Die große Diskussion zur Zukunft des Landes

Robert Mack, Geschäftsführer der WOCHE Kärnten: „Die Entwicklung des Landes ist nicht nur uns nicht egal. Es gibt Hilferufe auf Plattformen und Protestmärsche – aber die beschäftigen sich mit der Krankheit. Wir wollen die Ursachen wissen, heulen nicht mit, jammern nicht krank, richten nicht über Affären, das machen dann die Wähler. Wir wollen einen konstruktiven Diskusionsprozess einläuten, die Auseinandersetzungen mit Problemen stehen hintan, nicht im Mittelpunkt. Es gibt Experten und Profis, die im Think-Tank nachdenken - Wir liefern damit einen kleinen Beitrag. Denken wir gemeinsam nach. Versuchen wir zu einer geistigen Arche beizutragen, entwickeln wir Lösungen.
Uwe Sommersguter, Chefredakteur WOCHE Kärnten: „Kurz vor dem Fasching widmen wir uns eines ernsten Themas: dem Gestern – Heute und Morgen von Kärnten.
Vor dem Live-Einstieg zu ORF-Kärnten noch eine Diskussionrunde mit dem Publikum – was möchten Sie von den anwesenden Diskutanten wissen?
Herr Malkjevic, Klagenfurt: „Es befinden sich hochkarätige Personen am Podium, aber im Publikum gibt es auch Persönlichkeiten. Es wäre gut, wenn das Publikum nicht nur zuhören darf, sondern ein Publikumsvertreter auch am Podium ist.
Sommersguter: „Heute ist die Diskussion ohne Publikumsbeteiligung, aber wenn es ein Erfolg wird, machen wir so weiter.“
Hans Brugger, Klagenfurt: „Bei den Urvölkern fällt der Häuptling die Entscheidung, hört sich aber den Rat der Weisen an, bei uns fehlt so ein Gremium – es sollte ehrlich, kompetent, charaktervoll und erfahren sein. Zur Parteienförderung hätte der Weisenrat wohl gesagt, lass die Finger davon! Ich will keine Namen nennen, aber Politiker glauben, wir sind eh so gescheit. Der beste Fachmann tut gut daran, sie Leute anzuhören.
Josef Fellner, Konsensgruppe Vertreter Heimatdienst: Wir müssen alles daran setzen, das Land als friedlich, zukunftsvoll zu präsentieren. Wir müssen weg davon ein Land zu sein, dass nur in der Vergangenheit lebt.

Beurteilung der derzeitigen Situation:
Sommersguter: In der Archiven haben wir 100e Beiträge negativer Art gefunden – etwa Parteienchaos, Ansehenskrise, Hypodesaster – die Steiermark dürfe keinesfalls Kärnten werden. Geben Sie uns eine Kurzanalyse des Landes.
Gerhard Dörfler, Landeshauptmann: Wir müssen Auseinanderhalten, ob das Land oder die Politik schlecht gemacht werden. Kärnten herab zuwürdigen ist falsch, politische Entscheidungen kann man sehr wohl bewerten. Journalisten die so schreiben sind teilweise gar nicht in Kärnten. Kärnten 2010 hat seine Krise, aber das ist vor allem eine Weltwirtschaftskrise. Ich will auch nicht die Steiermark mit ihren 1,2 Milliarden Nettoneuverschuldung bewerten – wir haben heuer eine Nettoneuverschuldung von wir 260 Millionen Euro.
Gestalten wir die Zukunft – die legen wir dabei die Vergangenheit nicht ab. Ich habe angekündigt bei den Events sparen – und heute gibt es in den Tageszeitungen Kommentare die besagen: das darf so nicht sein. Ich suche als LH nicht die Bühne, ich möchte Kärnten fit für die Zukunft machen, der Lakeside Park etwa ist Zukunft, wir brauchen uns nicht zu schämen
Peter Plaikner, Politologe: Ich glaube nicht, dass die Zeitungsberichte Kärnten schlechter machen als es ist, aber ich sehe Uneinsichtigkeit bei Politikern und Bevölkerung. Kärnten hatte 2009 eine Pro/Kopf/Verschuldung von 2.254,- Euro, die Steiermark von 339,- Euro. Aber ich will weg von den Themen – ich sehe eine Gefahr darin, dass nun ein Jahr lang das Kärntentum gelobt wird. Die Tiroler haben das gerade das Andreas Hofer Jahr hinter sich. Kärnten ist das das einzig schrumpfende Bundesland. Bis 2050 wird es nicht wachsen. Österreich wird 2050 9,5 Millionen Einwohner haben – das ist eine Steigerung von 15 Prozent. Das hat ungeahnte Folgen – Kärnten wird älter als andere Bundesländer, der durchschnittliche Kärntner wird 2050 nahezu 50 Jahre alt sein, 10 Jahre älter als der Wiener. Laut dem Berliner Think-Tank hat Kärnten in Österreich die zweitschlechteste Chance am Zukunftsmarkt.
