Katzen-Serie Teil 3: Braucht die Katze eine Glocke?
"Schutzeinrichtung für Vögel": Was das Glöckchenhalsband wirklich bringt
Text: Thomas Weber, Herausgeber "Biorama"
NÖ. 59 Prozent aller in Niederösterreich gehaltenen Hauskatzen sind sogenannte "Freigängerkatzen". Diese Zahl ist das Ergebnis einer von den Bezirksblättern in Auftrag gegebenen Studie des Meinungsforschungsinstituts Akonsult und bedeutet nichts anderes als: Zwei von drei Katzen werden regelmäßig ins Freie gelassen. Oder sie dürfen gar permanent nach draußen, etwa über eine Katzenklappe.
Vor allem in Vorgartensiedlungen und Städten wird das mitunter zum Problem für den Rest der Tierwelt. Denn selbst gut gefütterte Tiere jagen nicht nur Mäuse: Auch Singvögel, Siebenschläfer, Insekten, Schmetterlinge und Eidechsen fallen ihnen zum Opfer. Durch andere Umwelteinflüsse ist die Fauna oft ohnehin bereits bedroht. Dass immer häufiger Katzen gehalten werden, verschärft die Situation vielerorts. Seit Langem wird deshalb empfohlen, Freigängerkatzen mit einem Glöckchen-Halsband auszustatten. Das Klingeln soll potenzielle Beute vor dem sich anschleichenden Raubtier warnen. Doch diese Praxis ist nicht unumstritten.
„Aus Sicht der Katze spricht nichts für ein Glöckchenhalsband“, meint Veronika Heizmann vom Institut für Tierhaltung und Tierschutz der Wiener Vetmeduni, „aus Sicht des Vogelschutzes spricht aber einiges dafür. Irritiert wird eine Katze durch ein Glöckchen aber auf jeden Fall“, so Heizmann. Auch beeinträchtige es die akustische Wahrnehmung, damit auch die Kommunikation von Katze zu Katze. Auch werde durch das Gebimmel die generelle Gefährdung durch Autos erhöht. Sie spricht vom Dilemma drinnen oder draußen. Für ihre eigene Katze löst sie es durch beschränkten Freigang.
Verantwortungsvollen Katzenhaltern rät sie, ihren Liebling viel ins Haus zu holen. „Am besten nur am helllichten Tag rauslassen und zur Dämmerungszeit reinholen.“ Außerdem helfe es Gärten umzugestalten – oder ganz ausbruchssicher zu umzäunen. Wirklich verbreitet sind Katzenzäune („cat fences“) aber noch nicht.
Immerhin fünf Prozent aller Katzenhalter setzen sogar gezielt darauf, dass sich ihr Haustier draußen zwischendurch selbst versorgt. Sie geben an, dass sich ihre Katze allein, ohne Futter oder Betreuung zurechtfinden muss, wenn sie selbst auf Urlaub sind. Für diese Tiere wäre ein Glöckchen wirklich unangenehm.
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