Rettungsgasse spaltet Gemüter
Die Rettungsgasse am Prüfpunkt: Pendler sind unzufrieden
REGION PURKERSDORF/KLOSTERNEUBURG. Seit Jänner 2012 gilt in Österreich die Rettungsgasse. Bis zu vier Minuten Zeitersparnis sollte die Neuregelung den Einsatzkräften im Notfall bringen. Die Realität sieht durch Drängler und Unwissende leider oft noch anders aus.
Nun wurde eine offizielle Studie der ersten beiden Jahre präsentiert (siehe Artikel unten). Die Bezirksblätter befragten Einsatzkräfte und Pendler aus dem Bezirk über ihre Erlebnisse.
Sanitäter zufrieden
Alexander Gritsch vom Roten Kreuz Purkersdorf-Gablitz hat die Rettungsgasse schon mehrmals benützt. „In den meisten Fällen funktioniert es mittlerweile reibungslos, vereinzelte ‚schwarze Schafe‘ gibt es aber immer noch. Positiv ist außerdem, dass nun auch abseits der Autobahn - zum Beispiel in der Westeinfahrt - die Rettungsgasse bei Stauungen gebildet wird. Das hilft uns, in Notfällen rascher ans Ziel zu gelangen und damit Leben zu retten“, erklärt der erfahrene Notfallsanitäter.
Pendler üben Kritik
Der Pressbaumer Feuerwehrkommandant Christian Brandl hatte im Einsatz zwar noch kaum mit der Rettungsgasse zu tun, kennt sie allerdings vom täglichen Weg in die Arbeit: "Wenn eine Rettungsgasse gebildet wird, werden die Einfahrten nicht freigehalten und viele Autos fahren einfach in der Mitte durch." Vor allem mit verstärkter Information und konsequenter Strafahndung solle man reagieren, schlägt Brandl vor.
Christian Grubmüller aus Mauerbach ist Pendler und häufig mit der Rettungsgasse konfrontiert: "Es ist undurchdachter Aktionismus von Politikern. Der Pannenstreifen ist auf Autobahnen immer noch der beste und schnellste Weg für Einsatzfahrzeuge."
Umsetzung fehlerhaft
Michaela Warnung vom ÖAMTC-Stützpunkt Klosterneuburg verzweifelt trotz beruflich-professionellem Verkehrshintergrund immer wieder an der Rettungsgasse. Sie pendelt vom 21. Bezirk nach Klosterneuburg und ist auch privat viel mit dem Auto unterwegs: "Die Rettungsgasse funktioniert selten bis gar nicht, weil jeder sechste Autofahrer stur oder unwissend auf seiner Spur bleibt. Das einzige, wo ich die Bildung einer funktionierenden Rettungsgasse erlebt habe, war nach Schwechat raus." Nachsatz: "Und selbst da sind Taxifahrer und 'Ausländer' in der Mitte durchgebraust." Von Klosterneuburg kommend sei die erste Möglichkeit die Nordbrücke, aber da sei es problematisch, eine Rettungsgasse zu bilden, weil es zu viele Autobahnzubringer gäbe: "Mit einer Rettungsgasse ist es noch mehr Chaos, da habe ich selber auch ein ungutes Gefühl beim Spurwechseln, weil, was, wenn ich der Gasse zum Stehen komme, weil mich keiner reinlässt?"
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