Lind Pelzmann, Wirtschaftspsychologin an der Uni Klagenfurt: als die Medien einmal pro Woche Kärnten beleidigt haben, hat sich die Woche nobel zurückgehalten. Kärnten ist kein Sonderfall. Nein, was im letzten Jahrzehnt passiert ist, das ist, dass sehr viel Easy Money war unterwegs, Banker waren von der Osteuphorie angetrieben. Jetzt ist das Geld weg, der Katzenjammer da. In Kärnten herrschte halt die Euphorie für Events. Jedem war es recht, jeder ist hingegangen, und der nachfolgende LH muss das aufräumen. Unterstützen wir ihn dabei. Kein Staatsmann der Welt ist imstande, diese Aufräumarbeit alleine zu machen, er braucht die Hilfe der Bevölkerung dazu.
Otmar Petschnig, Chef der Industriellenvereinigung Kärnten: Kärnten war einmal vorne, einmal hinten. Der Schuldenstand derzeit: 2,2 Milliarden, die Zunahme in den letzten 6 Jahren: 1,6 Milliarden. Mit Einsparungswillen und einer enormen Challenge schaffen wir es – da brauchen wir das Zusammenstehen und gemeinsame Umsetzen nicht das Aufschreien, wenn gespart werden muss. Kärnten ist das Bundesland mit dem größten Strukturwandel, wir haben in der Technologie mehr Beschäftigte als im Tourismus. Und Kärnten hat, das ist Treppenwitz der Geschichte, den höchsten Exportanteil, es gibt viele positive Zahlen zu nennen. Wir werden die Potentiale aber wahrnehmen müssen.
Hermann Lipitsch, ÖGB-Präsident und NR-Abg. der SPÖ: Kärnten ist schon ein bisschen ein Sonderfall – wenn wir 90 Jahre zurückdenken, hat es das Bundesland immer geschafft, sich selbst nach vorne zu bringen. Aber wenn wir an die Arbeitslosen denken – derzeit sind 13 Prozent der arbeitenden Bevölkerung arbeitlos. Wir haben Riesenprobleme bei den Älteren, die zu früh aus dem Arbeitsleben hinausgedrückt werden. Die Politik hat uns die Mittel genommen, die für die Zukunft bestimmt war. Gelder, die in den Gemeinden positiv einzusetzen wären, sind weg. Aber wir haben es immer geschafft, gemeinsam werden wir es nah vorne bringen.
Heinz Christian Mayr, Rektor der Uni Klagenfurt: Ich bin der einzige am Podium mit einem Migrationshintergrund. Der Unterschied zwischen Kärnten und Deutschland: Wenn die Lage in Deutschland schlecht ist, dann ist ernst aber nicht hoffnungslos. In Österreich ist die Lage hoffnungslos aber nicht ernst. In Kärnten sehen wir nicht über die Ränder der Berge raus. Nur ein Vergleich: Wir haben so viele Einwohner wie Manhatten - da gibt es ganz andere Probleme. Diese Kleinräumigkeit bewirkt, dass es auch im denken Beschränkungen gibt, wir haben in Kärnten viele Schrebergärten, aber keine großen Parks. Wir brauchen eine Tacheles-liste – da werden stellen gestrichen, auch wenn es unangenehm ist – Beispiele: Warum müssen wir im Spitzensport in allen Disziplinen dabei sein, warum brauchen wir überall einen Flughafen?
Manfred Sauer, Superintendent der Evangelischen Kirche in Kärnten: da gibt es eine biblische Antwort. Es ist leichter, den Splitter im Auge den anderen als dem Balken im eigenen Auge zu sehen. Die Ereignisse haben eine kritische Situation heraufgerufen, und einen Vertrauensverlust der Bevölkerung bewirkt. Eine Welle der Kritik, die auf Kärnten übergeschwappt ist, ist die Folge. Es gibt viele Chancen, wir müssen die konstruktiven Kräfte positiv einsetzen.
