UPDATE: Mehrweg-Milchflasche kommt zurück
"Tirol Milch" in Wörgl baut Abfüllung auf Mehrweg um

Das "Tirol Milch"-Werk am "Latellaplatz" in Wörgl – hier wird die Milchflaschenabfüllung der "Berglandmilch" auf Mehrweg umgestellt. | Foto: BB Archiv
  • Das "Tirol Milch"-Werk am "Latellaplatz" in Wörgl – hier wird die Milchflaschenabfüllung der "Berglandmilch" auf Mehrweg umgestellt.
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In Kooperation mit "Greenpeace" stellt "Berglandmilch", zu der auch "Tirol Milch" gehört, bis zum Ende des Jahres bei Milch in der Glasflasche auf ein Mehrwegsystem um – Investitionen belaufen sich auf rund acht Millionen Euro.

WÖRGL (nos). In Kooperation mit der Umweltschutzorganisation "Greenpeace" liefert die Molkereigruppe "Berglandmilch" – Mutterkonzern von "Tirol Milch", "Schärdinger" und anderen – bis Ende des Jahres ihre Milch in wiederbefüllbaren Ein-Liter-Glasflaschen aus. Das gab Österreichs größte Molkerei am Donnerstag, den 7. März gemeinsam mit "Greenpeace" bekannt.
Für die Umstellung investiert "Berglandmilch" rund acht Millionen Euro an zwei Standorten in Österreich: Aschbach in Niederösterreich und Wörgl.
Die Umweltschutzorganisation sieht Mehrweg als die einzige Lösung, um Verpackungsmüll bei Getränken zu reduzieren und die Plastik-Krise zu bekämpfen.

"Wollen Klimaschutz-Vorreiter werden"

Josef Braunshofer, Geschäftsführer der "Berglandmilch": “Als größte Molkerei in Österreich wollen wir in Sachen Klimaschutz zum Vorreiter werden. Unterstützt durch Greenpeace stellen wir daher noch dieses Jahr auf Mehrweg-Milchflaschen um. Eine einzige Mehrweg-Flasche ersetzt dadurch elf Einweg-Glasflaschen - damit brauchen wir für die gleiche Menge an Verpackungen nur einen Bruchteil an Ressourcen.”

Alexander Egit, Geschäftsführer von "Greenpeace": “Nach fast 20 Jahren sorgt 'Berglandmilch' gemeinsam mit Greenpeace für ein Comeback der Mehrweg-Milchflasche in Österreichs Supermärkten. Mit wiederverwendbaren Verpackungen verkleinern wir die Müllberge und schützen unser Klima. Die neue Mehrweg-Glasflasche ist klar die umweltfreundlichste Lösung und verursacht etwa viermal weniger schädliche Treibhausgase als eine Einweg-Glasflasche.”
Die unabhängige Umweltschutzorganisation unterstützt die Molkerei kostenfrei mit ihrem Know-How.

Abfüllanlage in Wörgl

Vor rund einem Jahr hat "Berglandmilch" Milch in Einweg-Flaschen auf den Markt gebracht. Um die Produktion von Milch auf Mehrweg umzustellen, investiert die "Berglandmilch" rund acht Millionen Euro an den Standorten in Aschbach (NÖ) und in Wörgl: Das Geld wird für eine zusätzliche Glas-Abfüllanlage, eine Waschanlage am Standort in Aschbach sowie für die Errichtung von Lagern für die Glasflaschen verwendet.

“Noch 2019 werden wir unsere erfolgreiche Milchflasche aus Glas ausschließlich als Mehrwegflasche anbieten. Um die Transportwege so kurz wie möglich zu halten, werden wir Trinkmilch sowohl in Niederösterreich als auch in Tirol abfüllen”

Josef Braunshofer, GF "Berglandmilch"

"Farbe der Flasche hat keine Auswirkung"

"Wir haben alles bestellt, die Investitionen sind getätigt, auch eine zweite Abfüllinie ist bestellt", erklärt Braunshofer gegenüber den BEZIRKSBLÄTTERN auf Nachfrage. Für die Mehrweg-Umstellung wird auch eine neue Milchflasche auf den Markt kommen, so Braunshofer:

"Die Flasche wird gerade entwickelt. Als wir die durchsichtige Milchflasche entwickelt haben, hat sich herausgestellt, dass die Farbe des Glases keinerlei Auswirkungen auf Qualität oder Geschmack des Produkts hat."

Ob die nächste Milchflaschengeneration also durchsichtig bleibt, oder wie vor rund 20 Jahren eventuell Braunglas werden könnte, ist derzeit noch offen. Man sei im Entwicklungsprozess, so der "Berglandmilch"-GF.
Für die Umstellung in Wörgl werden auch bauliche Maßnahmen notwendig sein, so Braunshofer weiter. Dadurch könne aktuell noch kein definitiver Zeitpunkt für den Umstellungsbeginn in Wörgl genannt werden, Bauansuchen und -verfahren sind noch offen. "Wir wollen noch dieses Jahr in Wörgl starten, aber einen Zeitpunkt können wir deshalb noch nicht angeben", erklärt der Molkerei-Chef gegenüber den BEZIRKSBLÄTTERN. Auch nicht nennbar sei die genau Höhe des in Wörgl getroffenen Investments, insgesamt sind es 8 Millionen Euro an beiden Standorten.

Aktuell wird in Wörgl die Einweg-Milchflasche der Tirol Milch befüllt. Als diese auf den Mark kam, hagelte es durchaus harsche Kritik am Einweggebinde. "Bei Markteinführung der Glasflasche bereits ein so hohes Investment für ein Mehrweg-Konzept zu treffen, hätten wir gegenüber unseren Eigentümern, rund 11.000 heimischer Bauern, nicht verantworten können, da wir nicht abschätzen konnten, wie sich die Glasflasche auf dem Markt durchsetzen wird", so Braunshofer. Auch mit dem nun angestrebten Mehrweg-System fehlen der "Berglandmilch" die Erfahrungswerte. Setze sich das System durch, seien weitere Ausbauschritte und Investitionen in Wörgl möglich.

Nur 20 Prozent Mehrweg bei Getränkeverpackungen

Anfang der 1990er Jahre waren noch über 70 Prozent der Getränkeverpackungen mehrmals wiederbefüllbar, heute sind es lediglich knapp 20 Prozent. “Um Mehrweg in Österreich wieder stark zu machen, braucht es Unternehmen wie Berglandmilch, die mit mutigen Schritten vorangehen. Die Supermärkte müssen hier mitziehen und die neue wiederbefüllbare Flasche auch in ihre Regale stellen”, sagt Egit.

Darüber hinaus sieht der "Greenpeace"-GF die Politik gefordert: “Wenn die Regierung in Österreich die Plastikverpackungen um ein Viertel reduzieren will, muss sie dafür sorgen, dass der Handel wieder verstärkt Mehrweg-Flaschen anbietet.”
Wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag von "Greenpeace" zeigt, sprechen sich über drei Viertel der Österreicher für mehr wiederbefüllbare Pfandflaschen in den heimischen Supermärkten aus.

Mehr Beiträge zum Thema Tirol Milch finden Sie hier.

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