Themenabend im Tagungshaus: Die "Wörgler Filz" - ein Stück vom Garten Eden

von li: Umweltaktivistin Maria Ringler, Tiroler Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer, Tania Zawadil katholische Frauenbewegung
10Bilder
  • von li: Umweltaktivistin Maria Ringler, Tiroler Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer, Tania Zawadil katholische Frauenbewegung
  • hochgeladen von Tania Zawadil

Gemeinsam biologische Vielfalt erhalten – Natur und Schöpfung - bewahren, das fordern die Umweltaktivistin Maria Ringler und Tania Zawadil von der katholischen Frauenbewegung, denn es ist höchste Zeit, dass das einzigartige Feuchtbiotop - die „Wörgler Filz“ - Naturschutzgebiet wird!

Eingebettet zwischen intensiv bewirtschaften Agrarflächen und begrenzt durch den Steinbruch und das Gewerbegebiet hat sich über die Jahrhunderte menschlicher Siedlungsgeschichte hinweg ein Fleckchen vom „Garten Eden“, erhalten können: Die „Wörgler Filz“! Auch viele Einheimische kennen sie nur dem Namen nach oder vom Vorbeigehen am grünen Schild. Dieses ca. fünf Hektar große Gebiet, das durch Verordnung der Stadtgemeinde Wörgl als ein geschützter Landschaftsteil ausgewiesen ist.

„Manchmal ist es ein Glücksfall, man hebt die Kamera, und das Leben springt hinein",

sagte einmal der schwedische Fotograf Anders Petersen. Und dass das stimmt, davon konnten sich die Zuschauer und Zuschauerinnen, Ende November, beim – Wörgler – Filz - Themenabend – selbst überzeugen! Sie konnten förmlich sehen, wie der Referentin Maria Ringler das Herz aufging, als sie dieses so wertvolle Ökosystem in einer beeindruckenden Diaschau - Bild für Bild – in seiner ganz eigenen Einzigartigkeit lebendig werden ließ.

Über jeden Zentimeter, jeden Strauch und Baum konnte die engagierte Umweltaktivistin fachkundig Bescheid geben, was aber kein Wunder war, betreut sie doch seit Jahren dieses schützenswerte Naturjuwel.
Bei ihrem Vortrag und beim Anblick all dessen, was in der „Filz“ kreucht, fleucht, blüht und wächst, ging den anwesenden Naturfreunden und Naturfreundinnen das sprichwörtliche Herz über. Niemand im voll besetzten Tagungshaus Saal konnte sich dem Zauber und dem Feuerwerk dieser bestechenden Naturfotos entziehen, auch nach dem 500-sten Bild war es noch mucksmäuschenstill. So etwas, wie Ehrfurcht vor der Schöpfung lag in der Luft beim Anblick von Tieren und Pflanzen, die auf der „Roten Liste“ stehen, weil sie vom Aussterben bedroht sind, und mochten sie noch so klein sein, wie das unscheinbare Ried-Graseulchen, ein Schmetterling aus der Familie der Eulenfalter.

Einen kleinen Wermutstropfen gab es an diesem Abend aber dennoch zu beklagen, den Rückgang an Orchideenarten in der „Wörgler Filz“.

Manfred Coradellos

zehnminütiger Film aus dem Jahr 2000 über die „Filz“ brachte ans Licht, was in den letzten Jahren schon in natura beobachtet worden war. Von den ursprünglich 48 in der „Filz“ beheimateten Orchideenarten gibt es heute - im Jahr 2015 - dort leider nur noch Sieben!

Auch der zweite Referent des Abends, der Tiroler Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer kennt die „Wörgler Filz“ gut.

Im Jahr 2005 hatte er sie zuletzt besucht. „Tirols Natur – die Fauna und Flora - sei einzigartig“, erklärte er. „Auch, weil sie bedroht sei und durchschnittlich jährlich ca. 360 Fußballfelder Lebensraum in Tirol zubetoniert und asphaltiert würden, hätten gerade diese letzten intakten Refugien, wie die „Wörgler Filz“ eines sei, eine enorme Bedeutung für seltene Tiere und Pflanzen im Ballungsraum „Unteres Inntal“. Zumal ökologisch gleichwertige Feuchtgebiete rund um Kufstein längst verlandet seien, weil niemand sie bewahrt.

Landnutzung und Naturschutz verträglich zu vereinbaren, ist die nicht eben einfache Aufgabe der Tiroler Landesumweltanwaltschaft“, schloss er sein Impulsreferat und fügte gleichzeitig hinzu: „dass der Naturschutz in Österreich in den ausschließlichen Kompetenzbereich der Bundesländer falle und zurzeit in Tirol die Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe von den Grünen eine Novellierung des Tiroler Naturschutzgesetzes plane, was er sehr begrüße.“

„Wir haben in Tirol ein gutes Naturschutzgesetz“, so Johannes Kostenzer, „aber, was gut ist, kann ja noch besser werden.

Besonders bei der Ausweisung von Fläche als Naturschutzgebiet gemäß § 21 Tiroler Naturschutzgesetz ( kurz: TNSchG 2005) sehe der Tiroler Landesumweltanwalt noch gesetzlichen Handlungsbedarf.“

Damit die „Wörgler Filz“ keine aus- und aufgeräumte Kulturlandschaft wird, sondern das bleibt, was sie zurzeit noch ist, letztes ökologisch wertvolles Rückzugsgebiet für viele Tiere und Pflanzen in Wörgl, dafür steht die Privatinitiative von Maria Ringler und ihr gesamtes Team an Unterstützern und Unterstützerinnen.

Bei all der Arbeit rund um den Erhalt und die Pflege der „Wörgler Filz“ gibt es aber noch ein Ziel für die Zukunft:
Die endgültige Sicherung dieser schützenswerten Flächen! Dieses heute - für morgen - für immer kann nur die Ausweisung der „Filz“ als Naturschutzgebiet sein unter Einbeziehung und im Einklang mit allen Grundeigentümern und Nutzungsberechtigten. Auch für die nachkommenden Generationen, das Glück in und mit der Natur sein zu dürfen.

Wo: Brixentaler Str. 5, 6300 auf Karte anzeigen
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.