Mayr: Ich habe die Aussöhnung in Kassl selbst erlebt. Als ich 16 war, gab es die Aussöhnung zwischen de Gaulle und Adenauer – da gab es noch keine EU, kein Schengen, die Grenzen waren aber offen – wir haben gemeinsam gefeiert, französische und deutsche Familien sind aufeinander zugegangen.
Marjan Sturm, Konsensgruppe: Meine Tochter in Wien traut sich nicht zu sagen, dass sie Kärntnerin ist. Wir haben in den letzten Jahren viele Chancen nicht genutzt, ein Problem zu lösen, das hätte uns allen genutzt. Wenn sie Dänen und Deutsche vergleichen, die haben große Schlachten hinter sich, haben lange getrennt gefeiert und machen dies nun gemeinsam. Sprachen können doch ein Wettbewerbsvorteil sein. Unsere Vision: Frieden, Offenheit, Toleranz. Beispiel: als ich 5 war, haben wir das erste Auto bekommen, die Reise nach Tarvis war für mich eine Weltreise, heute fährt man dorthin auf einen Kaffee. Wir müssen die Öffnung machen, die negativen Energien überwinden.
Dörfler: Wir sind weltoffen, wir gehen nach Laibach Zigaretten kaufen. Ich habe den Wahltag in Kranjska Gora verbracht. Alpe Adria ist ein wichtiges Signal, die Dreiländer Ski-WM ist ein wichtiges Signal. Wir geben ein falsches Bild, die Uni begrüßt dreisprachig – ich habe die neue Lippitzbachbrücke neu gebaut, die wurde in den 20er Jahren errichtet.
Plaikner: Bitte nicht nur bei Lippenbekenntnissen bleiben, und dann etwa bei der Kranzniederlung am Loibl fernbleiben. Da sind Signale gesetzt worden, die von der Bevölkerung verstanden wurden. Kärnten muss attraktiv so werden, das es nicht nur von den Alten geschätzt wird. Kärnten ist das Bundesland, dass vor dem Burgenland und der Steiermark in der Migration sidn. Denen, die es gut geht, die haben hohe Migrationsraten, haben eine Weltoffenheit. Unser Zuwachs basiert fast ausschließlich innerer Migration.
Dörfler: Prof. Gstettner hat mich via. Kleine Zeitung vom Loibl ausgeladen, und wo ich ausgeladen bin, da gehe ich nicht hin. Meine Nachbarschaftstermine gestalte ich übrigens selber, da brauche ich keine Ratschläge aus Tirol.

Birgit Rumpf-Bugelsheim, Redakteurin des ORF Kärnten: Das Ansehen Kärntens leidet, haben sie die Sorge, dass dies zu einem dauerhaftem Nachteil für Kärnten führen könnte?
Mayr: Eine Imagekorrektur? Es bedarf entsprechendem Handeln und Information. Wir Uni-Menschen hatten 2000 (Koalition Blau-Schwarz) schon einen Vorgeschmack, da wurden wir von den Deutschen unterschieden. Den Konflikt nimmt außerhalb von Bayern keiner wahr. Wir müssen damit leben, dass es schwierig ist, vernünftige Gespräche zu führen, jedes Wort im Scherz wird verdreht. Wir müssen nun versuchen durchzustarten.
Pelzmann: Wir müssen das Vertrauen zurückgewinnen. Aber mit dem Gelaber über Ortstafeln kann man prächtig ablenken. Was zu tun ist: die besten Köpfe und Ressourcen herausziehen und am besten neu einsetzen. Auf Tacheles in der Uni warte ich seit 10 Jahren. Das tun gute Unis seit 10 jahren, Sie aber besetzen Professuren nicht nach. Es fehlt die Weltoffenheit. Nobelpreisträger Krugmann sagte: schmeißt die Lehrbücher beim Fenster raus – die Krise gibt uns die Chance dazu. Aber der Reformdruck geht nicht von den Rektoren an Unis und nicht von den Studenten, sondern von ehemaligen Absolventen aus.
Plaikner: ich lese von Umzug, Briefmarken und Ausstellungen im Jubiläumsjahr, so ist das Geld vergeudet. Das Tiroler Jubiläum läuft noch, wir drohen zu „verkärntnern“. Kärnten ist attraktiv, ich lebe gerne hier – die Weltoffenheit der Bevölkerung entspricht nicht der Lage der Politik. Es gibt mangelnde Tatkraft in Richtung Zukunft und zu viel Blick in die Vergangenheit.
