Planung des Gemeindezentrums spaltet Angather Gemeinderat

Bruno Mayrhofer und Josef Lettenbichler (re.) sind beide Projektausschuß-Mitglieder für das Angather Gemeindezentrum.
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ANGATH (nos). Am Montagabend tagte außertourlich der Gemeinderat, die Oppositionsfraktionen (SPÖ/Parteifreie und FPÖ/Parteifreie) hatten diese Sitzung beantragt, um von Bürgermeister Josef Haaser (Heimatliste/ÖVP) Aufklärung rund um das seit langem geplante Gemeindezentrum am Kirchplatz zu bekommen. In seiner Dezembersitzung verabschiedete der Gemeinderat das Projekt mit 6:5 Stimmen, also der Mehrheit der Heimatliste. Laut Opposition bekamen nicht einmal die im damit befassten Projektausschuß vertretenen Mitglieder nähere Informationen oder Details zu Gesicht. Der Ausschuß gab auch keine Empfehlung dazu ab, denn "da im Ausschuß trotzdem keine einheitliche Meinung herrscht, wird die Beschlussfassung im Gemeinderat erfolgen" – so das Protokoll der Sitzung.

Harsche Kritik am Führungs- und Kommunikationsstil

"Das ist so mies, wie das bei uns abläuft", schäumten bereits im Vorfeld der Sondersitzung Gemeindevorstand Bruno Mayrhofer (SPÖ/Parteifreie) und Gemeinderat Josef Lettenbichler ("Umbruchsliste" - FPÖ/Parteifreie), "wir bekamen hier keinerlei Einsicht, obwohl wir Mitglieder im Planungsausschuss sind. Wir haben nie Unterlagen, geschweige denn einen Vertrag gesehen!" Das bekräftigten beide Fraktionen auch am Montagabend neuerlich und stellten dem Bürgermeister eine Reihe bisher offener Fragen, wie die um die Konditionen für den im Haus geplanten Supermarkt: Ob es hier bereits einen Vertrag mit der Fa. Spar als Nahversorger gäbe, wie die Konditionen für die Firma zustande kamen, warum es hier keine Ausschreibung oder zumindest ein Hearing im Gemeinderat gab, um sich zwischen Spar, MPreis oder nah & Frisch zu entscheiden.

Nahversorger: Haaser fühlt sich "verpflichtet"

Einen Vertrag mit der Firma gibt es laut Bürgermeister noch nicht, allerdings ein inoffizielles "OK" sofern die Konditionen für die Betreiberin des Ladens in Ordnung gehen. Diese sehen eine "schlüsselfertige" Übergabe, die Erstausstattung des Café-Bereichs um 25.000 Euro, einen monatlichen Mietzins von 1.000 Euro sowie eine "Nahversorgerunterstützung" vor. Sollte der Laden einen jährlichen Umsatz von 520.000 Euro nicht erreichen können, greift Angath mit 6.000 Euro im ersten, sowie je 3.000 Euro in den beiden Folgejahren unter die Arme.
"Wir können uns einen Umsatz von 7.500 Euro täglich in Angath nicht vorstellen", kritisierte die SPÖ-Fraktion diese Unterstützung nochmals in der Sondersitzung, Bürgermeister Haaser antwortete darauf: "du musst ein bisschen Vertrauen in die Leute haben die sich auskennen." Viele Bürger seien an ihn herangetreten, nachdem der Nahversorger im Ort geschlossen hatte, zuerst habe man niemanden gefunden, der auf 44 Quadratmetern einen Laden betreiben wollte. Als sich die jetzige Betreiberin bereit erklärte, war Haaser erleichtert, denn der Nahversorger ist "eine Notwendigkeit für die Bürger, da geht es nicht um Wirtschaftlichkeit", rechtfertigte er die Unterstützungsmaßnahmen. Er fühle sich "der Betreiberin gegenüber verpflichtet".
Für GR Martin Wimpissinger (SPÖ) sehen die Konditionen "fix und fertig aus", er sprach sich mit seinen Oppositionskollegen für "eine dauerhafte und regionale Lösung" aus und monierte, dass er "als Gemeinderat damit nie befasst worden" ist. Bgm. Haaser meinte dazu: "Dann hast du nicht aufgepasst." Zudem verwies der Bürgermeister darauf, dass bereits die Detailplanung laufe, würde man das Projekt nun abändern wollen, etwa durch die Ausschreibung des Nahversorgers, dann wäre dies ein "Projektstopp" und "eine Verzögerung" über Jahre, außerdem "muss man ja alles vorher definieren". Danach lies der Bürgermeister abstimmen, der Abänderungsantrag der Opposition wurde mit der Mehrheit der Heimatliste abgelehnt.

Projekt verändert, nachgebessert, umgeplant

"Am 27. Juni 2013 hat der ganze Zauber begonnen", erinnern sich die Beiden, "es war eine Tiefgarage geplant, wir haben ja kaum Parkplätze im Ort."
Das "Prestigeprojekt des Bürgermeisters", wie Mayrhofer es nennt, sah laut "Angather Bote" (Nr. 19, August 2013) als "mögliche Nutzungsmöglichkeiten für den Bereich Kirchplatz" "die Sicherung der Nahversorgung, die Erweiterung der Kinderbetreuung, betreutes Wohnen, Sitzungs- bzw. Versammlungsraum, Arztpraxis, öffentliches WC und Tiefgarage" vor. Am 9. Juli 2014 fand eine öffentliche Gemeindeversammlung mit den planenden Architekten statt, die einen Vorentwurf präsentierten. "Der Saal im Erdgeschoss wurde von vielen Seiten in Frage gestellt", so Mayrhofer, "den braucht keiner!" Von der Tiefgarage war keine Rede mehr, auch die Arztpraxis und das betreute Wohnen schienen nicht mehr auf. Dafür sehen die Pläne eine großzügige Kinderkrippe vor.
Über 300 Quadratmeter stünden für die derzeit acht betreuten Angather Kinder zur Verfügung. "Insgesamt haben wir derzeit etwa 22 Kinder aus Langkampfen, Angerberg, Kirchbichl und Wörgl unregelmäßig in Betreuung", erklären Mayrhofer und Lettenbichler, "die sind aber nicht täglich da und nie alle zeitgleich."

Krippe im Obergeschoß

"Wenn der Entwurf feststeht, muss daraus ein bewilligungsfähiges Projekt gemacht werden. Wir führen Sie sicher durch alle Normen und Gesetze und vertreten Ihr Projekt auch bei 'Gegenwind' vor der Behörde", liest man auf der Website von Patricia und Gerhard Nothegger ("noon Architekten"). Dass dieser "Gegenwind" gegeben sei, sehen nicht nur Mayrhofer und Lettenbichler. Sie wandten sich an die Bauaufsicht und die Bildungsabteilung des Landes, hinterfragten die Entscheidung, dass die Krippe im ersten Stock angedacht wird – und bekamen Zuspruch: "Wir empfehlen immer die Kinderkrippe im Parterre zu planen, zumal bei Brandgefahr es Betreuungspersonen nicht möglich ist, alle Kinder aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Aufgrund der Zielgruppe (Ein- bis Dreijährige oder auch Jüngere) ist das nicht händelbar. (...) Die Empfehlung von meiner Seite ist, die Kinderkrippe bei einem Neubau immer im Parterre anzusiedeln", so Ursula Bader-Monz von der Abteilung Bildung im Schriftverkehr mit GR Martin Wimpissinger (SPÖ).

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