„Ich habe nicht immer wie ein braves Mädchen gelebt“
Maria Pink beschreibt in schonungsloser Offenheit ihre Lebensgeschichte.
„Hätte ich gewusst, wie viele vernarbt geglaubte Wunden ich beim Schreiben meiner Autobiographie aufreiße, hätte ich mich auf dieses Abenteuer nicht eingelassen. Aber im Nachhinein betrachtet, hatte es doch Sinn: Es war Therapie, eine Katharsis, ich wurde viel Seelenmüll los. Was mich viele Jahre belastete, hat für mich an Gewicht verloren.“
„Mittendrin im Nirgendwo“
Maria Pink, ehemalige Ombudsfrau der WOCHE, Journalistin und Autorin, schrieb ihre Biographie: „Mittendrin im Nirgendwo“ erscheint am 23. Mai im Verlag Styria. Dabei, erzählt sie, habe sie selbst nie gedacht, dies jemals zu tun.
„Glauben Sie nicht, dass nur eitle Menschen eine Autobiographie schreiben“, entgegnete sie jenem Menschen, „der genau wusste, wovon er sprach“ und ihr „den Floh ins Ohr“ setzte. Das Argument, dass ihre Lebensgeschichte ein Beispiel sei dafür, „dass man zu jeder Lebenszeit etwas aus sich machen und sich von Zwängen freischaufeln kann“, war letztendlich ausschlaggebend, es doch zu tun.
Die eingangs erwähnten Narben, die sie aufriss, verpasste ihr nicht nur die elternlose Kindheit. „Die Frau, die mich geboren hat, hat mich mit drei Monaten weggegeben.“ Zu den Großeltern, die für „Mädi“ nicht Eltern-Ersatz waren, sondern zu denen sie Mama und Vater sagte. „Elternlos zu sein hat mir nie wehgetan, ich hatte eine sehr glückliche Kindheit, meine Großeltern haben mich ,verzärtelt‘. Erst beim Schreiben habe ich diese Wunden gespürt.“
Ungeschminkt und ehrlich
„Aufgeblüht“ ist Pink, als sie in die Schule kam. „Alles, was die Lehrerin uns beibrachte, wurde für mich ein Tor für eine neue Welt. Wie ein Schwamm sog ich alles in mich auf“, beschreibt sie ihre „Initiation“. Der Wissensdurst begleitet sie seit 83 Jahren.
Die Biographie könnte auch mit „Ungeschminkt“ betitelt sein, denn: „Ich habe mich nicht geschont, viele werden schockiert denken: Was, das ist die Maria Pink?“, verweist sie auf das Kapitel „Glut unter der Asche“, in dem sie beschreibt, nicht immer „wie ein braves Mädchen“ gelebt zu haben. „Drei Jahre lang pendelte ich zwischen Schizophrenie und Nirgendwo“, bekennt sie, als verheiratete Frau die Liebe zu ihrer großen Jugendliebe ausgelebt zu haben.
Christian Lehner
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