Lipitsch: Möchte das allgemein sagen, Bildung braucht man, um sich Weltoffen bewirken zu können. Der Weg in Zukunft ist da, wenn wir uns über Grenzen verstehen, offen miteinander umgehen. Bildung für alle, egal aus welcher Schicht man kommt. Dann gibt es viele Grenzen nicht mehr. Dass ist das, was Pelzmann wollte.
Petschnig: Wir machen seitens der Industriellenvereinigung gerade eine Imagestudie: Wir haben Imageprobleme im Binnenland und im süddeutschen Raum. Wir können nicht ein ganzes Bundesland an den Pranger stellen. Ich bin nicht der Meinung, dass wir ewiggestrig sind, ich gebe Sturm recht, wir müssen die Ortstafelcausa lösen, das ist machbar. Kärnten mit kleinräumig zu vergleichen stimmt nicht. Kärnten ist das einzige Bundesland, wo Studenten nach außen gehen und mit 30 zurück wollen, wir müssen für sie Plattformen bilden, auch für Facharbeiter. Zur Bildung – der Wettbewerb der Zukunft wird über Bildung gewonnen. Wir müssen richtig und zielgerichtet investieren. Wir werden früher mit Änderung der Arbeitslosen-Situation konfrontiert sein, vor einem Jahrzehnt haben wir tausende Facharbeiter gesucht. Die Überalterung wird großes Problem für Kärnten. Kärnten ist das einzige Bundesland, wo es bei über 65-Jährigen eine positive Zuwanderung gibt. Wir haben eine hohe Zuwanderung als Deutschland, das ist erstmals unmittelbar in der Statistik messbar.
Sturm: Strategische Partnerschaften sind notwendig – es braucht einen Schulterschluss, wir müssen konstruktive Energien zu bündeln. Das Problem ist nicht die Hypopleite sondern der grinsende Politiker im Fernsehen beim Bericht darüber. Oder wie Adamovich verunglimpft wurde. Die Abrüstung der Worte ist notwendig. Es ist nicht tolerabel, Adamovich so zu behandeln, und das Grinsen eines Politikers weil die Republik die Bank auffängt. Wir müssen uns auf strategische Ziele einigen. Die Volksgruppenfrage müssen wir lösen. Wir waren da ja schon sehr weit. Wir könnten eine Modellregion werden, wir müssen die Lehren aus der Geschichte ziehen, eine offene tolerante Gesellschaft werde – das ist die Herausforderung.
Sauer: Die Kirche liefert einen Beitrag – wir haben 2011 ein großes Projekt, die Landesausstellung in Fresach. „Glaubwürdig bleiben“ ist der Titel, das betrifft alle Felder von uns. Ob wir mit dem was wir tun, glaubwürdig sind. Ein Parameter einer Gesellschaft: wie geht sie mit den Minderheiten um, mit den ethnischen und sprachlichen. Wir könnten ein vorbildhaftes Modell werden, dass ist aber zur Zeit noch nicht der Fall. Wir sollten das Jubeljahr für die Lösung der Ortstafelfrage nutzen. Die Politik wäre mutiger, die Mehrheit der Bevölkerung ist noch nicht so weit. Wir könnten zu einem Modellfall werden – es wird viel Positives gemacht, aber wir schaffen es nicht, Positives nach außen zu projezieren. Der reformatorische Geist kommt nicht nur von der Elite, sondern auch von unten.
Dörfler: Ortstafeln sind Rolle der Politik, - wir brauchen eine Mobilmachung für Kärnten. Ortstafelfrage war bereits gelöst, wurde aber in Wien wieder vergeigt. Eine Partei hat der anderen den Erfolg nicht gegönnt. Wir haben aber gute Grundlagen für eine positive Lösung. Wir sind im Bereich der Forschung das drittbeste Bundesland, haben im Lakesidepark 800 Forschungplätze – aber wir müssen das der Öffentlichkeit klar machen. Im Bereich der Integration machen wir das per Gesetz den Kindern möglich. Viele Kärntner sind weltweit erfolgreich. Die Medien machen vorher schlecht, um dann per Inserat wieder gut machen zu lassen – wenn etwa der Faschingsgeneral kein Geld mehr erhält und dann eine Partei gründet. Zukunft muss offen und werteorientiert sein. Brauchen klar festgeschriebene Ziele. Wie schwer sparen ist zeigt sich auch daran: Wer es vorher einfordert kritisiert es dann. Wir müssen Kapital neu organisieren.
