Lange Nacht der Museen
Nackte Tatsachen im Stoffelhäusl

Erotikfotografie um 1915
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Die Suche nach kargen Landschaften brachte seltene Originale aus den Anfängen der Fotografie zu Tage. Am 7. Oktober wird der „Fund“ im Rahmen der „Langen Nacht der Museen“ im Stoffelhäusl in St. Gertraudi zu sehen sein.
REITH. Weil er historische Fotografien und Ansichtskarten des alten Tirols suchte, kaufte der Heimatkundler Martin Reiter vor Jahren bei einem Trödler eine noch unsortierte Schachtel mit Landschaftsaufnahmen. Erst zu Hause stellte sich heraus, welchen Schatz Reiter da per Zufall erworben hatte.
Denn die Kiste enthielt nicht nur alte Ansichtskarten, sondern auch ein Paket mit über 100 Jahre alten erotischen Fotografien und Aktaufnahmen. Unter den Fundstücken befinden sich zahlreiche Originale aus den Anfängen der Fotografie, deren kunsthistorischer Wert nicht hoch genug einzuschätzen ist. Im Rahmen der Langen Nacht der Museen am 7. Oktober werden die historischen Fotos nun unter dem Titel „Nackte Tatsachen“ im Stoffelhäusl“ in St. Gertraudi präsentiert. Der Blick auf die Kunstwerke soll auch Einblicke in die Entwicklung der Aktfotografie ab dem 19. Jahrhundert gewähren.

Neue Möglichkeiten durch Fotografie

Die damals neu entwickelte Technik der Fotografie eröffnete zunächst den Malern neue Möglichkeiten. Bis dato konnten sie den menschlichen Körper nur in natura oder mit Hilfe von Stichen studieren. „Die ersten Aktfotografien wurden daher auch „Akademien“ genannt, deren Herstellung viel Geduld erforderte, denn damals arbeitete man mit einer Belichtungszeit von 10 bis 30 Minuten“, erzählt Reiter. Erst später wurden lichtempfindlichere Platten entwickelt, aber vom schnellen Schuss der Papparazzi war die Technik von damals noch meilenweit entfernt.

Akt und Erotik

Seit Anbeginn unterschied man zwischen der künstlerisch wertvollen Aktfotografie und der erotischen Darstellung des menschlichen Körpers. Denn natürlich fanden findige Fotografen einen Weg, um die akademischen Malvorlagen „prickelnder“ zu gestalten. Karge Studioeinrichtungen wurden durch Kulissen ersetzt. Im Gegenzug dazu begann man die Modelle ein wenig zu verhüllen, um aus nackten Tatsachen wieder feurige Fantasien zu erschaffen. Paris entwickelte sich zur Hauptproduktionsstätte für solche Aufnahmen, was von der Obrigkeit im Hinblick auf einen florierenden Tourismus stillschweigend geduldet wurde. Um 1900 tabuisierte der allgemein gültige Moralkodex den menschlichen Körper zusehends, weshalb die Bilder immer öfter „unter dem Ladentisch“ verkauft wurden. Und doch handelte es sich meist nur um die Illusion von nackten Tatsachen.
Die Modelle trugen sehr oft enganliegende Strumpfhosen oder gepuderte Trikots. Die unter hauchdünnen Negligés lockenden Freizügigkeiten waren in Wahrheit ganz gut verpackt. Die künstlerisch wertvollen Aktfotografien konzentrierten sich mehr auf den Ausdruck. Ihr Ziel war es, ein dauerhaftes Abbild von Schönheit zu erschaffen.
Wer mehr über den Zauber der Bilder und den Schatz, auf den Martin Reiter gestoßen ist, erfahren möchte, der kann das am 7. Oktober von 18 bis 24 Uhr im „Stofflhäusl“ in St. Gertraudi bei der Ausstellung „Nackte Tatsachen – Erotische Photographie & Akte 1845-1925“ tun. Zu sehen sind vor allem originale Fotografien aus der Zeit, als die Beschäftigung mit dem unverhüllten menschlichen Körper eine Blütezeit erlebte. Die Ausstellung wird um 19, 21 und 23 Uhr mit Lesungen erotischer Gedichte und Musik vom Grammophon untermalt. Auch ein eigener Katalog wird präsentiert. Die Ausstellung ist nur für Erwachsene zu besichtigen.

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