Umfrage
Ist 70plus zu viel für ein Präsidentenamt?
Am 9. Oktober wird ein neuer Bundespräsident gewählt. Der KLAGENFURTER wollte wissen, ob man mit 78 Jahren für ein Bundespräsidentenamt zu alt sei. In Grafenstein diente Alt-Bürgermeister Valentin Deutschmann in einer Rekordzeit von 50 Jahren als Bürgermeister. Wir haben vier Menschen aus der Region dazu befragt.
KLAGENFURT, GRAFENSTEIN. Alt und weise oder von gestern? In Amerika haben Präsidenten oftmals ein Alter, das über Jahre reicht. Amerikas Präsident Joe Biden führt eine Weltmacht mit 79 Jahren. In zwei Jahren wird in den USA wieder ein neuer Präsident gewählt, demnach ist Biden über 80, wenn er die Weltmacht Amerika politisch leitet und vertritt.
"In der Pension blühen manche auf"
Hätten Sie es gewusst? In Grafenstein war Valentin Deutschmann 50 Jahre lang Bürgermeister, bis er im Alter von 80 Jahren sein Amt an seinen Sohn Stefan Deutschmann übergab. Krankheitsbedingt entschied sich Valentin Deutschmann damals für das Ausscheiden aus der Politik. "Mit 70 Jahren ist man doch kein alter Mensch, wenn sich jemand gutfühlt, sollte einem das nicht von der Politik abhalten. Der Bürgermeister ist im Fokus der Bürger. Wer Fehler macht, wird ohnehin abgewählt“, sagt Deutschmanns Sohn und amtierender Bürgermeister, Stefan Deutschmann. Für ihn stellt ein höheres Alter kein Hindernis dar – im Gegenteil. "Ab dem Zeitpunkt, als mein Vater in Pension war, hat er für Grafenstein viel geleistet", sagt Stefan Deutschmann.
Hannelore Pacher, 77 Jahre, SHG Demenz, Klagenfurt
"Ich bin selbst 77 Jahre alt und ich muss ehrlich sagen, dass man mit 78 Jahre für den Amtsantritt doch zu alt ist. Eine Amtsperiode dauert immerhin fünf Jahre. Ich bin zwar selbst ein sehr aktiver Mensch, engagiere mich in der Selbsthilfegruppe Demenz, aber mit 70 Jahren baut man einfach ab. Ab diesem Alter sollte man sich nicht mehr für ein verantwortungsvolles politisches Amt entscheiden. Jungen Menschen fehlt es aber allzuoft an Einfühlungsvermögen gegenüber älteren Menschen. In unserer Selbsthilfegruppe wird der ältere Mensch in die Höhe gehoben."
Gunther Gammer, 54 Jahre, Vermögensberater, Klagenfurt
"Aus meiner Sicht ist das Alter kein Hindernis. Auch die Queen hat mit 96 Jahren noch regiert. Außerdem wird das Amt offenbar von einigen Kandidaten missverstanden. Ein Bundespräsident kann keine Regierung absetzen oder Ähnliches. Der Bundespräsident wird direkt vom Volk gewählt und hat eine reine Repräsentationsfunktion. Was ich schade finde, ist, dass unter den sieben Kandidaten keine einzige Frau dabei ist."
Martin Rainer, Pastoralassistent, Klagenfurt
"Ich kenne sowohl beruflich als auch privat mehrere Menschen, die rund um die 80 Jahre alt sind. Einigen davon würde ich ein Amt oder auch eine leitende Funktion jederzeit zutrauen, anderen hingegen nicht. Von daher ist es für mich weniger eine Frage des Alters, als vielmehr eine Frage der psychischen und physischen Gesundheit eines Menschen, ob er für ein Amt des Bundespräsidenten oder Bundespräsidentin geeignet ist. Es ist es für mich viel mehr eine Frage der Fähigkeiten sowie der physischen und psychischen Gesundheit."
Peter Allmaier, Dompfarrer, Klagenfurt
"Alter spielt für mich keine Rolle, natürlich sollte man für so ein hohes Amt geistig und physisch in der Lage sein. Es geht für mich nicht um die Frage des Alters, sondern um den Menschem. Ich bin gegen jede Form der Altersdiskriminierung. Wer sich geistig fit fühlt, kann und soll dieses wichtige Amt ausüben. Wir haben in der Gesellschaft die Weisheit des Alters sowie die Impulsivität und Innovationskraft der Jugend. Keiner sollte sich gegeneinander ausspielen. In der Politik haben wir ein gutes Miteinander."
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