,Boden sollte im Frühjahr erreicht sein‘

Neo-Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hofft noch im Frühjahr auf einen Aufwärtstrend.

WOCHE: Wie lautet Ihre Prognose für die Wirtschaft?
Reinhold Mitterlehner: Wir haben die Talsohle noch nicht erreicht. Das trifft vor allem die Industrie und nachgelagert alle anderen Bereiche wie jetzt auch die Transportwirtschaft und dann auch den Handelsbereich. Wir leben in der Hoffnungserwartung, dass der Abschwung von 1,2 Prozent, den die EU prognostiziert, nicht noch stärker wird. Relativ gesehen liegen wie besser als andere Länder.
Wann ist die Sohle erreicht?
Im März, April sollte sich doch die Entwicklung so festigen, dass wir einen Boden erreicht haben. Dann wird die Frage sein, ob wir eine Seitwärtsbewegung haben oder ob es wieder aufwärtsgeht.
Ist es Stimmungsmache, einen Aufwärtstrend für Mitte des Jahres zu prognostizieren?
Ab März können wir die Talsohle erreichen, dann sollte es langsam wieder aufwärtsgehen. Es geht um keine Stimmungsmache. Zweckoptimismus zu verbreiten, wäre vollkommen falsch, sondern wir müssen mit positiver Einstellung und Optimismus die richtigen Maßnahmen setzen.
Was erwarten Sie sich von der „Verschrottungsprämie“?
Ich erwarte mir vor allem psychologisch einen Impuls, dass man wieder Kaufentscheidungen trifft. Die Prämie ist zwar sehr umstritten, aber Händler berichten mir von sehr guter Nachfrage.
Werden weitere Branchen Unterstützung brauchen und auch bekommen?
Ganz logisch. Die Wirtschaft ist ein Netzwerk, und wenn jetzt im Bereich der großen Industriebetriebe kurzgearbeitet wird, wird sich das auf die Zulieferer und die Geldbörsen der Familien niederschlagen, dann wird es der Handel spüren und so weiter. Wir haben einen Wirtschaftskreislauf, der überall und hoffentlich in abgeschwächter Form zu schlechteren Ergebnissen führen wird. Es gibt auch eine gegenläufige Komponente: Viele verfügen noch über Geld und kaufen ein.
Das Wachstum in CEE geht zurück. Wie geht es mit dem Export weiter?
Unsere Wirtschaft ist nicht vom Konsum getragen, sondern vom Außenhandel. Nachdem wir das Wachstum im Export von über zehn Prozent fast auf null reduziert haben, ist das genau der Problemfaktor. Dem begegnen wir auch mit einer Internationalisierungskampagne, weil wir versuchen, mit noch größeren Anstrengungen trotzdem zu punkten.
Es hat einen starken Trend zu Selbstständigkeit gegeben. Sehen Sie den gebrochen?
Krisen werden immer auch als Chancen wahrgenommen, mit neuen Angeboten etwas bewegen zu können. Wir haben das in der Vergangenheit bereits gehabt. Das Krisenjahr 1929 war eines der stärksten Gründerjahre. Heute existieren noch viele Unternehmen, die damals gegründet wurden. Das Gründerservice hat Rekordwerte für heuer prognostiziert.
Geben Sie diesen Gründungen langfristige Chancen?
Durchaus, warum nicht? Es wird sich ja nicht das Wirtschaften aufhören. Viele Märkte entwickeln sich noch – der ganze südamerikanische oder afrikanische Markt, aber auch der asiatische Bereich. Der russische Markt ist in der Weite noch nicht abgedeckt. Es werden all jene eine Chance haben, die sich jetzt wettbewerbsfähig machen.
Muss es weitere, andere Konjunkturpakete geben?
Weitere Adaptierungen und weitere Pakete sind möglich. Sie sind derzeit aber nicht in Aussicht genommen. Wenn ich signalisiere, man soll abwarten, weil die Konditionen vielleicht noch besser werden, tut sich am Markt gar nichts mehr.
Gerd Leitner