Internationaler Frauentag: Situation von Frauen in Österreich
Frauen haben in den letzten Jahrzehnten sowohl hinsichtlich des Ausbildungsniveaus als auch der Erwerbsbeteiligung aufgeholt – in erster Linie ist der Anstieg auf mehr Teilzeitarbeit zurückzuführen: Rund 42% der Frauen gingen 2008 einer Teilzeitbeschäftigung nach.
Zudem sind Frauen deutlich häufiger im Dienstleistungsbereich tätig als Männer. In führenden Tätigkeiten sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. Frauen verdienen auch immer noch deutlich weniger als Männer. Die damit verbundenen Einkommensnachteile sowie die unterschiedlichen Beschäftigungschancen von Frauen und Männern schlagen sich letztlich in einem höheren Armutsrisiko nieder.
Frauen haben bei der Bildung stark aufgeholt
Zwar haben in der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren immer noch mehr Frauen als Männer nur einen Pflichtschulabschluss, infolge der Bildungsexpansion ist das Bildungsniveau der Frauen in den letzten Jahrzehnten jedoch stärker gestiegen als jenes der Männer. Vor allem junge Frauen profitierten vom Aufholprozess: Bei den Maturaabschlüssen haben die 18- bis 19-jährigen Frauen beispielsweise ihre männlichen Schulkollegen bereits Mitte der 1980er Jahre überholt, 2007/08 wurden 57% der Maturaabschlüsse von Frauen abgelegt. An den Universitäten zeigt sich ein ähnliches Bild: 2007/2008 wurden 56% der Studienabschlüsse von Frauen erworben. Bei den Doktoraten sind Männer allerdings noch in der Überzahl - rund 58% der Doktoratsabschlüsse entfielen auf Männer.
Erwerbsbeteiligung der Frauen steigt
Wie das Ausbildungsniveau ist auch die Erwerbsbeteiligung der Frauen im Zeitvergleich deutlich gestiegen. In den letzten zehn Jahren erhöhte sich die Erwerbsquote der 15- bis 64-jährigen Frauen von 61% (1998) auf 69% (2008). Dieser Anstieg ist in erster Linie auf die deutliche Ausweitung der Teilzeitbeschäftigung zurückzuführen. Im Vergleich stieg die Teilzeitquote bei den unselbständig erwerbstätigen Frauen von 31% (1998) auf 42% (2008). Bei den unselbständig erwerbstätigen Männern ist die Zahl der Teilzeitbeschäftigten trotz eines Anstiegs von 4% (1998) auf 7% (2008) noch immer deutlich geringer. Insgesamt waren 2008 85% aller Teilzeiterwerbstätigen weiblich.
Große geschlechtsspezifische Unterscheide zeigen sich auch in der Beschäftigungsstruktur. Frauen und Männer sind nach wie vor nach Branchen und Berufen unterschiedlich stark vertreten. Dies beruht zum Teil auf traditionellen Entscheidungen hinsichtlich der Wahl der Schul- bzw. Studienrichtung. Bezogen auf die berufliche Tätigkeit sind Frauen aber auch bei gleicher Qualifikation häufiger als Männer auf den unteren Rängen der Berufshierarchien zu finden. Nach dem Abschluss einer AHS übten beispielsweise bedeutend mehr Frauen (46%) als Männer (30%) nur mittlere Tätigkeiten aus. Markant ist auch die unterschiedliche Besetzung von Führungspositionen: Bei den unselbständig Erwerbstätigen mit BHS-Abschluss erreichten nur rund 4% der Frauen, aber rund 15% der Männer führende Tätigkeiten; bei Männern mit Universitätsabschluss übten 23% eine führende Tätigkeit aus, während es nur 8% der Frauen mit einer entsprechenden Ausbildung in die obersten beruflichen Positionen schafften. Insgesamt waren rund 4% der Frauen und rund 8% der unselbständig erwerbstätigen Männer in führenden Positionen tätig.
Frauen verdienen nach wie vor deutlich weniger als Männer
Im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedstaaten zählt Österreich zu den Ländern mit den größten geschlechtsspezifischen Lohn- und Gehaltsunterschieden. Gemäß dem EU-Strukturindikator "Gender Pay Gap", der von Eurostat nach harmonisierten Standards für alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union publiziert wird, beträgt das geschlechtsspezifische Verdienstgefälle 25,5%. Dieser Indikator misst den relativen Unterschied zwischen den durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten von Frauen und Männern in Unternehmen ab zehn unselbständig Beschäftigten in der Privatwirtschaft.
Bezogen auf die Einkommenssituation von Frauen und Männern in der gesamten Wirtschaft zeigen die jährlichen Einkommen, dass unselbständig erwerbstätige Frauen im Jahr 2008 mit 17.224 Euro um rund 41% weniger verdienten als Männer mit 29.061 Euro brutto. Berücksichtigt man Unterschiede im Beschäftigungsausmaß und beschränkt den Vergleich auf ganzjährig Vollzeitbeschäftigte, dann lagen die Bruttojahreseinkommen der Frauen (28.946 Euro) immer noch um rund 21% unter jenen der Männer (36.417 Euro).
Alleinerziehende Frauen haben das höchste Armutsrisiko
Dagegen ist im Hinblick auf das Armutsrisiko der Unterschied zwischen Frauen (13%) und Männern (11%) insgesamt gering. Der Abstand fällt allerdings deshalb so gering aus, weil die Armutsgefährdungsquote anhand der Haushaltseinkommen berechnet wird; alle Einkünfte im Haushalt werden zusammengerechnet und dann eine Gleichverteilung innerhalb des Haushalts angenommen. Als armutsgefährdet oder von Armutsrisiko betroffen werden jene Personen bezeichnet, deren äquivalisiertes Haushaltseinkommen unter einer Armutsgefährdungsschwelle von 60% des Medians liegt.
Betrachtet man nur Einpersonenhaushalte, werden jedoch deutliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern sichtbar. 2008 betrug die Risikoquote alleinlebender Pensionistinnen 24% (alleinlebende Pensionisten 16%). Alleinlebende Frauen ohne Pension hatten ein Armutsrisiko von 20% (Männer 16%). Zu den besonders armutsgefährdeten Personen zählen vor allem Alleinerziehende: Alleinerziehendenhaushalte – dies sind fast ausschließlich Frauen mit ihren Kindern – sind mit 29% der Haushaltstyp mit der höchsten Armutsgefährdungsquote.
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