Plaikner: in vielerlei Hinsicht ist Kärnten Vorbild. Wer außer Landes geht, kommt mit 60 zurück. Das Land muss für Leute zwischen 20 und 60 attraktiv werden.
Dörfler: wir werden weiterhin leidenschaftlich Bildungspolitik machen. Wir haben Sicherheit und Weltoffenheit. In der Vergangenheit gab es Fehlentwicklungen, aber wir sind am richtigen Weg. Ich lasse es nicht zu, die Kärntner als schrullig hinzustellen. Beim Andreas-Hofer-Umzug dachte man, man sei im Krieg – das wird beim 10. Oktober-Umzug nicht der Fall sein.

Verwertet und nutzt Kärnten die Chancen der Lage im Alpeadria-Raum und vor allem - kann Ortstafelfrage 2010 gelöst werden?
Sturm: der Widerspruch ist gegeben. Da muss man noch Dinge aufarbeiten, auch in Slowenien. Wenn wir wollen dass das eine attraktive Region wird, müssen wir die Ortstafelfrage lösen. Die Vfgh-Erkenntnisse umzusetzen gehört dazu. Im Radius von 200 km haben wir 7 Flughäfen, wir müssen kooperieren, und nicht alles in ein Bundesland „hineinmuasen“. Das setzt voraus, sprachlich-kulturell zu kommunizieren. Das hat mit der klassischen Volksgruppe nichts u tun, aber mit Offenheit und Mehrsprachigkeit. Die Jugend geht zu Konzerten nach Laibach – die Synergien zu nutzen findet ja schon statt. Aus unserer Sicht kann Ortstafelfrage heuer noch gelöst werden.
Pelzmann: Kärnten hat Chancen im Alpe-Adria-Raum – in welchem Jahrhundert leben wir eigentlich? Die jungen Kärntner strömen hinaus in die Welt und nicht nach Laibach. Politik im Alpen-Adria Raum zu machen ist von vorvorgestern. Wettbewerb: wo steht die Uni Klagenfurt im Wettbewerb – wir stehen im Wettbewerb zu Asien, dort müssen wir mithalten können.
Ich bin im windischen Eck Kärntens geboren. Habe kein Verständnis, dass seit 30 Jahren soviel Energie für die Debatte investiert wird. Es ist vermessen zu glauben dass deshalb keiner nach Kärnten kommt. Im Burgenland war nach Kery war ein uncharismatischer Landeshauptmann Stix (Anmerkung – direkt folgte Sipotz Spö, 1987 bis 91, Stix 1991 bis 2000) da – der hat die Bürgermeister geladen, die haben in jeder Stadt Lösungen mit den Bürgern ausgearbeitet. Da gibt es deutsche, kroatische ungarische Ortstafeln. Das hält seit 3 Jahrzehnten, (Anm. die Lösung stammt aus dem Jahr 2000 laut Volksgruppen-ORF) da zapft man keine Energien dafür ab. Dorthin fährt man, um sich Lösungen anzuschauen und nicht nach Kärnten.
Mayr: Wie sich Unis entwickeln hat Frau Pelzmann in den letzten 30 Jahren mitentwickelt, sie ist ja nie in ihrem Büro, aber ich will das nicht weiter kommentieren. Der Reiz ist, dass sich in Kärnten verschiedene Kulturen aneinander reiben. Nicht alles ist Wirtschaft. Wir haben hervorragende Rankings, aber weniger Studierende aus anderen Bundesländern als aus anderen Staaten. Aus anderen Bundesländern kommen weniger Studierende. Der Standort ist für Menschen zwischen 20 und 40 nicht attraktiv, Klagenfurt heißt Studenten nicht willkommen, es gibt keine Probleme, Studenten anzulocken. Wir haben eine Uni, die offenen Kontakt mit Studenten führt. Ist für eine Uni wichtig, dass Menschen mit anderem Hintergrund zu uns kommen und von uns lernen. Zu Herrn Dörfler möchte ich was anmerken – wenn er sagt, er brauche keine Ratschläge von Anderen . Er muss sie ja nicht annehmen, aber zuhören kann er schon.
