Psychotherapie: Heilung ist Vertrauenssache
Im gesamtgesundheitlichen Vergleich ist die Heilungsrate in Folge einer Psychothrapie überraschend weit oben angesiedelt - noch vor einem herzchirurgischen Eingriff, einer medikamentösen Athritistherapie oder einer Aspirin-Prävention von Herzinfarkt.
Im Rahmen der Mini Med-Vortragsserie präsentierte Univ.-Prof. Dr. Anton Leitner neueste Erkenntnisse unter dem Titel „Psychotherapie maßgeschneidert für sie und ihn“ und überrascht gleich bei der Einleitung: „Was wirkt, hat auch Nebenwirkungen, selbst in der Psychotherapie. Gründe dafür können der Einfluss der - möglicherweise falschen - therapeutischen Richtung, die Geschlechterkombination zwischen TherapeutIn und PatientIn und die Therapiedauer sein."
Das Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit der Donau-Universität ist 2007 bis 2012 der Frage nachgegangen, warum 20% der PatientInnen von einer Zustands-Verschlechterung durch die Psychotherapie betroffen sind. Immerhin: dem gegenüber steht die beeindruckende Erfolgsquote von 80%.
„Eine wesentliche - überraschende - Erkenntnis des Forschungsprojekts“, so Leitner, „ist die Erkenntnis, dass sich aus der Kombination mit dem Geschlecht der/des Therapeutin/Therapeuten signifikante Erfolgsabweichungen ergeben: Frauen mit männlichen Psychotherapeuten sind hochsignifikant unzufrieden mit der therapeutischen Beziehung.“
Grundlage für die Studie bildeten u.a. anonyme Beschwerdeschreiben an das Bundesministerium für Gesundheit, ExpertInnen-Gruppendiskussionen und unterschiedliche Fragebogenerhebungen und -entwicklungen. Die wesentlichen Erkenntnisse wurden in einem Maßnahmenkatalog zusammengeführt - mit folgenden Schwerpunkten: Definition und Aufzählung von Nebenwirkungen, Risiken und Schäden der Psychotherapie; Anregungen für einen „Beipackzettel“; Vergrößerung des Problembewusstseins, Aufnahme der Ergebnisse in Ausbildungs-Lehrpläne; Prävention von Psychotherapie-Schäden; Konferenzen und Publikationen.
Leitner: „Wichtig ist, dass Sie sich, wenn es Ihnen psychisch schlecht geht, an eine/n TherapeutIn wenden. Hausarzt, Bekannte oder Verwandte, jemand aus Ihrem Umfeld kann Ihnen bei der Wahl von Psychologen oder Psychiatern meistens weiterhelfen. Es gibt auch etliche psychosoziale Dienste, an die man sich im Falle des Falles wenden kann. Hören Sie auch auf Freunde oder Familie, wenn man Ihnen eine Psychotherapie vorschlägt, etwa dann, wenn sich Ihr Verhalten - möglicher Weise von Ihnen selbst unbemerkt - verändert“.
Informationen und hilfreiche Links:
Univ.-Prof. Dr. Anton Leitner ist Leiter des Departments f. Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit der der Donau-Universität Krems; Mitglied im Psychotherapiebeirat ud Obersten Sanitätsrat des BM f. Gesundheit
Psychotherapeutische Behandlung - wichtige Patienteninformation
Psychosoziale Dienste NÖ
Mini Med Studium
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