„Geradeaus!“

Am 27. März wählt die Kärntner SPÖ ihren neuen Chef. SP-Klubchef Herwig Seiser steht für Opposition.

WOCHE: Warum wollen Sie SPÖ-Vorsitzender werden?
Seiser: Ich habe ein Programm mit fünf Punkten – klare Unterscheidbarkeit der SPÖ, klare Oppositionspolitik, die Auswahl eines Spitzenkandidaten, die Zurücknahme der Erhöhung der Parteienförderung sowie die politische Glaubwürdigkeit wiederherstellen.

Gegen Manzenreiter wären Sie nicht angetreten? Sind Sie also nur ein Ersatzkandidat?
Ersatzkandidat würde ich nicht sagen. Ich hätte Manzenreiter jedenfalls unterstützt.

Sollte Köfer sich zum Parteitag noch nominieren lassen– sollten ihm die nötigen zwei Drittel ermöglicht werden?
Ich würde einem vierten Kandidaten am Parteitag keine Hindernisse in den Weg legen.

Was hat die SPÖ in diese schwierige Lage gebracht?
Die Partei hat sich in den letzten Jahren aus Verantwortungsbewusstsein zu Entscheidungen hinreißen lassen, die problematisch sind – wie die Hypo-Wandelschuldanleihe oder Budgetbeschlüsse, wo wir belogen und betrogen wurden.
Die SPÖ war gutgläubig. Man ist davon ausgegangen, dass die Zahlen stimmen. Man muss hinkünftig den Mut haben, auch nein zu sagen.

Welcher Mut gehört da dazu?
Es gibt auch den Weg des geringeren Widerstandes. Den zu verlassen gehört Mut und Risikofreude dazu.
Sie sind eher links positioniert, wie auch Peter Kaiser. Also Richtungsstreit ist das zwischen Ihnen wohl keiner.
Wofür ich stehe ist ein Klima der Weltoffenheit. Kärnten ist von der schwarz-blauen Truppe in ein Eck gedrängt worden, das man als verantwortungsbewusster Politiker nicht aushält. Diese „Mir san mir“-Mentalität, die übers Land gelegt wurde, ist unerträglich. Es darf nicht sein, dass Kärnten weiter in der Geiselhaft dieser Valotten bleibt.

Als links bezeichnen Sie sich nicht?
Ich würde mich als einen bezeichnen, der geradeaus denkt – weder links noch rechts.

Gehen Sie in die Regierung?
Es soll in der Regierung neue Gesichter geben, die SPÖ soll Perspektiven in Richtung Frauen und Jugend öffnen.

Haben Sie Sorge, dass es für manche unbequem wird, wenn die SPÖ den Weg des geringsten Widerstandes verlässt?
Ich will unbequem sein, vor allem für den politischen Gegner, tagtäglich. Dann kriegt die Partei eine Kante und eine Ecke.

Wenn Sie verlieren – machen Sie als Klubobmann weiter?
Darüber spekuliere ich nicht.

Was wird Ihre vordringlichste Aufgabe als SP-Chef sein?
Dass Partei, Bgm. und Gewerkschaft an einem Strick ziehen.

Wird Reinhart Rohr zweiter Landtagspräsident?
Was ganz klar ist: Rohr wechselt in den Landtag.

Kontrahent
Landesrat Peter Kaiser kündigt im WOCHE-Gespräch an, nach einer Wahl zum Parteichef am 27. März mit dem Landesparteivorstand in Klausur zu gehen und – nach Ostern – das neue SP-Team zu formieren. Zur Disposition stehen insbesondere das zweite Regierungsmitglied und der Klubchef. Ob vorstellbar ist, dass Rohr und Seiser im Amt bleiben? „Da lege ich mich nicht fest.“ Anders als Seiser (siehe oben) steht Kaiser nicht für Totalopposition: „Wo es für Kärnten wichtig ist, gibt es eine konstruktive Zusammenarbeit.“ SP-Spitzenkandidat soll werden, „wer für die Partei die meisten Stimmen bringt“ – Kaiser schließt nicht aus, dass das er sein kann.
USO