Markus Plattner verwirklicht Lebenstraum in Erl

Gehören seit vergangenem Sommer zusammen: Markus Plattner und die Erler Passionsspiele
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Der Schwazer Regisseur Markus Plattner erzählt vom Ausziehen um anzukommen, seinen neuen Projekten und der Verwirklichung einer allumfassenden Vision.

ERL (jm). Mit einem Strahlen im Gesicht begrüßt mich Markus Plattner in seiner neuen Heimatgemeinde Erl. Dort, wo er im vergangenen Sommer mit seiner Inszenierung der Jubiläumspassionsspiele insgesamt 60 000 Zuschauer ins Passionsspielhaus holen konnte, ist er nun zuhause und fühlt sich, wie er sagt, "endlich ganz und frei". Seit 20 Jahren bereits geht Plattner seinen eigenen, oft unkonventionellen Weg als Theaterregisseur – stets auf der Suche nach einer ganzheitlichen Kunstform, die in keine Schublade zu pressen ist und Platz für den Menschen und für Spiritualität lässt. "Und dann habe ich mich im vergangenen Sommer in Erl wiedergefunden, dem alles vereinenden Universum, wo musikalische Hochkultur (siehe Festspielhaus) stattfindet und zugleich auch Volksschauspiel, gekleidet in die Passion Christi", schwärmt Plattner nicht ohne das Strahlen in seinen Augen dabei noch zu verstärken. Zusammen mit den Erler Laienschauspielern hat er mit der Jubiläumspassion etwas Neues geschaffen und Großes bewegt und die Erler wollen jetzt weitermachen, gemeinsam mit ihrem Visionär das entfachte Feuer schüren und den eingeschlagenen Weg weitergehen. Diesen Weg hat Plattner nun in ein Konzept gebracht und der Öffentlichkeit präsentiert.

Drei-Säulen-Konzept
In Workshops können Kinder, Jugendliche und Erwachsene das ganze Jahr über an ihrer Kreativität und am Theater-Handwerk arbeiten – die Besonderheit dabei: die Kurse sind jedem tirolweit und, bis auf eine kleine Verwaltungsgebühr, kostenlos zugänglich. "Der Passionsspielverein und das Land Tirol nehmen Geld in die Hand und fördern Menschen, die sich mit Kunst und Kultur beschäftigen wollen. Es war mir wichtig, dass hier ein Zeichen gesetzt wird, weil ich denke, dass Kultur ein Allgemeingut ist", so der Theatermacher.
Als zweite Säule nennt er die Spielfeste, praktische Projekte, in welche die Erfahrungen aus den Workshops einfließen und die zusammen mit den Beteiligten, ebenfalls über die Erler Dorfgrenzen hinaus, entstehen und entwickelt werden. Variable Aufführungsorte, Einbindung von anderen Kunstformen und verschiedene Darstellungstechniken unterstreichen auch hier Plattners Anspruch auf Ganzheitlichkeit und künstlerische Vielfalt.
Das Säulen-Trio komplett macht das Passionsspiel 2019, das, so sieht es die 400-jährige Tradition vor, ausschließlich den Erlern vorbehalten ist. Über den Weg der Kurse und Spielfeste möchten sie gemeinsam mit ihrem Regisseur Markus Plattner in den kommenden sechs Jahren eine neue darstellerische Qualität und künstlerische Gestaltung erarbeiten.

Sozialpädagogischer Aspekt
"Den Menschen so ein Konzept zu bieten, macht Sinn, denn Spielen ist auch etwas Sozialpädagogisches. Es geht darum, Rollen abzulegen und man selbst zu sein, um die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich", so Plattner, der jedoch darauf hinweist, dass daraus auch Stücke entwickelt werden müssen, um den Prozess zielgerichtet zu gestalten und ihn nicht ins Leere laufen zu lassen.
Das gesamte Konzept, diese alles umfassende Idee ist etwas noch nie Dagewesenes, ein kulturelles Novum, hervorgegangen aus einem emotionalen Ausnahmeerlebnis zwischen einem Visionär und einer Dorfgemeinschaft. "Deshalb musste im Vorfeld auch monatelang mit dem Land Tirol konstruktiv verhandelt werden, weil dieses Projekt in keine Schublade passt", freut sich Markus Plattner – auch darüber, dass ihm von LR Beate Palfrader das Vertrauen zur schrittweisen Umsetzung dieses künstlerischen Bildungsentwurfs entgegengebracht wurde.

Kellertheater Schwaz?
Es wäre nicht Markus Plattner, würde er seinen vergangenen Wirkungsorten den Rücken kehren. Obwohl er nun eine Erler Adresse hat und selbst in Schwaz heuer nicht inszenieren wird, bleibt er weiterhin künstlerischer Leiter und Obmann des Theaters im Lendbräukeller. "Das Kellertheater hat sich in den vergangenen 13 Jahren zu einer Marke entwickelt, was es so kein zweites Mal in diesem Bundesland gibt. Es ist schrill, laut, neu, politisch, alternativ, es hat Kraft und vor allem fördert es junge, professionelle Künstler. Das Programm heuer ist sehr abwechslungsreich und ich freue mich schon auf die Premieren", gibt er einen Ausblick auf den Spielplan der heimeligen Schwazer Theaterstätte. Mit "Shakespeare, Mörder, Pulp & Fiktion" von John von Düffel im März, "Bash-Stücke der letzten Tage" von Neil LaBute im Mai und Ewald Palmetshofers "Wohnen unter Glas" im Oktober lädt Sie das Theater im Lendbräukeller zum kleinen, aber feinen Kulturgenuss ein! Infos auf www.theaterimlendbraeukeller.at

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