Abenteuer Waldkindergarten
Ein Kindergarten ganz ohne Dach und Wänden?
Im Waldkindergarten Maria Saal passiert der Großteil des Tages draußen – im Wald. Ein Einblick in den Alltag zwischen Blättern, Sträuchern und Bäumen.
MARIA SAAL. „Ein Waldkindergarten ist quasi wie ein normaler Kindergarten, nur eben im Wald“, erklärt Sabine Dörfler, Leiterin des Waldkindergartens Maria Saal. Statt im Gruppenraum mit Spielzeug aus Plastik oder Holz zu spielen, nutzen die Kinder in der Natur ihre Fantasie, um sich eigenes Spielzeug zu suchen oder zu bauen. Seit 2003 ist Dörfler mit ihren Kolleginnen im Wald unterwegs, hauptsächlich auf dem Grund der eigenen Familie. Treffpunkt ist jeweils im Garten des Kindergartenhauses, in dem auch das Mittagessen verspeist wird. Nach dem Morgenkreis im Garten geht es in Gummistiefel und Matschgewand zum „Lagerplatz“ im nahegelegenen Wald.
Ältere helfen mit
Als gefährlich sieht Dörfler einen Waldkindergarten nicht. „Die Kinder wissen, dass im Wald keine Pflanzen und Früchte vom Wald essen, damit niemand etwas Ungenießbares oder sogar Giftiges isst.“ Auf die Jüngsten wird ganz besonders geachtet. „Die älteren Kinder schauen zum Beispiel darauf, dass die Jüngeren beim Spielen mit von der Partie sind“, freut sich die Leiterin.
Sicherheit geht vor
Und was passiert, wenn mal was passiert? „Für Notfälle haben wir unser Erste-Hilfe-Set mit, da ist für alle Fälle was dabei“, sagt Theo, der derzeit ein 20-wöchiges Pflichtpraktikum im Waldkindergarten absolviert. Er ist mit zwei Kindern dafür verantwortlich, dass der Leiterwagen in den Wald kommt. In ihm werden Erste-Hilfe-Set, Reservematerialien wie Sitzunterlagen sowie Bilderbücher oder eine Sitzdecke transportiert. Passieren tut allerdings wenig. „Die Kinder wissen, was sie können, werden körperlich und motorisch sehr geschickt“, ist Dörfler stolz. Brennnesseln, die sonst oft gefürchtet sind, seien bei ihnen beliebt, sie werden gegessen oder gepflückt. „Und wenn doch mal eine Brennnessel sticht, suchen die Kinder Breitwegerich, der hilft gegen das Brennen.“
Winterplatz Bauwagen
Bei Gewitter oder Stürmen bleiben die Kinder in ihrem Gruppenraum im Haus, bei Regen alleine geht es dennoch hinaus in den Wald. „Dann wird die Regenjacke gut zugemacht und es wird im Matsch gespielt“, so die Kindergartengründerin. Auch im Winter sind sie viel draußen, gerade zum Jausnen oder für Pausen ziehen sie sich aber in ihren Bauwagen zurück. „Dann wird eingeheizt und es sich gemütlich gemacht.“
Tierische Begegnungen
Durch die viele Bewegung wird von manchen befürchtet, die Kinder hätten keine Ruhe, länger sitzen zu bleiben. Dörfler sieht das anders: „Wenn die Kinder etwas Spannendes zu beobachten gefunden haben, dann kann es gut sein, dass sie eine halbe Stunde lang am Boden sitzen und eine Raupe beobachten.“ Und auch andere Tiere werden immer wieder gesehen, wenn auch manchmal aus der Ferne. Fuchs oder Reh wurden schon beim Davonlaufen gesehen, Kleintiere werden regelmäßig genauer betrachtet. Und wenn im Winter Schnee liegt, werden Fährten gelesen und Pfotenabdrücke verglichen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.