Unterwegs im Süden der Stadt
Mit der Koralmbahn kommen steirische Studentinnen und Studenten in die Stadt

- hochgeladen von Franz Waditzer
Es fehlen hunderte Studentenwohnungen in Klagenfurt
Mit der Eröffnung der Koralmbahn (Ende 2025/Anfang 2026) werden sich die Erreichbarkeitsverhältnisse im Süden von Österreich grundlegend verändern. Aufgrund der Verkürzung der Fahrzeit zwischen Graz und Klagenfurt auf ca. ein Drittel der bisherigen Fahrzeit wird der Radius für Tagespendeln stark erweitert. Dadurch ist im Steirischen und Kärntner Zentralraum neben den wirtschaftlichen Auswirkungen auch mit Auswirkungen auf die Siedlungsentwicklung, auf den Wohnbedarf und den Bereich Bildung zu rechnen.
Durch die neue räumliche Nähe des Steirischen und des Kärntner Zentralraumes wird
ein gemeinsamer Wirtschafts- und Bildungsraum „Südösterreich“ entstehen.
Bis zu 2.500 Studierende aus Kärnten bzw. bis zu 250 Studierende aus der Steiermark
könnten die Koralmbahn für den Besuch der Ausbildungsstandorte im jeweils anderen
Bundesland nutzen, besagt eine Studie, die die Region Steirischer Zentralraum in Kooperation mit dem Stadtplanungsamt der Stadt Graz und dem Büro regionalis durchgeführt hat.
Es fehlt an Wohnraum
Laut der Universität Klagenfurt fehlen langfristig gesehen hunderte leistbare Wohnungen in Klagenfurt. 20 Studierende sollen in das Kapuzinerkloster in der Waaggasse, an der Bahnhofstraße, einziehen. Ein Neubau am Gelände des Klosters für weitere 150 Plätze in den nächsten fünf Jahren ist geplant. Neben dem Klagenfurter Wörthersee Stadion werden Wohnungen für 128 Studierende entstehen. 2025 ist der Baubeginn, in zwei Jahren sollen die Wohnungen laut dem gemeinnützigen Bauträger bezugsfertig sein.
Knapp 13.000 Personen studieren an der Universität, "Wir bräuchten an der Universität zumindest 500 Studenten-Wohnungen mehr“, sagt die neue Rektorin Ada Pellert. Viele verlassen wegen fehlender Wohnungen Klagenfurt und lassen sich in anderen Städten ausbilden. Mit dem Umbau des Mozartheims, mittlerweile auf Sommer 2025 verschoben, könnte sich das Problem für die Universität und Studierende sogar vergrößern. Trotz Zusicherung vom Bauträger zweifeln viele daran, dass die 170 Appartements anschließend wieder den Studierenden zu leistbaren Preisen zur Verfügung stehen werden.
Außenwahrnehmung der AAU Klagenfurt
Im Salon Salomon, einer Gesprächsreihe der Kurier Herausgeberin Martina Salomon, Germanistin und Publizistin, stellte diese dem Wissenschaftler, Schriftsteller, Richter im Ruhestand und Honorarprofessor der Universität Klagenfurt, Janko Ferk, folgende Frage: "Die Intellektuellen, auch die Journalisten, haben sich immer ein wenig gegen die Kärntner Provinz gewandt. Lags vielleicht auch daran, dass dieses Gefühl, dass man hat, wenn man über Kärnten spricht, dass es keine richtige Universität dort gibt?"
Janko Ferk antwortete: "Sie haben ja das richtige Wort erwähnt, also die Provinz. Die Hauptstädter, wenn man das so nennen mag, schauen immer etwas erhaben auf die Provinz, aber sie haben vollkommen recht. Ein Problem ist sicherlich, dass die Universität Klagenfurt, die Alpe-Adria Universität, nicht in der Mitte der Stadt steht, wie es zuerst angedacht war, sondern in einem Klagenfurter Moor angesiedelt wurde und deshalb eine Verbindung zur Bevölkerung eigentlich nicht gefunden hat, und es gibt bis heute in Klagenfurt kein studentisches Leben wie es in anderen Städten, mag es Graz sein oder Wien, der Fall ist. Wir haben das nicht und das ist für eine Stadt, die eine Universität hat, wirklich schade."
Kommt studentisches Leben in die Innenstadt?
Daher ist das neue angedachte Wohnheim in einem Kloster im Zentrum der Stadt höchst interessant. In der Waaggasse 15, in das Kapuzinerkloster, können heuer noch im Sommer 15 bis 20 Studierende einziehen. Der Innenhof des Kapuzinerklosters hat eine Fläche von 7.200 Quadratmetern und befindet sich in unmittelbarer Nähe der City Arkaden, am Beginn der Bahnhofstraße. An die 150 Wohnungen könnten hier entstehen, sagte Klaus Görtz, der Wirtschaftsleiter der Kapuziner aus Wien. Bis 2030 könnte das neue Studentenheim fertiggebaut sein.
Leider sind nur sehr wenig Institute und Zentren der AAU in der Innenstadt bzw. in deren unmittelbaren Einzugsbereich angesiedelt, wie das Robert-Musil-Institut für Literaturforschung / Kärntner Literaturarchiv in der Bahnhofstraße und das Universitätszentrum für Frauen*- und Geschlechterstudien und Diversität in unmittelbarer Nähe des Rings.
Epilog
Von 1973 bis 1982 war Josef Winkler in der Verwaltung der Klagenfurter Universität für Bildungswissenschaften angestellt, der späteren Universität Klagenfurt. Für das Schreiben braucht Josef Winkler eine gute Umgebung. Eine davon ist die Universität Klagenfurt, wo seine wichtigsten Bücher entstanden sind. 1979 ist sein erster Roman „Menschenkind“ auf Empfehlung von Martin Walser bei Suhrkamp erschienen. Diesen hat er im Zentralgebäude der Universität, wo sich danach das Forschungsrektorat befunden hat, geschrieben. Seit 2003 hat er nun wieder ein Büro an der Universität, in einem Gebäude nahe am Ring. Man gab ihm dieses Büro, dafür hält er regelmäßig Vorlesungen und Seminare.
Über ihn schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung 2023: "Kein Zweifel: Auch im Herzen der finstersten Provinz entsteht Weltliteratur."
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