Josef Mühlbacher
Vor 90 Jahren starb Schöpfer des Stille-Nacht-Reliefs

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Josef Mühlbacher (* 4. März 1868 in St. Margarethen im Lungau; † 23. Dezember 1933 in Zell bei Kufstein) war ein Priester, Bildhauer und Maler. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Josef Mühlbacher besuchte von 1879 bis 1887 das Borromäum in Salzburg und studierte danach an der dortigen katholischen Fakultät. 1890 wurde er zum Priester geweiht und wirkte anschließend von 1891 bis 1895 als Kooperator in Hofgastein und von 1895 bis 1916 als Benefiziat an der Kirche Maria Loreto in Radstadt. Als Erzbischof Johannes Katschthaler auf seine künstlerische Begabung aufmerksam wurde, schickte er ihn an die Akademie der bildenden Künste Wien, wo er von 1909 bis 1914 bei Rudolf Jettmar, Alois Delug, Josef Müllner, Hans Bitterlich und Edmund von Hellmer Malerei und Bildhauerei studierte. Daneben studierte er Kunstgeschichte bei Max Dvořák und Heinrich Swoboda an der Universität Wien.
In dieser Zeit konnte er auch Studienreisen nach Italien, Dalmatien und Griechenland unternehmen. Zu seinen Förderern gehörten der päpstliche Nuntius Gennaro Granito Pignatelli di Belmonte und der Kunstmäzen Johann Nepomuk Wilczek. Seine weitere künstlerische Ausbildung bei Auguste Rodin in Paris mit einem Stipendium der österreichischen Regierung wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindert. 1916 wurde er Pfarrer in Zell bei Kufstein. 1917 wurde er Mitglied des fürst-erzbischöflichen Denkmalrates und später Diözesankonservator. 1927 erlitt er während des Gottesdienstes einen Schlaganfall, der ihn rechtsseitig lähmte und seine weitere künstlerische Tätigkeit stark einschränkte. 1932 ging er als Pfarrer in Pension und starb im Jahr darauf.
Als Maler schuf Mühlbacher vorwiegend kleinformatige Ölbilder, häufig auf Karton, mit Landschaften, Gebäuden, Interieurs und Blumenstillleben, die das Vorbild Josef Stoitzners erkennen lassen.
Josef Mühlbacher schuf Statuen und Reliefs in Stein und Bronze, darunter mehrere Kriegerdenkmäler. Seine wichtigsten Werke sind die überlebensgroße expressive Bronzestatue Davids mit dem Haupt Goliaths zu seinen Füßen am Franz-Josef-Platz in Kufstein und das Denkmal für die Stille-Nacht-Schöpfer Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber in Oberndorf bei Salzburg. Seit etwa 1910 beschäftigte sich Mühlbacher mit Joseph Mohr und einem Denkmal für Wagrain. Da es von ihm kein Porträt gab, ließ Mühlbacher 1912 den Schädel Mohrs durch den Wagrainer Pfarrer exhumieren. Aus finanziellen Gründen konnte das Denkmal in Wagrain nicht verwirklicht werden. 1928 wurde es in ähnlicher Form, ergänzt um Franz Xaver Gruber, in der Pfarrkirche Oberndorf aufgestellt. Und genau dieses Denkmal hat eine unglaubliche Geschichte.
Bereits 1911 wollte man dem mittlerweile berühmt gewordenen Dichter von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in Wagrain ein Denkmal setzten. Der Künstler Josef Mühlbacher sollte es anfertigen. Das Grab des in Armut verstorbenen Priesters wurde ausfindig gemacht, und man entnahm den Schädel und schickte ihn zum Bildhauer nach Wien. Anhand der Schädelform sollte Mühlbacher festhalten, wie Mohr ausgesehen haben könnte. Eine Fotografie oder Bildnis von Mohr gab es ja nicht. Mühlbacher fertigte ein etwa 100 x 80 cm messendes Relief an, welches er in Bronze gießen ließ. Doch der 1. Weltkrieg, Wirtschaftskrise und Geldentwertung machten den Wagrainern den Ankauf des Kunstwerks damals unmöglich.
Kurz nach dem Tod Mühlbachers im Jahr 1933 wurde das Original-Relief für Josef Mohr anderweitig verkauft. Der Schädel des Vikars aber verschwand in den Wirren der Zeit. Ob er wirklich nach Oberndorf gebracht wurde, wie eine Notiz Mühlbachers nahelegt, ist nicht belegt. Das Relief hingegen erlebte eine abenteuerliche Reise von Kufstein nach Brasilien und kam 1967 wieder zurück, wo es schließlich in den Besitz des Heimatvereins Kufstein und auf die Feste Kufstein gelangte. Der Kulturverein Blaues Fenster arbeitete mit Hilfe von Martin Reiter daran, eine 1 zu 1 Kopie dieses Reliefs nach Wagrain zu bekommen, deren Aufstellung konnte schließlich im Frühjahr 2023 erfolgen.
Mühlbacher schuf aber auch das Relief von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber in Oberndorf. Dabei wurde ein Mythos geboren. Da Mühlbacher seinen bereits fertig gestalteten Mohr wiederverwendete, konnte er diesem aufgrund dessen Handhaltung keine Gitarre hinzufügen, so wurde Gruber unfreiwillig zum Gitarrespieler, was jedoch nicht stimmt. So wurde ein Mythos geboren, der sich bis in die heutige Zeit hält und sogar noch beim neuen Gruber-Denkmal 2018 in Berndorf fälschlicherweise verwendet wurde.

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