Verhandelt
Abfallentsorgungsverband Kufstein bringt Müll auf Schiene

AEV-Kufstein-Obfrau Bgm. Hedi Wechner gab gemeinsam mit ihrem Stv. Bgm. Herbert Rieder (re.) und AEV-Geschäftsführer Manfred Zöttl (li.)  in den Stadtwerken Wörgl Auskunft über das Ergebnis der Ausschreibung.
 | Foto: Barbara Fluckinger
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Der Abfallentsorgungsverband Kufstein vergab die Müllbehandlung neu: Die Müllentsorgung wird für die Gemeinden und Städte im Bezirk Kufstein ab 2021 um rund dreißig Prozent teuerer werden. Noch im Laufe des kommenden Jahres will man den Müll dann über die Schiene transportieren. 

WÖRGL, BEZIRK (bfl). Wohin mit dem Müll im Bezirk? Wer entsorgt ab 2021 und wie genau wird in Zukunft der Müll in den dreißig Gemeinden des Bezirkes entsorgt? Darüber gaben Vertreter des Abfallentsorgungsverbandes (AEV) Kufstein am Donnerstag, den 1. Oktober in den Wörgler Stadtwerken Auskunft.
Konkret geht es um die Müllumladung, also darum, wie es nach der Müllsammlung in den einzelnen Gemeinden mit dem Abfall weitergeht. Pro Jahr verzeichnet der AEV Kufstein rund 15.000 bis 16.000 Tonnen an Siedlungsabfällen. Der AEV beschäftigt sich eben damit: mit der Organisation der Sammlung, der Behandlung und der Verwertung der Abfälle, wobei dem Verband alle Gemeinden und Städte im Bezirk angehören. Der Grund dafür, warum man sich gerade jetzt der "Entsorgungsfrage" rund um den Müll stellt, ist ein einfacher: Die Verträge über die Müllbehandlung im Bezirk laufen Ende des Jahres aus. Deswegen musste nun neu verhandelt werden.

Müll wird um dreißig Prozent teurer werden

Seit eineinhalb Jahren habe man bereits Verhandlungen getätigt, erklärte AEV-Obfrau Hedi Wechner und schickte die "bittere Pille" gleich vorweg: "Die Müllentsorgung wird teurer werden". Ein Grund dafür ist der ungünstige Zeitpunkt, zu dem man ausschreiben musste, erklärt Wechner, denn die Nachfrage nach Entsorgung sei derzeit sehr groß. 

"Die wichtigste Botschaft ist, dass eine gesicherte Entsorgung ab dem nächsten Jahr wieder besteht. Dass sich der Preis so entwickelt hat, ist ganz einfach der Zeit geschuldet. Uns wäre natürlich lieber gewesen, bestehende Verträge weiterzuführen (...). Das war leider nicht möglich",

erklärt auch AEV-Obfrau-Stv. Bgm. Herbert Rieder. 

Herbert Rieder zeigt sich damit zufrieden, dass die Müllentsorgung ab 2021 wieder sichergestellt wurde.  | Foto: Barbara Fluckinger
  • Herbert Rieder zeigt sich damit zufrieden, dass die Müllentsorgung ab 2021 wieder sichergestellt wurde.
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Mit dabei bei der Ausschreibung und bei den Verhandlungen war auch das Land Tirol, denn eigentlich ist die Müllbehandlung Recht und Aufgabe des Landes. Das Land kann dies allerdings an Firmen oder Verbände – wie dem AEV – übertragen. Somit schrieben also der AEV Kufstein und das Land Tirol gemeinsam die Müllbehandlung aus. Bestbieter wurde eine Bietergemeinschaft aus Oberösterreich, nämlich die "Energie Linz AG Oberösterreich, Umwelt Service GmbH" und die "Linz Service GmbH für Infrastruktur und kommunale Dienste". Kostete das Umladen, Transportieren und Behandeln des Mülls bis 21.12.2020 noch 144,04 Euro pro Tonne (netto), so liegen diese Kosten ab 1. Jänner 2021 bei 186,43 Euro pro Tonne (netto). Das entspricht einer Preissteigerung von beinahe dreißig Prozent. Laufen sollen die neuen Verträge für zehn Jahre. 

