Sich Gutes tun
Bio-Koch Friedrich Pinteritsch über gesunde Ernährung und gesunde Lebens-Mittel.
KLAGENFURT (chl). Eines vorweg: "Wir reden seit den Siebzigerjahren immer wieder im Kreis. Trotz Aufklärung und allen Bemühungen hat sich in der Einstellung der Konsumenten nur wenig geändert. Die Menschen wissen zwar vieles, aber setzen es nicht um", stellt Bio-Koch- und Speisehanf-Pionier Friedrich Pinteritsch ernüchtert fest. Seine Bemühungen, die Menschen von gesunder Ernährung und gesunden Lebensmitteln zu überzeugen, seien großteils gescheitert.
Der Hauptgrund dafür ist ebenfalls seit den Siebzigern der gleiche: "Man möchte sich zwar gesund ernähren, aber man hat fast keine Chance, das zu tun, weil die Produzenten auf ihre Gewinne schauen und der Konsument übrigbleibt", verweist er auf die Verlockungen der Billigmärkte. Pinteritsch bezieht sich dabei auf die industrielle Produktion, egal ob aus Österreich Europa oder Übersee, die die Supermärkte zu unschlagbaren Preisen überschwemmt.
Bewusst einkaufen
Die gute Nachricht aber ist: "Man kann sich gesund ernähren, wenn man bewusster einkauft." Etwa Demeter-Produkte ("... die verschärfte Form der Bioproduktion"), zertifizierte Bioprodukte oder beim Bauern oder Gärtner des Vertrauens in der Umgebung. "Bioprodukte sollte man allerdings maximal aus Europa kaufen, nicht aus Übersee. Bio aus Österreich kann man am meisten vertrauen, das kann ich mit ruhigem Gewissen sagen, weil wir die strengsten Gesetze und die verlässlichsten Kontrollen haben."
Ausgewogenheit
Doch Bio allein sei nicht alles. Auch auf die Zusammensetzung der Mahlzeiten kommt es an. Und diese ist rasch erklärt: "Man sollte eine Faust voll Gemüse zu sich nehmen, eine Hälfte davon Kohlehydrate als Beilage und ein Handteller großes Stück Fleisch. Damit ist die Grundregel für gesunde Ernährung geschaffen."
Grundsätzlich nehme man viel zu viele Kohlehydrate zu sich: "Kohlehydrate sind Energiebringer, die wir heutzutage im Normalfall nicht mehr verbrauchen."
Ebenfalls nicht neu, aber noch immer zu selten umgesetzt: weniger Fleisch. "So, wie früher, als man es sich gar nicht leisten konnte, sollte man auch heute maximal ein- bis zwei Mal pro Woche Fleisch essen", erklärt Pinteritsch. "Als ich jung war, wussten wir gar nicht, dass wir uns gesund ernähren."
Vegan und Vegetarisch
Mit oben erörterter Ausgewogenheit erübrige sich auch die Beschränkung auf vegane oder vegetarische Kost. Man erspare sich damit auch die auf Umwegen herbeigeführte Zufuhr von lebenswichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, die bei Fleischverzicht und noch viel mehr bei veganer Ernährung notwendig ist. Sich vegetarisch zu ernähren, sei für Pinteritsch völlig in Ordnung, und ums Tierwohl sorge auch er sich. Am Sinn veganer Kost allerdings zweifle er.
"Die Nahrungsmittelproduzenten haben für Veganer vieles geschaffen, doch es stellt sich die Frage, ob dieses Geschaffene tatsächlich gesund ist", verweist er beispielsweise auf industriell produziertes und oft genverändertes Soja als Grundprodukt vieler veganer "Kunstprodukte". "Es ist unlogisch, dass ein Veganer einen Bratwurstersatz braucht", wundert sich der Bio-Koch. Mit gesunder Ernährung habe das nichts zu tun.
Sich Gutes tun
Sich ab und zu Gutes zu tun und einen "Ausrutscher" zu gönnen, sei kein Problem, das gehöre "zum Seelenheil und ist Lebensfreude", beruhigt Pinteritsch.
Zum Einwand, Bio-Lebensmittel seien viel zu teuer, erklärt er, schnell gewachsenes Fleisch enthielte (abgesehen von Spuren chemischer Futterzusätze) viel weniger Nährstoffe, aber dafür sehr viel Wasser: "In der Pfanne bleibt mir von einem halben Kilo Fleisch 35 Deka oder weniger, das heißt: Auch wenn’s billig war, habe ich teuer gekauft. Wenn ich gutes Fleisch vom Bauern nehme, bleiben mir vom halben Kilo 45 Deka."
Als Faustregel gilt, unabhängig von der Garart: "Von einem guten Stück Fleisch bleiben 10 bis 15 Prozent mehr am Teller als von billigem, schnell gewachsenen. Der Preisunterschied gleicht sich demnach aus. Außerdem gewinne ich, weil ich ja Fleisch esse, das für meinen Körper einen Mehrwert hat, da es alle Vitamine und Stoffe enthält, die mir gut tun."
Buch-Autor Friedrich Pinteritsch:
Der Klagenfurter Friedrich Pinteritsch ist geprüfter Diätkoch, Pionier der Bio-Küche, Experte für gesunde Ernährung und Kochen im biologischen Kreislauf, Spezialist für Kochen mit Speisehanf und Kochen mit dem Dampfgarer.
Außerdem ist er Kochbuch-Autor, zuletzt vor allem - in Zusammenarbeit mit der Kommunikationstrainerin und Foodbloggerin Susanne Kuttnig-Urbanz. Am 14. April erscheint deren sechstes gemeinsames Buch "Fleisch aus dem Kombi-Dampfgarer" (Kneipp Verlag).
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