Sauer: Es ist schön und beachtenswert, wenn Studenden in den Fernen Osten gehen, aber das ist kein Zeugnis für Weltoffenheit. Alpe-Adria kann man nicht gegen Globalität ausspielen, Europa hat sich verändert. Das Burgenland ist ein positives Beispiel, hat aber eine andere Geschichte als Kärnten. Mit Vfgh geht die Ortstafelfrage nicht zu lösen, auch nicht mit Entscheid der Landesregierung. Die Kommunen sollen entscheiden, sie soll Wünsche haben, nicht doktriniert werden. Wir haben positive Wurzeln, können weltoffen leben.
Petschnig: Es gibt geografische Größenordnungen, die Wirtschaft hat das schon lange hinter sich, sie ergreift Chancen. 15 Prozent der Exporte gehen in den Alpeadria-Raum, das ist Herausforderung und Bürde. Wir spielen aber nun in einem neuen System, in einem neuen Wettbewerb. Wir bieten Mitarbeitern aus dem Ausland einen eigenen Klub. Ihre Kinder gehen aber in Wien und Triest in die Schule weil wir keine internationalen Schulen haben. Die Generation nach uns wird hoffentlich nicht mehr wissen, wovon wir reden. Aber es ist Rücksicht zu nehmen – was aber in der Wirtschaft passiert, passiert trotzdem
Lipitsch: Im Alpe-Adria Raum ist uns die Wirtschaft weit voraus, die Arbeitnehmer hinken hinten nach, Es gibt Einzelaktionen, die sind nicht koordiniert. Mitarbeiter sollten ihre Ausbildung nicht an einem Ort absolvieren müssen, sie sollten zwischen den Regionen wechseln können. Aber am Arbeitsmarkt beherrscht man die Sprache der anderen nicht, man muss vorausschauen, Maßnahmen setzen, um Facharbeiter nicht zu verlieren. Wir werden alles daransetzen, damit wir uns gegenseitig in die Augen schauen können, um im 90. Jahr zu einer Lösung zu kommen.
Dörfler: Wir haben Euregio gegründet – das ist die Chance, im Kleinen die große Welt zu erlernen. Wir wollen auf Konstrukten aufbauen, das Experiment Alpeadria leben zu können. Und dann werden wir wirklich ins Burgenland fahren müssen, und eine demokratische Basis auf Ebene der Gemeinden zu suchen. Wir sind ja in Wahrheit schon viel weiter. So ist etwa die Förderung mehrsprachiger Kindergärten ist bei uns Gesetz. Wir werden die Menschen einladen, auf Gemeindeebene zu entscheiden – außerhalb der Politik, ohne Vergangenheitsbewältigung. Ich lade sie als wissende Weltbürgerin ein, diesen Prozess zu begleiten.
Plaikner: Es wäre zu hoffen, dass die Alpeadria-Diskussion von vorgestern wäre. Sowas wird an den Unis besprochen, aber da gibt es den Bruch zur Bevölkerung. Es geht nicht um das Unterschiedliche zwischen dem Kanaltal und dem Veneto – sondern um das Gemeinsame. Der Bodenseeraum handelt als Einheit, die sind schon weiter. Es muss in Richtung gesellschaftliche Zusammenarbeit gehen. Generationsbedingt gibt es Ressentiments zu Slowenien.
Dörfler: Ich wehre mich dagegen, dass sie von außen hereinreden. Es ist vieles anders als es scheint.
Plaikner: Warum ist Slowenien nicht bei Euregio dabei?
Dörfler: Es gibt jetzt den ersten Schritt, Slowenien ist beim 2. Anlauf dabei. Kärntner sind nicht schrullig sondern lebenslustig, sie gestehen uns keinen Erfolg zu wollen sie uns etwa auch noch Franz Klammer wegnehmen?
Sturm: Im Burgenland gab es vertrauensbildende Maßnahmen aller Parteien, auch der fpö. Die haben sich etwa gemeinsam auf Plakaten abbilden lassen. Überhaupt: entweder ist Kärnten zuständig oder der Bund. Kärnten kann nicht die Ortstafeln kategorisch ablehnen und dann auf den Bund verweisen. Zum Wohle aller wollen wir das Thema weg haben. Heuer. Das ist machbar!
Dörfler: Ich frage gleich hier die Volksgruppe: Würden die Ergebnisse der Befragungen von euch akzeptiert werden?
