"Musik, ein Lebensweg"
Mit vier Jahren legte Julia Kürner zum ersten Mal ihre Geige an. Heute spielt sie im Brucknerorchester.
NEUHOFEN. Niemals dürfte man sagen: "Julia Kürner geigt auf", denn wenn die 29-Jährige ihre Violine in die Hand nimmt, hat das nichts von diesem brachialen Sprichwort. Ihre Musik ist wie Seide, wenn sich der volle, weiche Ton um die Ohren schmiegt. Sie ist wie ein Zauber, denn Julia Kürner entführt in eine andere Welt: "Ich lasse mich in die Musik fallen, ich möchte die Menschen berühren. Musik hat eine solche Gefühlsbreite, da wird nichts ausgelassen."
Der Funke, der überspringt
Wenn sie erzählt, was sie beim Spielen empfindet, leuchten ihre Augen. Mit ihrer Gestik unterstreicht sie, wie sehr sie das Spielen mitnimmt. "Nach manchen Konzerten fühle ich mich richtig leergespielt. Aber dieses Gefühl, wenn der Funke auf das Publikum überspringt, das gibt mir dann wieder viel zurück." Zuletzt war das so, als die Neuhofnerin mit dem Brucknerorchester auf Tournee in den USA war. "Als wir in der Carnegie Hall gespielt haben, sah ich Richard Gere in einer der vorderen Reihen sitzen", erzählt sie. Dieser Moment war deswegen für sie so einprägsam, weil sie sieben Jahre lang neben ihrer musikalischen Ausbildung Schauspielunterricht genommen hat.
"Das Leben ist leichter, wenn man fröhlich ist"
Doch der Weg zur Profimusikerin war und ist hart. Heute spielt und übt Julia Kürner zwischen fünf und zehn Stunden pro Tag. Nachdem sie mit vier Jahren mit dem Unterricht begonnen hatte, ging es mit ihrer Karriere steil bergauf: Landesjugendsinfonieorchester OÖ, Wiener Jeunesse Orchester, Radiosymphonieorchester Wien und Tonkünstlerorchester NÖ sind nur einige ihrer Stationen. Im Violine-Studium in Wien verlangte ihr Lehrer Gerhard Schulz ihr alles ab. "Musikerin zu sein, ist ein Lebensweg", sagt sie mit Stolz, aber sie hat niemals aufgegeben, denn Kürner ist mit sonnigem Gemüt ausgestattet. "Es bringt nichts, wenn man Trübsal bläst. Das Leben ist leichter, wenn man fröhlich ist", so die Geigerin. Eine Solokarriere hat sie nie angestrebt: "Ich bin ein Gemeinschaftstier."
"Ausleben, austoben"
Eine freiere Rolle hat sie jedoch, wenn sie als Kammermusikerin mit ihrem Streichquartett, dem Atalante-Quartett, unterwegs ist. "Dort kann ich mich noch mehr ausleben, austoben und mein Innerstes hineinpacken", so die Musikerin. Ebenso ist es im Oberösterreichischen Mozarte-Ensemble, das sie mitbegründet hat und dessen künstlerische Leitung sie innehat.
Selbst als Laie ist man nach zwei Stunden Gespräch mit Kürner so gepackt, dass man verleitet ist, sofort zu einer CD zu greifen. Doch wie ernüchternd ist der Vergleich – geht doch nichts über das Gefühl, von der weichen Stimme ihrer Violine durchflutet zu werden.
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