Kärntner Apotheker: "Ärzte gut für Leistung bezahlen"

Präsident der Apotheker-Kammer in Kärnten: Paul Hauser | Foto: KK
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KÄRNTEN. Künftig muss eine Apotheke nur mehr vier Kilometer von der Hausapotheke eines Arztes entfernt sein, damit dieser sie weiter betreiben darf. Kärntens Apotheker sind mit dem neuen Gesetz nicht zufrieden. "Bei der alten Regel mit sechs Kilometern Abstand wären in Österreich weniger als 20 Hausapotheken zu schließen gewesen", so Paul Hauser. Nachsatz des Präsidenten der Kärntner Apothekerkammer: "In den nächsten 20 Jahren."
Wenig Verständnis hat er dafür, dass auch Nachfolger von Ärzten weiter eine Hausapotheke führen können. "Warum soll das automatisch so sein", fragt er. Froh zeigt er sich mit dem "strengen Apothekengesetz" in Österreich, dass Medikamente nur in Apotheken verkauft werden können. "Medikamente sind kein Buch; damit sollte man kein Geschäft machen müssen", so Hauser.

Diagnost als Verkäufer

Er hält es aber für unethisch, wenn "zu viele Medikamente verordnet" werden. Deshalb an die Adresse von Ärzten: "Diagnost und Verkäufer gleichzeitig zu sein, ist eine Diskrepanz." Schließlich würden Patienten ihrem Hausarzt vertrauen und alle Medikamente zu sich nehmen, die er verabreicht.
Kategorisch wehrt sich Hauser aber nicht gegen Hausapotheken. "In entlegenen Gebieten wie Heiligenblut oder auf der Flattnitz habe ich Verständnis für die Hausapotheke eines Arztes", räumt Hauser ein. Anders sieht der Apotheker das aber in urbaneren Gebieten.

"Porzellan zerbrochen"

"Man kann sich ja hinsetzen und über einzelne Fälle reden", appelliert Hauser an die Kärntner Ärzte. Mit einiger Skepsis: "Es ist viel Porzellan zerbrochen worden", denkt er an Auseinandersetzungen zurück. Es herrsche Misstrauen bei den Apothekern. Durch den neuen Abstand von vier Kilometern befürchten die Apotheker, dass wieder mehr Ärzte selbst Medikamente verkaufen. Das Argument, dass niedergelassene Ärzte in ländlichen Gebieten eine Hausapotheke führen müssen, um wirtschaftlich existieren zu können, kommentiert der Apotheker-Präsident so: "Die Standesvertretung der Apotheker unterstützt ihre Mitglieder, die der Ärzte nicht."

"Ärzte gut bezahlen"

Für wirtschaftlich schwierige Situationen von Ärzten in der Peripherie hat Hauser eine Lösung: "Man sollte die Leistungen der Ärzte richtig bezahlen", sagt er klar. "Da müssen sich die Herrschaften in der Krankenkasse aber richtig anstrengen." Vernünftige Tarife für ärztliche Leistungen würden Hausapotheken unnötig machen. Hauser: "Das wäre Wertschätzung, und niemand müsste herumstreiten."
Sollte es zu keiner gütlichen Lösung kommen, haben die Apotheker eine Forderung parat: "Wir fordern, dass wir die Nachtdienste bezahlt bekommen wie Ärzte auch", so Hauser. Die Alternative: "Wir dünnen die Bereitschaft aus." Konkret denkt man daran, "in den meisten Apotheken von 20 bis 8 Uhr nicht mehr zur Verfügung zu stehen".

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