Klimaschutz
Das war die 1. Kremser Klimakonferenz

Die 1. Kremser Klimakonferenz widmete sich den großen Fragen auf wissenschaftlicher Grundlage. Die Stadt hat dazu eingeladen und die online-Veranstaltung gemeinsam mit Fridays For Future vorbereitet. In ihren Eröffnungsworten erwähnten sowohl der Bürgermeister der Stadt Krems, Reinhard Resch, als auch die Vertreterin von Fridays For Future, Marlene Nutz, den Klimadialog: Seit der Übergabe der 10 Forderungen von Fridays For Future an die Politik im Jahr 2019 haben vier Dialoge zwischen Stadtverwaltung und -politik mit den Klimaaktivist*innen stattgefunden (Protokolle auf der Homepage der Stadt einsehbar).
Die erstmalig stattfindende Klimakonferenz zielt auf eine breitere Einbindung der Bevölkerung ab. Der Bürgermeister unterstreicht, dass damit Kräfte gebündelt werden können und nicht unnötig parallel gearbeitet wird. Die Konferenz ist gut besucht: Vertreter*innen der Zivilgesellschaft, des Gemeinderats, der Stadtverwaltung und der Scientists For Future sind anwesend. Unter der professionellen Moderation von Claus Faber und seinem Team diskutieren insgesamt 116 Teilnehmende aktiv zu den drei Schwerpunktthemen Energieautarkie, Mobilität und Grünräume. Zunächst aber werden die wissenschaftlichen Grundlagen von den vier ausgewiesenen Expert*innen dargeboten: Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb machte in ihrem Vortrag deutlich, wie drastisch die Treibhausgasemissionen sinken müssen, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu reduzieren. Am Beispiel der Jugend zeigte sie auf, dass diese im Laufe ihres Lebens mit einer deutlichen Temperaturerhöhung zu rechnen habe. Sie unterstrich, dass das Handeln der Politik eine Voraussetzung dafür ist, dass diese und die nachfolgenden Generationen lebenswerte Bedingungen vorfinden. Das gute Leben für alle erfordert politisches Handeln. Kromp-Kolb appellierte an die Jugend, das Klimathema in der bei der Berufswahl mitzudenken und entsprechende Lehrberufe oder Studien zu wählen. Wissen und Expert*innen zum Thema sind gefragt.
Im Anschluss stellt Julia Berthold das Konzept der Klima-Energie-Modellregion vor. Krems ist eine sogenannte KEM und kann damit klimarelevante Aktivitäten unterstützen.
Im Impulsvortrag zum Thema Grünräume zeigte Christine Rottenbacher (DUK) die Bedrohung durch Hitze auf: Hitze fordert mehr Todesopfer als jede andere Form von Klimakatastrophen. Auf Satellitenbildern zeigt sie, wie durch menschliche Aktivität die natürlichen Kühlungsprozesse unterbrochen werden. Besonders wichtig ist die Erhöhung des Anteils an durchlässigen Böden, d.h. der Kampf gegen die Versiegelung. Nicht nur müssen neue Grünräume mit schattenspendenden Grünelementen geschaffen werden, sondern auch die bestehenden müssen erhalten werden. So lernen die Teilnehmenden, dass zahlreiche bestehenden große Bäume seit vielen Jahren unter Übernutzung und Verschlechterung der Böden leiden. Diesen Faktoren muss entgegengewirkt werden: Eine Verbesserung ihrer Böden, etwa im Stadtpark, und ein Aufbrechen des Asphaltes zur Vergrößerung ihrer Baumscheiben, etwa in der Utzstraße, ist schon lange dringend nötig.

Klimaaktivist David Hechinger ruft in Erinnerung: „Aktuell befinden wir uns im sechsten großen Massenaussterben; und gleichzeitig dem einzigen, das vom Menschen verursacht ist. Dem muss dringend gegengesteuert werden. Auch Krems trägt hierfür Verantwortung.“

Aus diesem Grund fordert Fridays For Future seit längerer Zeit eine finanzielle Aufwertung des Stadtgartenamtes. Auch Expertin Rottenbacher betont, dass diese Maßnahme angebracht wäre.
In seinem Impulsvortrag zum Thema Mobilität stellt Ulrich Leth Wege vor, vom Auto wegzukommen. Die Vermeidung von Verkehr bildet die Basis, an die Maßnahmen, die zur Verteilung des Autoverkehrs auf andere Verkehrsträger führen, anschließen können. Die E-Mobilität leistet einen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen, kann aber das Problem des immensen Platzverbrauchs des motorisierten Individualverkehrs oder des Reifenabriebs nicht lösen. Eine Maßnahme zur Verkehrsvermeidung ist die Stadt der kurzen Wege, also eine Stadtplanung, die Güter und Einrichtungen des täglichen Gebrauchs in einem fußläufig oder mit dem Fahrrad innerhalb von 15 min erreichbaren Umkreis vorsieht.
Im Impulsvortrag zur Energieautarkie stellt Peter Molnar den Ist-Stand der beiden Projekte, die die Stadt in diesem Bereich verfolgt, dar: Das geplante Biomassekraftwerk, welches 22 Megawatt thermische Energie erzeugen wird, und ein Solarkraftwerk mit einer installierten Leistung von 1,6 Megawatt Peak.

