Kommentar
Humor kann man nicht kaufen
Der ORF erlaubte sich bei der Übertragung der Ehrung der Sportler des Jahres einen Scherz mit den Zusehern. Ob er gelungen ist, sei dahingestellt.
Für Sportfans war der 10. November ein Pflichttermin vor dem Fernsehgerät: Der ORF übertrug die (virtuelle) Sporthilfe-Gala mit der Ehrung der Sportler des Jahres im Hauptabendprogramm. Mit aussichtsreichen Kandidaten aus Kärnten im Rennen wie Skifahrer Matthias Mayer, Eisschnellläuferin Vanessa Herzog und Behinderten-Sportler Markus Salcher. Ehe der Abend sportliche Relevanz erhielt, rieben sich die Zuseher verwundert die Augen: Die Kamera schwenkte in eine vollbesetzte Marx-Halle in Wien, erspähte Persönlichkeiten im Publikum, die das Moderatoren-Duo Mirjam Weichselbraun und Rainer Pariasek mit (vermeintlich) humorvollen Wortspenden individuell begrüßte. Minutenlang erweckten sie den Anschein, die Sporthilfe-Gala würde tatsächlich vor vollem Haus stattfinden.
Mangelndes Fingerspitzengefühl
Die Auflösung: Natürlich handelte es sich um Archiv-Aufnahmen und lediglich einen Traum der Moderatoren, der in Corona-Zeiten nicht in Erfüllung ging. Kurzum: Der ORF erlaubte sich einen Scherz. Ob der einfache Bürger, der zum damaligen „Lockdown light“ einer Ausgangssperre ab 20 Uhr unterlag, darüber lachen konnte, sei dahingestellt. Auch die Veranstalter im Land, die seit Monaten um ihre Existenzen bangen, weil Veranstaltungen und somit Einnahmen fehlen, erlitten wohl kaum einen Lachkrampf. Dem ORF anlässlich mangelnden Fingerspitzengefühls ins Stammbuch geschrieben: Humor kann man nicht kaufen – Humorverständnis noch viel weniger.
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