Komponierte für Hansi Hinterseer
Der musikalischste Briefträger Alpbachs
Briefträger Dieter Klingler aus Alpbach hat mit seinem selbst komponierten Lied "I sitz auf an Stoa am Boch" einen wahren Hit gelandet. Dieser blieb auch von Kitzbühler Volksmusik-Legende Hansi Hinterseer nicht lange unbemerkt.
ALPBACH. Es ist das Jahr 2018, die heiße Sonne strahlt im Örtchen Alpbach. Dieter Klingler sitzt auf einem Stein, während seine Familie im kühlen Bach plantscht. Und da kam ihm die Idee – "I sitz auf an Stoa am Bach und denk übers Leben nach". Der Hobbykomponist aus Alpbach zückte sofort sein Handy, sang zuerst die Melodie darauf, dann die Textzeilen. Zu seiner Frau sagte er, er muss sofort los in den Proberaum, schwang sich aufs Fahrrad und radelte los. Und so entstand der Hit "I sitz auf an Stoa". Binnen einer Stunde war das Endergebnis der Rohversion fertig. Obwohl in so kurzer Zeit und vor Jahren entstanden, begeistert der Song bis heute und blieb sogar von Hansi Hinterseer nicht unbemerkt.
Wie alles begann
Dieter Klingler ist in Alpbach als Bergbauernkind aufgewachsen. Sein Vater war ein begnadeter Tanzmusikant und auch seine Mutter war sehr musikalisch. Diese Begabung sei ihm sozusagen in die Wiege gelegt worden, erzählt der Alpbacher im Interview mit den REGIONALMEDIEN KUFSTEIN. Bereits im zarten Alter von sieben Jahren war Klingler klar, dass er etwas mit Musik machen möchte. Zu Weihnachten bekam er dann von seiner Mutter ein gebrauchtes Akkordeon geschenkt und so nahm die melodische Karriere des 51-jährigen Alpbachers seinen Lauf.
"Das war genau das Instrument, welches mir gut lag und das ich wirklich vergöttert habe",
erzählt Klingler. Schon im Kindesalter begann er mit ersten Kompositionen im volkstümlichen Bereich, sein erstes Lied veröffentlichte er schließlich mit 16 Jahren. Seither kann Klingler auf rund 50 selbst komponierte Lieder zurückblicken. Dabei sei es immer unterschiedlich gewesen, ob zuerst die Melodie oder der Text entstand. Klingler war außerdem 26 Jahre Mitglied und Leiter der "Tiroler Alpenbummler", wofür es auch zahlreiche Lieder gedichtet hat.
"Ich bin einer, der sich viele Gedanken über Sachen macht. Und irgendwann hab ich dann etwas im Kopf, das ich einfach auf Papier bringen muss",
erzählt Klingler und sagt, dass jedes Lied auch ein bisschen wie ein Kind für ihn sei. Auch die Tatsache, dass er selbst ein kleines Tonstudio im Keller daheim hat, würde das Produzieren der Lieder enorm erleichtern.
Auch als Briefträger immer einen Zettel parat
Ganz kontrovers zur Musik arbeitet Klingler seit nunmehr 31 Jahren als Briefträger im Nachbarbezirk Schwaz. Früher hätte man es als Briefträger allerdings etwas leichter gehabt als heute, erzählt der Hobbykomponist. Man hat sich die Zeit besser einteilen können und auch die Gebiete waren kleiner. Trotz dessen ist Klingler ein leidenschaftlicher Zusteller, wo der persönliche Kontakt mit Kunden und der ein oder andre Plausch nie fehlen darf.
"Ich habe im Auto auch immer einen Zettel neben mir parat. Wenn mir dann etwas einfällt, notiere ich mir das sofort",
sagt Klingler. Die Ideen werden dann sozusagen erst einmal archiviert, bis er die Zeit findet sie auszuarbeiten. Seinen Job als Briefträger möchte Klingler jedoch nicht ganz an den Nagel hängen. Die Stunden zu reduzieren könnte er sich aber durchaus vorstellen, um mehr Zeit für die Musik zu haben.
Höhepunkt des Erfolges dank Hansi Hinterseer
Seinen bisher wohl größten Erfolg landete der 51-Jährige aber mit dem Song "I sitz auf an Stoa", welchen er auch als sein Lieblingslied unter all seinen Kompositionen bezeichnet. Nach Veröffentlichung war das Lied eines der meistgewünschten Songs eines Heimatradiosenders und sehr viele Nachrichten bestätigten Klingler, dass "I sitz auf an Stoa" bei den Menschen mitten ins Herz traf. Im Jahr 2020 entstand das dazugehörige Musikvideo, das bis heute zigtausende Klicks verzeichnet. Mittlerweile gibt es sogar für alle Blasmusikkapellen die Noten des Hits, worauf einige Musikkapellen schon angekündigt haben, dass sie "I sitz auf an Stoa" in ihr Programm aufnehmen wollen.
Dass das Lied im vergangenen Herbst dann den Höhepunkt seiner bisherigen Erfolge verzeichnete, daran war der Kitzbühler Sänger Hansi Hinterseer nicht ganz unbeteiligt. Dieser hat den Titel nämlich anlässlich seines 30-jährigen Bühnenjubiläums und seinem 70. Geburtstag im Jahr 2024 selbst gesungen und auf seiner neuesten CD veröffentlicht. Bei einem Treffen der beiden, hatte Hinterseer erzählt, dass das Lied unbedingt auf seine CD musste, weil es nicht nur perfekt zu seiner Lebenssituation passt, sondern anlässlich seines runden Geburtstages wie für ihn gemacht sei.
"Etwas besseres hätte mir nicht passieren können",
sagt Klingler über den neuesten Interpreten seines Liedes und ergänzt, dass den Titel wohl niemand authentischer singen könnte.
Klinglers musikalische Zukunft
Klingler hat noch viele Ideen, Melodien und Texte im Kopf, teilweise warten diese auch schon in der Schublade darauf, herausgelassen zu werden. Ob es eine musikalische Zukunft mit Hansi Hinterseer geben wird?
"Da kann ich jetzt noch nichts verraten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir zukünftig gemeinsam etwas machen werden",
so Klingler. Für die Zukunft wünscht er sich weitere Zusammenarbeiten mit Künstlerinnen und Künstler aus der volkstümlichen Szene. Trotzdem will er die meiste Zeit eher in seinem Proberaum verbringen, als auf der großen Bühne zu stehen. Hin und wieder soll man ihn aber mit seinem Neffen Alexander beim musizieren noch live erleben können. "Aber genau so wie als aktiver Musikant, werde ich mein ganzes Herzblut in das Komponieren und Texten von Liedern stecken und hoffe, dass noch viele, viele Menschen Freude beim Anhören dieser Melodien haben werden – egal wer sie auch vorträgt", wünscht sich der komponierende Briefträger aus Alpbach.
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