Diskussion an Schulen
"Haben von richtigen Matura-Horrorstories gehört"
Lehrergewerkschaft meint, dass VWA wegen KI nicht beurteilbar wären. Schulsprecherinnen sagen: "Wir nutzen für die VWA keine KI, weil uns das zu riskant ist". Bildungsdirektion pocht auf Fortführung der VWA.
KLAGENFURT. Geht es nach der Lehrergewerkschaft, soll die VWA (Vorwissenschaftliche Arbeit) im Zuge der Matura abgeschafft werden – alles nur Politgeplänkel vor den Nationalratswahlen im Superwahljahr? "Weg mit der VWA" fordern jedenfalls Eva Teimel (Vorsitzende der ÖPU) und Herbert Weiß (Vorsitzender der FCG-AHS). Die Gründe: die Betreuung der Arbeiten sei wegen der KI zu zeitintensiv, die VWA sei die "sozial ungerechteste Säule der Matura" und in Zeiten der KI sei das Prüfungsformat neu zu bewerten. Teimel und Weiß schlagen vor, dass die VWA nur noch auf freiwilliger Basis erfolgen soll.
Lehrer überfordert
In dieselbe Kerbe schlägt der ÖPU-Kärnten-Vorsitzende Manfred Jantscher (Anm.: zugleich ÖVP-Gemeinderat) und Lehrer am BG|BRG Mössinger. "Aufgrund von Einsatz von KI werden die Arbeiten immer schwerer zu beurteilen, sie sind oft richtig zusammengeflickt ", sagt Jantscher. Lehrerinnen und Lehrer wissen oft gar nicht, ob und in welchem Maße die neue Technologie eingesetzt werde.
Danach geht's zur Uni
Die Kärntner Bildungsdirektion hält jedenfalls an den VWA (Anm.: mehr im untenstehenden Artikel) weiterhin fest, diese seien von wesentlicher Bedeutung für die weitere universitäre Ausbildung der Maturantinnen und Maturanten. Das kann auch Europagymnasium-Schulsprecherin Marlene Jakobs nur unterstreichen. "Neun von zehn Schülern gehen nach der Matura an die Uni oder an eine FH, es ist gut, dass man lernt, wie man Quellen raussucht, das wissenschaftliche Arbeiten wird ja später benötigt und so hat man dann eine Sorge weniger", sagt Jakobs.
Modul anstatt VWA?
"Man könnte doch ein Modul ,Wissenschaftliches Arbeiten‘ anbieten", schlägt Jantscher vor. Dass ChatGPT und Co. das Schreiben grundlegend verändern und die Veränderungen unabsehbar sind, erleben er und die Lehrerkollegenschaft täglich. Unbestritten ist, dass der Lehrkörper noch nicht mit ausreichend Tools ausgestattet ist, mit denen Arbeiten sicher und fair überprüft werden können. "Noch steht uns an der Schule nichts zur Verfügung. Es gibt vom BMI ab dem nächstem Jahr ein Tool", sagt Jantscher.
"Trauen uns das nicht"
"Ich kann nur von meiner Klasse sprechen: Hier traut sich das keiner einzusetzen", sagt Jakobs. Schwerwiegende Konsequenzen werden von den Schülerinnen und Schülern befürchtet. "Wir haben von Horrorstories gehört, manche, die 2019 maturiert haben, sollen heute noch keine Matura haben, weil sie in der VWA KI eingesetzt haben sollen", so Jakobs. Einen Aspekt, der immer wieder untergeht, spricht sie noch an: "Häufig wird bemängelt, dass die Matura nur Momentaufnahme ist. Die VWA ist daher ein wichtiger Teil der Note der Matura, man kann sich über einen längeren Zeitraum bewähren."
"Fördert Kompetenzen"
Anna Trattnig, AHS-Landesschulsprecherin, spricht sich auch für die Beibehaltung aus: "Die Eigenverantwortung und viele weitere Kompetenzen werden dabei gefördert. Es gibt Mittel die Arbeiten zu überprüfen und spätestens bei der Präsentation merkt man, ob KI eingesetzt wurde." Tratttnig wird diesen Freitag eine "KI-freie" VWA abgeben. Auch sie und ihre Schülerkollegenschaft haben Angst davor, dass die VWA wegen KI-generierter Texte nicht angenommen werden und verzichten daher darauf.
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