Zuerst LKW, dann Schiene

Der Müll aus dem Bezirk geht nun letztendlich also nach Linz, wo er gesammelt, sortiert und verbrannt wird. Wie er aber dorthin gelangt – auch das war ein Thema der jüngsten Verhandlungen des AEV. Vom Land Tirol war beim Abtransport des Mülls von Anfang an ein Transport auf der Schiene gewünscht. Diesen Wunsch lehnte der AEV Kufstein jedoch ab, denn: die Transportkosten per Bahn wären ursprünglich bei 57, 70 Euro pro Tonne (netto) gelegen. Das hätte aber im Vergleich zum Transport mit dem LKW um 19,27 Euro mehr gekostet, dazu wären noch 5 Euro an Umladegebühren auf Container gekommen. "Der gesamte Abfallentsorgungsverband – vom Vorstand bis zu den Gemeinden – ist grundsätzlich schon für den Bahntransport, aber es gibt natürlich eine Schmerzgrenze und 52,70 Euro zu 33,43 Euro, das ist ein enormer Unterschied", so Wechner. Das wäre für den Verband finanziell nicht tragbar gewesen.

Die Verhandlungen mit der Bahn seien zäh gewesen, erklärt Wechner.  | Foto: Barbara Fluckinger
  • Die Verhandlungen mit der Bahn seien zäh gewesen, erklärt Wechner.
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In der AEV-Mitgliederversammlung beschloss man zwar den Bahntransport, aber man legte gleichzeitig fest, dass man die Transporte 2021 vorerst per LKW durchführen und mit der Bahn weiter verhandeln würde. Nach weiteren Verhandlungen mit der Rail Cargo Group konnte man nun eine Einigung erzielen. Der Preis für den Transport auf Schiene wurde nun auf 38,43 Euro pro Tonne festgelegt – das sind fünf Euro mehr als die Kosten für den Transport auf dem LKW. Diese Mehrkosten wird laut Wechner der Verband schlucken. "Fünf Euro mehr pro Tonne ist dem Verband die Umwelt wert", so Wechner. Der AEV Kufstein plant somit im Laufe des Jahres auf den Bahntransport umzusteigen. 

Transport auf Schiene ist kompliziert

Dabei ist der Transport per Bahn zwar umweltfreundlicher, aber komplizierter, wie die AEV-Vertreter erklären. Zuerst wird der Müll nach Kufstein gefahren, dann in Kufstein auf der Umladestation der Stadtwerke Kufstein auf Container umgeladen. Da es bei den Stadtwerken keine Gleisanlage gibt, wird der Müll danach wieder nach Wörgl zurückgeführt und dort am Terminal verladen. Letztendlich muss der Müll dann wieder über Kufstein und das Deutsche Eck nach Linz gebracht werden. "Es wäre mit dem LKW sehr viel einfacher gegangen", erklärt Wechner – obgleich man für den Umweltgedanken sei. 
Ob es irgendwann in der Zukunft ein Anschlussgleis an der Umladestation in Kufstein oder eine andere Lösung geben könnte, um den Bahntransport einfacher zu machen, das steht noch in den Sternen, betonen die AEV-Vertreter. 

Mehr zu der Ausschreibung und neuen Preisen

Ein Blick auf die derzeitige Situation: von den dreißig Gemeinden im Bezirk haben 23 Gemeinden Einzelverträge mit der Firma Thöni, sieben Gemeinden haben Verträge über den AEV mit der Firma Thöni. Ab 1. Jänner 2021 wird die Abfallentsorgung für alle dreißig Gemeinden über den AEV laufen. 
Wie wirken sich die höheren Kosten auf die Haushalte aus? Wechner gab auch ein Rechenbeispiel für einen Vier-Personen-Haushalt und den Restmüll in Wörgl an. Nimmt man an, dass 218 Kilo Restmüll pro Jahr und Haushalt anfallen wären es bis Ende 2020 – bei einem Preis von 0,47 Euro pro Kilogramm – Kosten von 102,98 Euro pro Jahr gewesen. Ab 2021 steigt der Preis auf 0,53 Euro pro Kilogramm, was Kosten von 115,10 Euro pro Jahr entsprechen würde. 

Aktuelle Nachrichten aus dem Bezirk Kufstein finden Sie hier.

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