Mayr: Das Problem Ortstafeln ist zu verstehen aber schwer zu begreifen. Es ist ein Symbol und es gibt Bewegungsspielraum, aber es geht nichts weiter. An der Uni haben wir locker Ortstafeln aufgestellt, haben Austausch an Studierenden und Professoren, es gibt double degrees.
Pelzmann: Moderatorin im Orstafelkonsens? Nein. Außer Wien hat kaum ein Bundesland so viele weltoffene Menschen wie Kärnten. Aber wie kommt es, dass die keiner kennt. Wer kennt Brabek-Mathe, Lassnig, Löscher persönlich? Wieso lädt sie die Uni nicht ein. Einmal in der Woche soll eines der großen Kaliber an die Uni kommen. Reden wir Tacheles - das ist eine Bringschuld der Uni!

Zur Zukunft – wagen sie eine Prognose für 2020
Dörfler: Die Koralmbahn ist in Betrieb, die Dreiländer Ski WM wurde durchgeführt, das Zusammenleben aufwertet. Wir werden ein Energiemusterland sein, arbeiten mit optimierter Wasserkraft, e-Mobilität, sind ein Wissens- und Forschungsland. Aber wir sollten die Vergangenheit nicht als wegzulegendes Element verstehen.
Wir sind schon Jammerer, beginnend mit den Medien – man kann auch bei Schönwetter darüber schreiben, wie bewölkt es in drei Wochen sein wird. Wir müssen heute Menschen mit Begeisterung finden. Auch ältere Menschen mit Erfahrung. Wir sollen nicht im Globalisierungswahn die Zukunft suchen. Wir haben vieles bewahrt, etwa in der Natur. Wir haben in den letzten Jahren nur in Geldscheinen und Golfschlägern gedacht. Es muss auch Lebensglück geben.
Plaikner: Das müsste ich alles unterstreichen - aber es braucht eine Bruch mit liebgewonnen Gewohnheiten. Wir haben die da oben alle gewählt, auch wenn es keiner gewesen sein will. Das politische Establishment bracht radikale Erneuerung, es muss attraktiver werden. Es braucht in der Politik die besten Köpfe – ich glaube, das ist derzeit nicht der Fall. Das ist nicht nur in Kärnten so. Wir können nicht Politikergehälter anklagen ohne die Eigenen transparent zu machen. Mir fehlt der Glaube, dass das allzuschnell passieren wird. Vor allem: solange auch unangenehme Fragen keine Antworten sondern Untergriffe folgen
Pelzmann: Vision oder Realität? Lipitsch hat gesagt, man muss vorausschauend arbeiten. Kärnten weiß nichts anzufangen mit der Zukunft. In mehr als der Hälfte der Zeit haben wir heute die Vergangenheit aufgearbeitet. Machen wir uns nach Schillers Worten auf Ruinen gefasst. 14.000 Arbeitsplätze in der Industrie gehen verloren, die können wir nicht halten. Das ist die bittere Realität in den nächsten 5 Jahren.
Unsere Vorteile: wir haben eine traumhafte Landschaft. Wir müssen in die Bildung investieren – wir haben nur eine Chance, wenn wir eine erstklassige Uni mit den besten Studenten haben. Hier haben wir Nachholbedarf in der Qualität. Kärnten hat wunderbare Musikschulen – in New York und China braucht es Musiklehrer und hier sind sie arbeitslos. Wir müssen es ihnen hier schwer machen.
Die 50-Jährigen müssen wir zurückholen, die bringen know how mit. Ab 50 können sie das Land und die Uni bereichern. Wir können nur bestehen, wenn wir Qualität bieten. Wir brauchen nachhaltigere Veranstaltungen – statt der Events. Es blüht ja frisches Leben in den Ruinen. Egger machte ein geistiges Zentrum für Hochbegabte - in ganz Europa wissen sie nicht wohin in den Ferien? Wir sind am Weg zwischen Wien und Venedig – so müssen wir uns präsentieren. Wir brauchen Feriencamps für die Kinder – was unsere Lehrer im Sommer, was tun die eigentlich überhaupt. Wir müssen es den Leuten schwerer machen, damit sie die Ressourcen aus sich und dem Land herausholen.
Lipitsch: Handschlagqualität und Glaubwrdigkeit müssen an erster Stelle sein, die Menschen müssen Spitzenleistungen bringen und dafür auch entsprechendes Gehalt bekommen. Niemand sollte durch ein Netz fallen, weil er nicht Schritthalten kann. Wir sollen keinen auf der Strecke lassen, die sich um Brot oder Kleidung anstellen müssen, derzeit haben wir 90.000 davon, 2020 sollte es keine mehr geben.
