Osterzeit in der Region
Ein mystischer Kärntner Brauch für's ganze Jahr
KLAGENFURT, KÄRNTEN. Am Palmsonntag wird, so sagt es der althergebrachte Brauch, der Palmbuschen in der Kirche gesegnet. Diese Tradition reicht weit ins Mittelalter zurück. "Diesen Brauch gibt es sonst auch nur in der Steiermark", erklärt Wolfgang Lattacher vom Kärntner Brauchtumsverband.
Ein zauberhafter Brauch
In jeder Region werden die Buschen, die an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnern sollen, anders gebunden oder geschmückt. Generell kann gesagt werden, dass es zwei Grundformen des Kärntner Palmbuschen gibt. In Oberkärnten wird der Palmbuschen mit einem langen Stiel gebunden, daher bezeichnet man diese als Palmbesen. "Die prachtvollsten Palmbesen werden Jahr für Jahr in Rennweg von den Jugendlichen in die Kirchen getragen. Die Palmbesen in Rennweg haben oftmals eine Länge von 15 Metern", sagt Lattacher. Dabei müssen die Träger besonders beim Eintritt in die Kirche Acht geben, denn berührt dieser die Decke, hat er laut Volksmund seine schützende Kraft verloren. Den Palmbuschen wird ein besonderer Zauber nachgesagt. Zog einst ein Gewitter auf, wurden in den Ofen ein paar gesegnete Zweige geworfen, der aufziehende Rauch soll das drohende Unwetter weniger ausfallen lassen.
Wettkampf unter Burschen
In Unterkärnten werden die regulären Buschen gebunden. Dabei ist auf eines zu achten: Nicht einen Draht, sondern nur Weiden zum Binden zu verwenden. Dem Metall wird nachgesagt, dass es eine negative Energie hat. Die Weiden wiederum werden in Ringen gebunden. In manchen Regionen gilt es als Jux unter den Burschen, die Ringe der Palmbuschen aufzuschneiden. "Dieser Wettkampf des Ringeaufschneidens wird beispielsweise in St. Margareten im Rosental noch praktiziert", weiß Lattacher. Bei den Kätzchen handelt es sich um die Blütenstände der Salweide. Früher hatte jeder Hof eine Salweide, da diese bei Schmerzen, wie z.B. bei Zahnschmerzen, eingesetzt wurde. "Da den geweihten Kätzchen positive Wirkung nachgesagt wird, bekamen Bräutigame in ihre Rocktasche als Glücksbringer einen kleinen Zweig gesteckt", weiß Lattacher.
Palmbuschen-Workshop
Aus dem Lavanttal stammen zumeist kleine, geflochtene Palmbuschen. Bei den Kleinsten sind diese aufgrund der Handlichkeit besonders beliebt. Doch wie bindet man nun einen Kärntner Palmbuschen? Die Maria Saalerin Rosalia Tschinder wird am 8. April 2022 um 14 Uhr am Neuen Platz am Klagenfurter Ostermarkt erklären, wie man einen Palmbuschen bindet. Der Kurs ist kostenlos, Material ist vor Ort. Anschließend können die gebundenen Palmbuschen gleich gesegnet werden. (stf)
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.