St. Wolfgang: Kampf um Steinbruch geht weiter
Erste Bauverhandlung: Anrainer haben jetzt "Parteienstellung". Bürgerliste will Projekt nach wie vor „komplett verhindern“ und alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen. Für Schotterfirma Kienberger ist ein Kompromiss möglich. Das Projekt gänzlich aufgeben, stehe aber nicht zur Debatte.
ST. WOLFGANG. Am 3. Oktober trafen sich die Anrainer, Schotter-Unternehmer Kienberger, Gemeindevertreter und Sachverständige zur ersten „Bauverhandlung“ der geplanten Steinbruch-Erweiterung im St. Wolfganger Ortsteil Radau. Im Gemeindeamt wurde über mehrere Stunden hinweg das Projekt vorgestellt und die Einwände der Anrainer – inklusive eines geologischen Gutachtens, das das Steinvorkommen im Ausbaubereich in Zweifel zieht – diskutiert.
Den besorgten Nachbarn im Umfeld des Steinbruchs wurde von der Verhandlungsführung – die als objektiv und unparteiisch beschrieben wird – Parteienstellung eingeräumt. Sprich: Sie werden über die nächsten Schritte der Behörde informiert und mit Protokollen versorgt. „Der Verhandlungsführer hat das sehr gerecht gemacht. Er war ein sehr guter Schiedsrichter“, bestätigt auch Bürgerlisten-Initiatorin Christine Blohberger.
"Alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen"
Trotz Lob für die Verhandlungsführung sei das Anliegen der Bürgerinitiative aber weiterhin aufrecht, betont sie: Die Steinbruch-Erweiterung soll komplett verhindert werden. Eine Kompromiss-Lösung schließt Blohberger aus. Dazu will sie alle rechtlichen Mittel ausschöpfen. „Wir sind bereit, weiter zu gehen“, sagt Blohberger.
Einwände gegen das Projekt hatte auch die Gemeinde St. Wolfgang, bestätigt Bürgermeister Franz Eisl. Diese seien dementsprechend deponiert worden. „Es war eine sehr gute Verhandlung, man hat sich für die Sorgen der Anrainer sehr viel Zeit genommen“, schildert Eisl. Er gehe davon aus, dass die Nachbesserungswünsche der Gemeinde in das Projekt eingearbeitet werden, so der Ortschef.
"Kompromiss: Ja! – Projekt aufgeben: Nein!"
Auf der anderen Seite steht Schotterunternehmer Gerd Kienberger, dessen Firma auf die Erweiterung angewiesen ist. Einerseits läuft die Betriebsgenehmigung für den derzeitigen Steinbruch 2022 ab, andererseits sind – laut Kienberger – die Rohstoffe dort weitgehend erschöpft. „Einen Kompromiss kann ich mir vorstellen. Aber für mich steht nicht zur Debatte, dass das Projekt aufgegeben wird. Es geht hier um die wirtschaftliche Existenz meines Unternehmens und die Arbeitsplätze meiner Angestellten“, so Kienberger. Sein Unternehmen zählt derzeit 15 Mitarbeiter – die meisten davon LKW-Fahrer.
Laut Kienberger konnten auch bereits erste Kompromisse mit direkten Anrainern gefunden werden. So sei etwa ein Nachbar mit einer Wasserquelle von der Ausbauplänen des Steinbruchs unmittelbar betroffen. Diesem werde er Ersatzwasser zur Verfügung stellen – das sei bereits vereinbart, so Kienberger.
In den nächsten Wochen dürfte aber nun wieder Ruhe im beschaulichen St. Wolfganger Ortsteil einkehren. Jetzt sind die Bezirkshauptmannschaft und das Land OÖ am Zug. Bis diese Behörden einen Bescheid ausgestellt haben, wird es einige Wochen bzw. Monate dauern. Erst dann wird sich zeigen, wie das Ringen um die Steinbruch-Erweiterung in Radau weitergeht.
Zur Sache: Steinbruch in Radau
Der seit drei Generationen betriebene Steinbruch des Schotterunternehmers Gerd Kienberger soll von der Fläche her verdoppelt, 35.500 Quadratmeter Wald gerodet und eine Bergbaustraße errichtet werden. Eine Bürgerinitiative rund um Anrainerin Christine Blohberger läuft, seit Bekanntwerden der Pläne, gegen das Projekt Sturm. Die BezirksRundschau berichtete bereits darüber.
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