Zu viel Bio im Restmüll
Entsorgungsbetriebe wollen Bio-Tonne für alle
Viel zu viel Bioabfall landet im Restmüll. Über 700.000 Tonnen davon findet sich laut dem Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) jährlich in den schwarzen Mülltonnen. VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly und Brantner-Geschäftsführer Stefan Tollinger fordern deshalb eine verpflichtende Biotonne für jeden Haushalt.
KREMS-GNEIXENDORF. Laut Bundes-Abfallwirtschaftsplan 2023 fallen in Österreich jährlich 3,3 Millionen Tonnen biogene Abfälle an. Bioabfall, der im Restmüll landet, kann nur noch thermisch verwertet werden. Dieser fehlt dann nicht nur bei der Erzeugung von Bio-Komposten, Düngern oder spezielle Erden, sondern im Rohstoffkreislauf: „Wenn wir in Zukunft mehr altes Brot und Gebäck, Obst- und Gemüseabfälle, Kaffeesud, Laub oder Rasenschnitt getrennt sammeln, können mehr Rohstoffe im Kreislauf gehalten werden. Davon profitiert die Umwelt“, sagt VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly.
Weiter Weg zur Biotonne in Städten
Die Kompostierung von Bioabfall bindet CO2 und ist somit für das ökologische Gleichgewicht und das Klima von Bedeutung. Obwohl laut einer vom VOEB in Auftrag gegebenen Studie knapp 79 Prozent der Österreicher angeben, ihren Bioabfall zu trennen und rund 48 Prozent ihren Biomüll kompostieren, hätten noch immer zu wenige Menschen eine Restmülltonne im Haushalt. Besonders in den Städten müssen viele den Bioabfall zu einer öffentlichen Mülltonne bringen. Ist die Biotonne weit entfernt, kann das dazu einladen, bei der Mülltrennung schlampig zu werden. So landet Bio häufiger in der schwarzen Restmülltonne. „Das ist eine Verschwendung von Ressourcen. Stattdessen könnten daraus wertvolle Rohstoffe wie Dünger entstehen. Um die getrennte Sammlung für alle zu erleichtern, wäre es daher sinnvoll, wenn jeder Haushalt eine eigene Biotonne hätte – vom Einfamilienhaus bis zur Wohngemeinschaft“, so Jüly.
Mülltrennung: Kameras und KI als Hilfe
Mit schlampiger Mülltrennnung kämpft auch das Kremser Entsorgungsunternehmen Brantner. In ihrem Kompostwerk „Erdenreich“ werden jährlich 35.000 Tonnen Bioabfall verarbeitet. Dabei werden auch Motorradhelme, Batterien, Dosen oder Küchenutensilien herausgefischt. Technik soll hier aber aushelfen: In den LKWs, die den Biomüll sammeln, sind Kameras installiert. Der Inhalt der Tonnen wird mittels Künstlicher Intelligenz (KI) analysiert. Dann wird entschieden, für welche Aufbereitung der Abfall geeignet ist. Der Datenschutz sei laut Stefan Tollinger, Geschäftsführer von Brantner, kein Problem: „Wir wissen nicht, zu welchem Haushalt die Tonne gehört.“ Die Technologie könne aber dabei helfen, zu erkennen, in welchen Gegenden die Mülltrennung besser oder schlechter funktioniere. Die KI sei fähig, 40 verschiedene Störstoffe mit einer Genauigkeit von 96 Prozent zu erkennen.
So funktioniert der Kompostierungsprozess (auch Rotte genannt):
Das können Sie tun
Je sortenreiner der Biomüll gesammelt wird und je weniger Störstoffe sich darin verirren, desto einfacher ist die Verarbeitung im Kompostwerk. Darum immer: Biomüll in die Biotonne werfen. Auch bei scheinbar kompostierbaren Sackerl sollte man skeptisch sein. Mit eigenen Logos, grünen Schriftzügen und umweltfreundlichen Slogans wird der Konsument leicht verwirrt. Im Prinzip ist jedes dieser Sackerl zwar kompostierbar, aber die Dauer ist hier entscheidend: Ein Kompostierungsdurchgang dauert im Schnitt zwölf Wochen - viele dieser Sackerl brauchen aber länger - insbesondere, wenn man oben einen Knoten in die Griffschlingen macht. „Deshalb ist es am sichersten, den Bioabfall in die Biotonne zu entleeren und das dreckige Sackerl lieber in den Restmüll zu schmeißen“, so Tollinger. Oder am besten: Gar kein Sackerl beim Bio verwenden und den Kübel stattdessen regelmäßig auswaschen.
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