Lokalaugenschein Asylwerberheim
"Ich will die Halle nicht schönreden"
Kritik an Unterbringung von Asylwerbern in Klagefurt verstummt nicht. Selbst BBU sagt: "Die Unterbringung ist nicht ideal." MeinBezirk.at hat auch mit Asylwerbern und einer ehemaligen Mitarbeiterin gesprochen.
KLAGENFURT. Lokalaugenschein beim Asylwerberheim am Sirius-Gelände. Drei Männer stehen unter einem Verschlag in der Siriusgasse, einer von ihnen spricht fließend deutsch, er möchte seinen Namen nicht nennen, besteht darauf, "Bobby" genannt zu werden. Bobby ist ein kurdisch-stämmiger Türke, der 29 Jahre in Deutschland gelebt hat. Dann wurde er abgeschoben, weil er, wie er selbst sagt, "viel Mist gebaut hat", im gleichen Atemzug stolz ist, dass er einen "Realschulabschluss und eine Ausbildung als Maler hat".
Zaun steht in der Halle
Seit 21. Mai ist der gebürtige Türke im Klagenfurter Asylheim untergebracht. Laut Bobby sind die Männer in einer Halle zu je acht Personen untergebracht, die Quartiere sind mit einem Zaun abgegrenzt. Viel Zeit verbringt er jedoch dort nicht, weil eine angespannte Stimmung herrsche. "Mir wollte jemand mein Handy klauen, es kam zu einer Rauferei", sagt Bobby, der laut seinen Angaben eine Anzeige wegen Körperverletzung hat. Scharf kritisiert Bobby die hygienischen Zustände in der Halle. "Es gab bereits 20 Coronafälle, die Quarantäne bestand darin, dass die Betroffenen hinter Zäunen lagen, ich hatte schon die Krätze, wegen der Krätze sollte es eine Quarantäne geben", sagt Bobby. "Es gibt zweimal die Woche eine medizinische Versorgung. Krätze bringen viele Geflüchtete schon mit, das kommt häufig vor und diese ist medizinisch leicht zu behandeln", sagt BBU-Pressesprecher Thomas Fussenegger auf unsere Nachfrage. Allen Gerüchten zum Trotz wird die Halle geheizt. "Es gibt eine Klimaanlage, die wird aber um 9 Uhr morgens wieder abgeschaltet", schildert der Asylwerber. Es kam auch zu Gerüchten, dass es keine Duschen gäbe. "Es gibt auch Duschen, diese sind im externen Sanitätscontainer, pro Container gibt es sechs Duschen. Es ist alles nicht ideal, ich will die Halle nicht schönreden", sagt Fussenegger.
Ehemalige Mitarbeiter: "Durften nicht nett sein"
Laut dem Asylwerber werden ständig neue Menschen gebracht, "alle zwei Wochen kommt es zu einem Transfer". Es kommt zu Gruppenbildungen unter den verschiedenen Ethnien, Arabern, Indern oder Menschen aus Afrika, die hier untergebracht sind. Wie beim Lokalaugenschein offensichtlich wird, arbeiten beim Asylheim selbst zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund. Ehemalige Mitarbeiter äußern Kritik: Hinter vorgehaltener Hand darf man nicht "zu nett" zu den Asylwerbern sein. Eine ehemalige Mitarbeiterin wurde kritisiert, da sie einem fiebernden Asylwerber Medikamente gebracht hat, eine andere musste dem Vorgesetzten erklären, wieso sie manchen Bewohnern zwei anstatt einer Tasse Milch zum Frühstück gegeben hat. Die Kritik kann Fussenegger nicht verstehen: "Unser Personal wird geschult. Selbst die Plattform Migration, die das Asylheim in Klagenfurt sehr kritisch kommentiert, lobt unser Personal. Damit man bei uns arbeitet, muss man empathisches Verhalten zeigen, es braucht aber eine Abgrenzung zum Privaten, man darf die Arbeit nicht mit nach Hause nehmen. Das ist aber in jedem Sozialberuf so und dient dem Schutz der Mitarbeiter." Fussenegger berichtet von einer ehemaligen Mitarbeiterin, die über ihr Arbeitspensum im Asylheim gearbeitet hat und nach ihrer Probezeit daher gekündigt wurde.
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