Für Andrew Roachford und seine Fans war halbleere KuFa halbvoll

Foto: Thomas Weninger

KUFSTEIN. Stell Dir vor, ein weltweit gefeierter Top-Star konzertiert in Kufstein und k(aum)einer geht hin! So geschehen am vergangenen Mittwochabend in der Kulturfabrik, wo sich – Fremdschäm-Erlebnis inkludiert - gerade einmal 120 Genießer bei Andrew Roachfords Club-Tournee-Auftakt zum neuen Studioalbum „The Beautiful Moment“ einfanden.
Zur Erläuterung für alle Daheimgebliebenen, die stets beklagen, „dass in der Provinz nix los ist“: Andrew Roachford ist jener Musiker, zu dessen eingeschworenem Fankreis Legenden wie Bono Vox, Chaka Khan, Oasis oder die Rolling Stones zählen; ein begnadeter Stimmvirtuose, den Ex-Genesis Mike Rutherford spontan als Frontsänger seiner Band Mike & The Mechanics verpflichtete und in dieser Rolle noch immer die größten Hallen füllt; ein stilistisches Chamäleon, das seit 26 Jahren (!) mit traumwandlerischer Sicherheit alle Register von Pop, Rock, Soul, Funk, R&B, Gospel und Cajun ausreizt und mit Allzeit-Hits wie „Cuddly Toy“, „Lay Your Love On Me“ oder „This Generation“ sämtliche Chart-Oberstuben stürmte.

Wer jedoch glaubte, dass Andrew Roachford die schüttere Kulisse als Ehrenbeleidigung empfand und folglich einen lieblosen Dienst-Nach-Vorschrift-Gig abliefern würde, irrte gehörig: Vielmehr lauerte in diesem zunächst befremdlichen Szenario unberechenbare Energie. Satte zwei Stunden wob der 49jährige Londoner gemeinsam mit kongenialen Bühnenkollegen an einem impressionistischen Klangteppich, der niemanden in der ehemaligen Skifabrik kalt ließ. Mehr noch: Andrew Roachford verstand es auf ganzer Linie zu begeistern. Pure Spiel- und Lebensfreude, die sich von der ersten bis zur letzten Minute wie ein Blitzschlag auf das Publikum übertrug und sich dort schonungslos in tanzenden Beine, im Rhythmus klatschenden Hände und stimmgewaltigen Chor-Einlagen ausdrückte.

Mehr als 99 Prozent der mit Abwesenheit glänzenden städtischen Bevölkerung sowie 99,9 Prozent der im Bezirk Kufstein lebenden und ebenfalls auf der heimeligen Couch sitzen oder liegen gebliebenen Menschlein dürfen sich getrost in den Allerwertesten beißen, dieses Konzerterlebnis verpasst zu haben. Denn: Besser wird’s leider nicht in Kufstein, was die Qualität der hier gastierenden Musiker anbelangt! Wohl eher schlechter, bleibt zu befürchten. Weil irgendwann idealistisch geprägte und vergeblich auf Wertschätzung hoffende Veranstalter wie Gerhard „Larry“ Pfeiffer das Handtuch werfen werden, wenn selbst Feinschmecker-Konzerte wie jenes von Andrew Roachford in der Kulturfabrik keine Einnahmequelle sind, sondern Musik gewordene Einzahlungsscheine.

von THOMAS WENINGER

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