Armutsfalle: Niemand ist gefeit

- Irene Drnovsky kann wieder lachen: Nach Krankheit und Arbeitslosigkeit hat sie einen Job.
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Am Ende des Geldes bleibt viel Monat übrig: Das Leben wird teurer, immer mehr Menschen brauchen Hilfe.
KLOSTERNEUBURG/REGION PURKERSDORF (kz, cog, tw). "Es ist erst der 24. und ich habe nur mehr 10 Euro zum Überleben", mit diesen Aussagen ist man im Sozialmarkt oft konfrontiert, erzählt Christine Krampl, Geschäftsführerin SAM NÖ.
Das Leben wird für immer mehr Menschen härter: Im Juli 2014 zählte man an der Bezirkshauptmannschaft Wien-Umgebung 481 Bedarfsgemeinschaften der bedarfsorientierten Mindestsicherung, davon 21 in der Region Purkersdorf und 94 in Klosterneuburg.
Gudrun Kaiser hilft mit ihrem Verein Kinderflohmarkt Klosterneuburg Jugendlichen in Situationen, in denen strukturelle Unterstützungsmaßnahmen versagen: "In Österreich sind wir da ein bisschen unflexibel." Wenn Eltern aus dem System fallen, trifft es natürlich auch ihre Kinder. Kaiser: "Ich kenne eine Mutter, die hat die Haushaltsversicherung abgemeldet, um ihre Tochter einkleiden zu können. Dann kam natürlich ein Wasserschaden und so wurden immer tiefere Löcher aufgerissen." In so eine Situation kommt man schneller als erwartet. Das weiß auch Irene Drnovsky. Mit 48 Jahren wurde ihr Krebs diagnostiziert. Dann kamen der Krankenstand und die Arbeitslosigkeit.
Armut ist keine Schande
Vonseiten des AMS wollte man sie krankheitshalber in Pension schicken, denn "wer bitte stellt jemanden mit 56 ein?", fragt Drnovsky. Der Sozialmarkt. Seit drei Wochen arbeitet sie in einem SOMA in der Region, was ihr großen Spaß macht. Auch wenn sie jetzt wieder auf der anderen Seite ist, weiß sie, dass man sich für Armut nicht zu schämen braucht, denn das kann jedem sehr schnell passieren. Das schlägt sich auch beim SOMA Klosterneuburg nieder. 2010 eröffnet wurden bereits 206 Pässe vergeben. Der jährliche Zuwachs beträgt etwa 30 Prozent. "Oft sind es Scheidungsfälle. Der Vater musste ausziehen, zahlt Unterhalt für zwei Kinder und muss sich alles neu aufbauen. Das muss man sich mal leisten können. Auch für die alleinerziehende Mutter wird es dann oft schwer", berichtet Samariterladen-Geschäftsführer Herbert Willer. Dass Armut im Speckgürtel dabei oft ein Tabuthema ist, erschwert die Lage: "Man sollte das ganze Thema im Speckgürtel transparenter machen."
ZUR SACHE
Im Juli 2014 bezogen im Bezirk Wien-Umgebung 481 Bedarfsgemeinschaften die Mindestsicherung, davon 246 Männer, 338 Frauen und 236 Kinder. 94 Bezüge zählt man in Klosterneuburg, 21 in Purkersdorf. Die Höchstgrenze für Alleinstehende liegt bei 814 Euro, 12-mal pro Jahr. Der NÖ-weite Durchschnitt liegt bei 161 Euro/Monat.


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