines Ostertuches. Soweit bekannt, gibt es ein Ostertuch in dieser Form nur in dieser Kirche. In einer anderen Form gibt es das Ostertuch als Kunstinstallation in der Pfarrkirche Ludmannsdorf.

Salesianer Don Boscos Vorreiter

Wie schon so oft, waren auch hier die Salesianer Don Boscos Vorreiter, denn auch eine andere einstweilen hoch geschätzte Tradition nahm in der Pfarre St. Josef ihren Anfang, nämlich die Marienprozession. Aus dem bekannten Wallfahrtsort Fatima in Portugal wurde 1954 eine Marienstatue für die St. Josef-Kirche nach Klagenfurt gebracht. Um die Statue gebührend in die Kirche einzuführen, kam man auf die Idee, sie mit einem Schiff von Velden nach Klagenfurt zu bringen. Vom Ufer aus trug man sie in einer Lichterprozession zur Kirche nach Waidmannsdorf. Da das Interesse der Gläubigen so groß war, entschloss man sich, jedes Jahr zu Mariä Himmelfahrt am 15. August, diese Marienstatue in einer nächtlichen Schiffsprozession um den Wörther See zu führen. „Die originale Marienstatue befindet sich in unserer Hauskapelle. Seit geraumer Zeit wird für die Schiffsprozession ein Duplikat zur Verfügung gestellt“, weiß Pfarrer Salzl zu berichten, „Seit 2020 haben wir die Verantwortung an das Stadtdechanat Klagenfurt weitergereicht. Pandemiebedingt wird die Schiffsprozession auch heuer im kleinen Rahmen stattfinden. Wenn es aber die Situation im nächsten Jahr wieder zulässt, wird die Prozession in gewohnter Art und Weise und Größe abgehalten.“

Kapelle vom Guten Hirten

Die Kapelle, in der die Statue aufbewahrt wird, ist auch ein Gesamtkunstwerk für sich. Die „Kapelle vom Guten Hirten“ befindet sich im hinteren Teil der Kirche. Sie wurde 2006 vom Künstler Karl-Heinz Simonitsch gestaltet, für das Altarbild, welches auf- bzw. zugeklappt werden kann, diente als Vorbild eine byzantinische Mosaikikone. Der Mittelteil ist in Öl auf Leinwand gemalt und setzt sich in der Keramik der Seitenteile fort.

Viel mehr als "nur" eine Pfarre

Die Pfarre St. Josef Siebenhügel ist aber mehr als „nur“ eine Kirche. Sie besteht weiters aus einem Pfarrkindergarten, einem Jugendzentrum, einem Pfarrzentrum, einer Jungschar, einem Pfarrcafe, einem Seelsorgezentrum uvm. Die rund 8600 Katholiken in der Pfarre werden neben Pfarrer Herbert Salzl noch von weiteren drei Priestern und einem Salesianer Bruder an insgesamt drei Standorten - St. Josef, dem Rektorat Don Bosco und dem Gemeinschaftsgarten Franz von Sales - betreut. „Unsere Pfarre hat sich vor allem der Kinder- und Jugendarbeit verschrieben. Das geht von den Ministranten, Jungschar, Musikunterricht, Kinderchor, Zwergerlsingen, Eltern-Kind-Gruppe, bis zum „Kids & Youth-Point“ und Sportaktivitäten, wie zum Beispiel Fußball samt professionellem Trainer. Wir betreiben einen Kindergarten, den zweitgrößten Kindergarten in Klagenfurt mit rund 135 Kindern. Wir sind seit 60 Jahren der Arbeitgeber für insgesamt 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Mit Leidenschaft Ordensbruder

Pfarrer Herbert Salzl stammt ursprünglich aus Illmitz am Neusiedlersee. Nach dem Gymnasium studierte er Sozialpädagogik und Theologie und war dann einige Jahre als Lehrer für Philosophie und Psychologie am Gymnasium tätig. Die Priesterweihe erhielt er 1999 in seiner Heimatgemeinde. Mit 2016 übernahm er die Pfarre St. Josef. „Ich wurde primär aus sekundären Gründen Priester“, erzählt Pfarrer Salzl augenzwinkernd, „Die Arbeit der Salesianer Don Boscos beeindruckte mich schon im Jugendalter. Die Art, wie sie mit den Kindern und Jugendlichen gearbeitet haben und mit ihnen umgesprungen sind, konnte ich als Internatskind selbst miterleben. Das hat mich geprägt und daher wollte auch ich junge Menschen in der Form durch das Leben begleiten.“

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