Petschnig: Wenn wir die Potentiale nützen haben wir den größten Schritt in der Arbeitswelt gemacht. Wir werden den Mut haben müssen, strategische Entscheidungen zu treffen, da werden einige durch den Rost fallen, auch bei den Förderungen oder bei den 4 FH-Standorten. Es braucht einen Schwerpunkt, den wir als Standortfaktor nutzen können.
Sauer: „I have a dream“ - die visionäre Kraft des Träumens brauchen wir. Und Mut, was die Zukunft anbelangt. Schön wäre es, wenn die Arbeitslosigkeit sich halbiert, Solarautos wären wunderschön. Das miteinander in der Ökumene soll vertieft werden, gemeinsames Abendmahl im Kirchenkontext. Wir sollten auch auf die unangenehmen Stimmen hören. In aller Unterschiedlichkeit aufeinander zugehen, in allen Bereichen.
Sturm: Auf meinen T-Shirt wird wohl stehen „Kärnten - koroska“. In der Raumordnungskonferenz hat es geheißen, Wirtschaft wird es nur mehr in Villach und Klagenfurt geben – hoffentlich verwirklicht sich die Prognose nicht. Wir sollten in 10 Jahren auf ein Bier zusammensitzen nach dem Motto was waren wir damals für Teppen, dass die den Ortstafelkonflikt nicht schon früher gelöst haben.
Es soll neue Politiker mit Handschlagqualität gebe. Der Dialog mit Stritzl und Sadovnik – ich hätte vor 10 Jahren nicht geglaubt, dass das möglich ist. Diesen Geist, diesen Weg sollten wir für das Land vertiefen.
Mayr: Ich hoffe, dass wir das Band der Veranstaltung erhalten, damit ich weiß was der LH gesagt hat. Ansonsten gebe ich Pelzmann recht. Wir müssen Kräfte bündeln, Qualität bieten. Hoffe dass wir an der Uni auf einen Anteil von Prozent 30 % Kärntner, 30 % Ausländer, 30 % Österreicher kommen – beim Personal werden wir länger darauf warten müssen – es gilt ja der Versetzungsschutz.

Ihr Schlusssatz für das nächste Jahrzehnt:
Mayr: Es würde mich freuen, weiterhin in Runden an der Zukunft Kärntens zu arbeiten, für unsere Kinder
Pelzmann: Gemeinsam blicken wir weiter
Lipitsch: Wir brauchen Menschen, die für Menschen da sind, wir wollen gemeinsam mit der Volksgruppe für Kärnten arbeiten.
Sauer: Glaube, Hoffnung, Liebe heißt es in der Bibel – die Liebe ist das Größte unter ihnen
Sturm: Ich glaube, dass wir lernen müssen, miteinander umzugehen historische Verletzungen in den Hintergrund zu stellen.
Plaikern: Wir müssen uns etwas mehr bewusst werden, dass die Volksabstimmung für Österreich nicht für Kärnten war. Uns seit mehr als 10 Jahren gilt es für Europa.
Petschnig: Wir sollen den Geist von heute mitnehmen, und Mut haben eine Stratgeie umzusetzen, die Chancen gemeinsam nutzen
Dörfler: Wir müssen uns von den Grabenkämpfen der Interessen verabschieden, wenn auch mit Geburtswehen, jeder muss bei sich selbst anfangen. Jeder Pädagoge soll ein 2-Wochen-Camp leiten, ohne extra Geld.

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Die LAGANA-Küche lädt zum Brunch auf Kärntens schönster Flussterrasse. | Foto: Simone Attisani
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voco Villach und LAGANA
Lässig ins Wochenende starten

In „Kärntens schönstem Wohnzimmer“ verwöhnt das LAGANA ab 4. Mai jeden Samstag mit einem exklusiven Lifestyle-Brunch. KÄRNTEN. Den Beats von DJ David Lima auf der Flussterrasse lauschen und sich dabei einen Brunchdrink gönnen: Der Samstags-Brunch „Trés Chic“ verwöhnt während der warmen Monate. „Très chic“ Aus der „Très-chic-Karte“ wählen die Gäste aus verschiedenen Á-la-carte-Gerichten mit französischem Charme. Das LAGANA-Küchenteam ließ der Kreativität freien Lauf, es warten raffinierte...

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