In den Workshops werden die Anregungen durch die Impulsvorträge weiter diskutiert. Durch alle Schwerpunkte zieht sich das Thema Parkplätze. Anwesende Politiker betonen, dass es hier um einen Interessenskonflikt von Autofahrenden, die auf Parkplätze bestehen, und Menschen, die sich für mehr Entsiegelung und Grünräume einsetzen, gehe. Martin Leberzipf, Aktivist bei Fridays For Future Krems, entgegnet: „Es ist nicht richtig, hier von einem Interessenskonflikt zu sprechen. In Wahrheit geht es um Interessen und um Grundrechte: Wir wissen nun, dass besonders vulnerable Gruppen teilweise lebensbedrohlich in Gefahr gebracht wurden, da wir nicht rechtzeitig gegen die steigenden Temperaturen mit Begrünung und Beschattung reagiert haben. Das Grundrecht auf eine Umgebung, die nicht krank macht, muss über dem Einzelinteresse eines Parkplatzes stehen.“
Viele weitere Ideen werden auch im Bereich Mobilität eingebracht, welcher den größten Anteil der Treibhausgasemissionen ausmacht. Dabei geht es um konkrete Vorschläge mit großer Klimarelevanz wie etwa die Reaktivierung der Donauuferbahn, eine Mitnahme von Fahrrädern im Stadtbus in jene Stadtteile, die auf den Hügeln liegen und daher schwerer zu erreichen sind, die Verwirklichung des Projekts Eisenbahnbrücke über die Donau für Fahrrad- und Fußgängerverkehr, die Verkehrsberuhigung im Schulbereich durch zeitlich begrenzte Fahrverbote, Schulen, Baumpflanzungen, Tempo 30 im Stadtbereich etc.

Emma Dolleschka, Schülerin und Klimaaktivistin bei FFF Krems, fordert: „Uns ist wichtig, dass die Kremser:innen, die mit dem Rad anstatt mit dem Auto fahren wollen, um das Klima zu schützen, das auch schnell, sicher und bequem tun können. Damit das Radstreckennetz einen höheren Stellenwert als das Autostraßennetz bekommt, haben wir bis April 2020 ein entsprechendes Mobilitätskonzept gefordert. Dieses ist im Moment noch in Ausarbeitung.“

Ebenso werden strategische und planerische Maßnahmen diskutiert, wie eine Änderung der Stellplatzverordnung, die auch Carsharing, Rad und den öffentlichen Verkehr einbeziehen soll, ein Regenwassermanagement (für Grünräume), eine Leerstandserhebung oder ein Entsiegelungskataster. Am intensivsten diskutiert wird in allen drei Bereichen die Konkretisierung von Maßnahmen, d.h. die Festlegung von konkreten Zielen zur Entsiegelung, zur Grünraumgestaltung, zur Verkehrsvermeidung und ihre Umsetzung.
Ein Vertreter der anwesenden Scientists For Future wies darauf hin, dass Klimaschutz nicht mit technischen Maßnahmen allein zu lösen sei, sondern ein soziales Thema darstelle. Klimaschutz muss sich in den Köpfen der Bevölkerung festsetzen. Es muss „uncool“ sein, mit dem Auto überall hingebracht zu werden. Diese Bewusstseinsänderung muss von partizipativen Prozessen begleitet werden.
Zum Schluss wurden die Teilnehmenden gefragt, wie sie die Klimapolitik der Stadt sehen. Skepsis überwiegt, die Teilnehmenden schätzen die Klimapolitik als wenig mutig ein und halten es für wenig wahrscheinlich, dass Krems das bislang formulierte Klimaziel einhält.

„Die Stadt Krems hat – außer im Bereich Energieautarkie – keine Klimaziele formuliert. Es gibt keine fixierten Zwischenziele, an deren Erreichung gearbeitet wird und auf die wir jungen Menschen im Wettlauf gegen die Klimakrise vertrauen könnten“, kritisieren die jugendlichen AktivistInnen.

Mehr Optimismus herrscht unter den Teilnehmenden hinsichtlich der Frage, ob der Prozess nach dieser Klimakonferenz weiter gehen wird. Ein Anfang ist jedenfalls gemacht.

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